13. Dreizehn

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Kaia

Ich war beinahe dabei zu denken in meinem Kopf hätte sich ein tennisballgroßer Tumor gebildet, der kurz davor war zu explodieren. Doch wahrscheinlich wären diese Schmerzen sogar harmloser gewesen, als der stechende Druck, den der Kater auf mein Nervensystem ausübte.
Verdammt, wieso hatte ich nur so viel getrunken?

Nur vereinzelt kamen immer wieder kleine Stücke der Erinnerungen an die letzte Nacht zurück in meinen Kopf geschossen. Grayson schien mich ziemlich hartnäckig gesucht zu haben, da er es wohl geschafft hatte mich zurück ins Schloss zu bringen, ohne großes Aufsehen zu erregen.
Und da kam es mir wieder in den Sinn: Der Kuss.

Ich hatte ihn geküsst.
Ich hatte Grayson geküsst.
Den Mann, der schon längst nicht mehr nur ein Bodyguard für mich war.

Wenn ich daran zurück dachte, konnte ich trotz dem Rausch immer noch seine Lippen auf meinen fühlen. Seine Hände, wie sie meine Haut berührten und wie er sich mir entgegen beugte um mich weiter zu küssen.
Er hatte es erwidert. Ich war nicht die Einzige, die diese Spannung zwischen uns spürte.
Aber genauso war uns beiden schnell bewusst gewesen, wie falsch diese Tat eigentlich gewesen war.

"Kaia!"
Meine Augen schnellten in die Höhe und ich blickte meinen zornig wirkenden Bruder ins Gesicht, der am anderen Ende des Tisches saß und ein Glas Wein kurz zwischen seinen Fingern drehte, bevor er den Alkohol mit einem Zug versenkte.
"Du bist mit deinen Gedanken schon wieder ganz wo anders", beschwerte er sich und beugte sich einige Zentimeter über die Anrichte.
"Wie lief es eigentlich in den letzten Tagen mit Prinz Matthew? Ihr scheint euch gut zu verstehen."

Oh Gott.
Mein Bruder hatte ja keine Ahnung. Selbst ich wusste nicht genau, was gestern alles geschehen war.
Es war wohl besser, wenn es auch dabei blieb.
Denn kaum verschwendete ich nur einen winzigen Gedanken an diesen Prinzen, verkrampften sich meine Glieder.

"Gut. Es läuft gut", murmelte ich leise und trank von meinem Sekt.
Die Frage war nur, für wen es gut lief.

"Fantastisch", begann mein Bruder und rief einen seiner Angestellten zu sich, der sofort ein dunkles Büchlein zückte, "Setzen Sie Prinz Matthew auf die Gästeliste. Er wird meine Schwester zum alljährlichen Frühlingsball begleiten."

Meine Ohren nahmen war, wie hinter mir jemand nach Luft schnappte und ohne mich umzusehen wusste ich, dass es Grayson war. Er stand schon das ganze Abendessen lang nur wenige Meter von mir entfernt, und auch wenn ich ihm pausenlos den Rücken zugedreht hatte, konnte ich seinen Blick auf meinem Hinterkopf brennen spüren.

"Mein Bodyguard wird doch auch anwesend sein?", fragte ich und wusste, dass ich nur ein ja als Antwort akzeptiert hätte.
Mein Bruder warf einen Blick auf seine Männer und schüttelte anschließen den Kopf.
"An diesem Abend wird so viel Sicherheitspersonal wie nie zuvor vorhanden sein. Ich denke, da kann sich Grayson ruhig eine kleine Auszeit nehmen."

"Aber eure Hoheit", sprach mein Bodyguard so plötzlich, dass ich leicht erschrak als ich seine Präsenz dicht hinter mir spürte.
Er wollte mich keinesfalls alleine lassen. Vor allem nicht, wenn Matthew in meiner Nähe war.
Und ich wollte keinesfalls von ihm alleine gelassen werden.
"Es werden hunderte Gäste anwesend sein. Dem Personal wird es schwer fallen einen perfekten Überblick zu behalten. Ich denke, dass es zum Wohle der Prinzessin am besten wäre, wenn ich an dem Abend ein Auge auf sie werfe. Undzwar nur auf sie. Damit garantieren Sie Eurer Schwester höchste Sicherheit."

Wenn mein Bruder etwas hasste, dann war es, wenn jemand besser war als er. Und da konnte es von allem handeln.
Aussehen, Intelligenz oder einfach nur die klügere Ausdrucksweise.
Ronan wusste, dass es eine gute Idee wäre, Grayson auf den Ball zu lassen. Allerdings mochte er es überhaupt nicht, neues Personal auf so wichtigen Feierlichkeiten wie dem Frühlingsball zu sehen.
Trotzdem konnte er nicht nein sagen. Schließlich würde das seine Verantwortung als großer Bruder in Frage stellen.

"Meinetwegen", murmelte er und trank mit einem Zug sein Glas leer.
"Aber ich möchte, dass du ununterbrochen in Matthews Nähe bleibst. Jeder soll sehen, wie gut ihr euch ergänzt."

"Das kannst du nicht von mir verlangen!", sagte ich aufgebracht und erhob mich von meinem Stuhl, was ich sofort wieder bereute. Ronan ließ sich quälend lange damit Zeit mit seiner Sitzmöglichkeit vom Tisch weg zu rutschen und sich ebenfalls aufzurichten, und auch wenn ein Essenstisch uns von einander trennte, machte mir seine machtvolle Ausstrahlung auf unergründliche Weise Angst.
"Hör zu Kaia. Du magst zwar meine Schwester sein und die Prinzessin von Norwegen. Aber ich bin immer noch der König. Ich bin derjenige, der darüber entscheidet was geschieht, wann es geschieht und wie es geschieht. Sobald ich sage du wirst eine Pflicht erfüllen, fragst du was. Wenn ich sage, du triffst dich mit deinem Prinzen, fragst du wann. Und wenn ich sage du wirst ihm schöne Augen machen, fragst du wie. Haben wir uns verstanden?"

Stumm nickte ich und ließ mich steif zurück auf meinen Stuhl sinken. Unangenehme Hitze stieg in mir hoch und meine Kopfschmerzen verschlimmerten sich fast um das zehnfache.
Grayson sah wie eingeschüchtert ich über diese Ansprache war und aus dem Augenwinkel konnte ich klar erkennen, dass er seine Hand hob um mir Trost zu spenden. Jedoch lag der scharfe Blick meines Bruders immer noch auf mir, weshalb er sie wieder zurückzog und einfach einen Schritt näher an mich heran trat.

Schließlich war ein Bodyguard nicht dafür da um mich aufzumuntern.
Auch nicht um mich kennenzulernen.
Und erst recht nicht um mich zu küssen.

Sondern einfach nur um mich, die Prinzessin, zu beschützen.

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written by me (writingxines)

Ein neues Kapitel für einen tollen Start ins Wochenende!

Kaia scheint mit ganz schön vielen Dingen zu kämpfen.

Was denkt ihr über Ronan?
Ist er einfach nur ein strenger König? Oder ist da schon etwas Hass dabei? ^^

Wird Matthew sich vielleicht endlich ändern?

Mit wem würdet ihr auf diesen Frühlingsball gehen wenn ihr es euch aussuchen könntet? (Entweder jemand aus dem Buch oder ihr wählt frei ^^ )

Ich wünsche euch noch ein wundervolles Wocheende!!! <3

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