15. Fünfzehn

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Kaia

Sein dunkles, gestyltes Haar und das hellblaue Hemd, dass seinen schmalen Oberkörper kleidete, saßen wie immer perfekt. Noch bevor sich Grayson zu ihm umdrehte, kamen seine strahlenden Zähne zum Vorschein und tief in meiner Brust zog sich etwas eng zusammen.

Als ich Matthew dabei entdeckte wie er durch die Flügeltür des Büros meines Bruders schlüpfte, gefror jegliches Blut, dass durch meine Adern schoss. Ich machte mich direkt auf den Weg um Grayson an meine Seite zu holen und als ich sein Zimmer betrat erwartete ich eigentlich, dass er meine Angst erkannte und mich sofort schützend in seine Arme zog.
Doch stattdessen wurde mir das Bild einer kaum bekleideten Liliana unter meinem Bodyguard vors Gesicht geworfen.

Ich wollte ausrasten. Ihn anschreien und ihm Vorwürfe machen. Jedoch hatte ich keinen Grund dazu. Grayson hatte ein eigenes Leben. Er war ein erwachsener Mann und auch wenn ich einen deutlich höheren Rang besaß als er, konnte ich ihm nicht vorschreiben zu wem er sich hingezogen zu fühlen hatte.
Ich verdrängte jegliches Chaos, dass wegen meinen Gefühlen in mir herrschte und versuchte irgendwie die Furcht vor Matthew zu bändigen.
Meine Hände begannen zu schwitzen obwohl mein ganzer Körper in diesem Moment einfach nur zitterte.
Grayson wandte mir den Rücken zu und als er den Prinzen unter die Lupe nahm, spannte sich sein ganzer Körper deutlich an.

"Könnten Sie mir und der Prinzessin vielleicht ein wenig Privatsphäre überlassen?", sagte er zu Grayson und nahm dabei keine einzige Sekunde den Blick von mir.
"Ich werde dich bestimmt nicht mit ihr alleine lassen", zischte mein Bodyguard und schob sich schützend vor mich, als Matthew sich mir langsam näherte.
Die beiden so miteinander interagieren zu sehen, holte Erinnerungen an den damaligen Abend zurück. Ich sah wieder vor mir, wie sie einander angestarrt hatten. Wie Grayson den Lauf seiner Waffe gegen Matthews Schädel drückte und an seiner gefährlich ruhigen Ausstrahlung wussten wir beide, dass er es jederzeit wieder tun würde.

"Ach komm schon Grayson. Willst du etwa, dass ich dich auffliegen lasse?" Matthews Grinsen wurde breiter. Er zog seine Schultern zurück und streckte seine Brust selbstbewusst hinaus.

"Halt den Mund."

Lachend machte er einen Schritt auf Grayson zu, der sich keinen Zentimeter rührte.
Er hatte einen Nerv getroffen.
"Wieso bist du hier? Ist es die Prinzessin? Nein..bestimmt nicht. Dann hättest du es schon längst hinter dich gebracht."

"Verdammt, es reicht", murmelte Grayson und war nur wenige Worte davon entfernt zu explodieren.
Zögernd streckte ich meine Hand nach ihm aus und berührte ihn vorsichtig am Arm.
"Was ist denn los?", flüsterte ich. Er atmete tief ein und drehte sich anschließend zu mir um. Sanft hauchte er mir entgegen: "Ich bin in der Nähe. Sag nur einmal meinen Namen und ich komme sofort."
Seine Stimme war so leise, dass nur ich sie wahrnehmen konnte, weswegen ein Nicken reichte um ihn fortzuschicken.
Meine Augen verfolgten ihn, bis er an der nächsten Ecke verschwand und Matthews Grinsen nicht mehr selbstsicher, sondern anzüglich wurde.

Er bewunderte meinen Körper mit solch einem hungrigen Blick, dass ich mich am liebsten in drei verschiedenen Decken eingerollt hätte. Die Tatsache, dass ich nur meinen kurzen Schlafanzug trug, erleichtere es mir nicht in dieser Situation ruhig zu bleiben. Nervös brachte ich etwas mehr Abstand zwischen uns.

"Ich kann mich an alles erinnern, Matthew."

Er schmunzelte amüsiert und schien die Entfernung von mir zu akzeptieren.
"Ich weiß."

"Geh doch freiwillig. Dann muss ich dich nicht an Ronan verraten", sagte ich und war mir dabei viel zu unsicher über meine eigenen Worte.

"Das würdest du nicht." Nun schloss sich der Zwischenraum, der sich vor mir gebildet hatte, immer weiter; und auch wenn es langsam geschah, wollte ich seine Nähe nicht spüren.
"Dafür hast du viel zu viel Angst vor dem König."

"Ich habe doch keine Angst vor meinem eigenen Bruder."

"Natürlich hast du das. Jeder hat das."
Seine Hand wanderte zu meinem Gesicht und sein Finger strich in niedrigem Tempo meinen Hals entlang.
Eine Gänsehaut bildete sich an dieser Stelle, jedoch hatte sie keinesfalls eine positive Ursache.

"Lass es doch einfach zu, Kaia. Du weißt, dass du meine Nähe ganz einfach genießen kannst", wisperte er leise gegen meine Wange. Sein Arm schlang sich um meine Taille, als ich versuchte mich seinen Berührungen zu entziehen.

Das Gefühl von Schwäche stieg erneut in mir hoch. Ich fühlte mich wieder wie in der Nacht in dem Hotel. Jegliche Kraft entzog sich aus meinen Gliedern und ein unkontrollierbares Schwindelgefühl ließ mich schon fast gegen Matthew kippen.

"Komm mit in mein Zimmer." Seine Worte waren bestimmend, ungeduldig. Er wollte mich bei sich, wieso wusste ich nicht. Aber etwas in ihm verlangte nach mir.

Ich versuchte ihn von mir zu drücken, solange bis ich mich wieder daran erinnerte, dass meine Rettung eigentlich ganz in der Nähe sein musste.
"Grayson!", rief ich und versuchte dabei eine entspannte Tonlage zu halten, um keine weiteren Menschen anzulocken.
Es dauerte nur wenige Schritte bis mein Bodyguard hinter Matthew auftauchte und ihn grob von mir zog.
"Es reicht. Verschwinde jetzt oder ich beseitige dich selbst", drohte ihm Grayson und holte mich sanft an seine Seite.

Doch anstatt sofort zu gehen, tauchte erneut ein Grinsen im Gesicht des Prinzens auf.
"Meinetwegen", meinte er und fuhr kurz darauf fort: "Zumindest wäre ich nicht der erste auf deiner Liste."

Grayson gab ein dumpfes Knurren von sich, als Matthew sich endlich dazu entschloss zu gehen und sich in meinem Kopf immer mehr und mehr Fragen aufstauten.

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written by me (writingxines)

Irgendwie ist Grayson schon ganz schön geheimnisvoll... ^^
Aber deswegen liebe ich ihn ja auch <3

Was für ein Geheimniss trägt Grayson wohl mit sich?

Denkt ihr Kaia ist vielleicht in Gefahr jetzt wo Matthew ihr wieder so nahe ist?

Meinungen zum Buch?

Kritik und andere Anmerkungen sind immer erwünscht!

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