16. Sechzehn

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Grayson

„Du hast meine Anweisungen nicht befolgt, Grayson. Das wird Folgen haben, und das weißt du."

Matthews abscheuliche Visage schwebte direkt vor mir und spukte mir die Worte immer wieder ins Gesicht. Je öfter er sie wiederholte, umso mehr verzogen sich seine Worte. Genauso wie die Umrisse seines Körpers langsam eins mit der Umwelt wurden und alles um mich verschwamm.

„Und für dich habe ich mir was ganz Besonderes ausgedacht."

Seine Stimme wurde wieder klarer, genauso wie meine Sicht. Ein bekannter Geruch stieg mir in die Nase, den ich nur zu gut mit schlechten Erinnerungen in Verbindung brachte, und mir jedes einen Würgereiz verpasste. Eine alte Lagerhalle, wahrscheinlich perfekt geeignet für Matthews Machenschaften. Jedes Geräusch ließ alle meine Alarmglocken läuten.

Ich wusste genau was die nächsten paar Minuten passieren wird, doch ich konnte nichts davon aufhalten.

Erst als die Halle mit Licht durchflutet wurde, und sich meine Augen an das Licht gewöhnten, konnte ich die drei Personen erkennen, die vor mir an einen Stuhl geknebelt waren. Mein ganzer Körper zog sich zusammen als ich zwei davon als meine Eltern identifizieren konnte. Ich sah sie viel zu selten, weswegen ihre Gesichter jedes Mal wieder leicht vernebelt waren. Ich wusste nichtmehr wie ihre Stimmen klangen, geschweige denn wie es sich anfühlte von ihnen umarmt zu werden. Im Gegensatz zu der dritten Person. Ihr Gesicht war viel zu klar und ihre Stimme schwebte jede Sekunde durch meinen Schädel. Ihre Berührungen brannten angenehm auf meiner, obwohl es sich anfühlte als wäre sie Dimensionen und Welten weit weg von mir.

Quinn

Sie war der größte Fehler, den ich begehen konnte. Und obwohl ich es die ganze Zeit wusste, machte ich einfach weiter. Obwohl ich wusste, dass ich sie vergessen sollte, herrschte sie jeden Tag wie eine Königin über meine Gedanken.

Erst jetzt wurde mir klar, was für eine Ähnlichkeit sie mit Kaia hatte. Dieselben Gesichtszüge, den selben Körperbau und dieselbe Haarfarbe. Und wahrscheinlich dieselben Gefühle für mich.

Neben mir stand Matthew, der sich gerade die Ärmel seines Hemdes hochkrempelte und in der einen Hand hielt er eine Pistole. Ich weiß noch immer nicht, was mich damals davon abhielt ihn zu überfallen, immerhin war ich nicht gefesselt und hätte mich frei bewegen können. Es hätte weniger als ein paar Sekunden benötigt um alles zu verhindern. Aber mein Körper glich in dem Moment einer Salzsäule.

„Weißt du, Grayson. Du hättest nur deinen Auftrag ausführen sollen. Es gibt doch keinen Grund der kleinen Quinn ihr Herz zu stehlen", lachte Matthew höhnisch.

Das leise Klicken, als er die Pistole entsicherte, ließ mich zusammenzucken. So sehr ich ihm das Ding gerade aus der Hand reißen wollte, mein Arm bewegte sich keinen einzigen Millimeter.

„Und irgendjemand muss dir doch zeigen, was ein Regelverstoß für Konsequenzen haben kann. Immerhin verkehrst du in Rängen, in denen man sich nichtmehr mit ein paar Scheinen zufrieden gibt", lachte er wieder und ich konnte sein Grinsen aus den Augenwinkeln erkennen. Mein ganzer Körper begann zu zittern als er den Lauf der Waffe an meine Schläfe setzte.

„Oh, du glaubst etwa ich will dich einfach so umbringen?", zischte er verärgert, „Zuerst sollst du leiden, Blondchen."

Und von der einen Sekunde auf die andere nahm er meine Eltern ins Visier. Ich wusste genau was für Vorwürfe mein Vater mir in diesem Moment am liebsten gegen den Kopf werfen würde.

Und die nächsten paar Sekunden überschlugen sich. Meine Eltern, leblos auf ihren Stühlen, von einer einfachen Kugel durchbohrt. Als ich realisierte was passiert war, löste sich mein Körper aus seinem Krampf und des brauchte nur ein paar Schläge, um an den Besitz von Matthews Waffe zu sein. Meine Brust hob und senkte sich viel zu schnell und meine Sicht wurde wieder unklar, durch die salzigen Tränen, die in meinen Augen lagen. Ich kann mich nichtmehr erinnern was ich in diesem Moment sagte, aber mein Mund formte irgendwelche Worte.

Mir war klar, dass sich in dem Lauf der Pistole nur drei Kugeln befanden, weswegen ich auch ohne zu zögern Matthew als letztes Opfer auswählte.

Mein 17-jähriges Ich dachte da jedoch anders. Nachdem ich Matthew ins Visier nahm, mein Finger schon auf dem Abzug lag. Doch kurz bevor ich abdrückte, wanderte meine Hand in Quinns Richtung. Ich wollte mich anschreien, mich verprügeln und am liebsten selbst umbringen, doch es fühlte sich an als würde ich gegen eine Wand reden.

Und dann drückte ich ab.

Doch Quinn war nichtmehr Quinn. Sondern es war Kaia die an den Stuhl geknebelt war und mit aufgerissenen Augen ihre letzten Atemzüge machte.

Mein ganzer Körper drohte zu zerspringen, als nicht nur ich hochschreckte, sondern auch Liliana neben mir. Sie versuchte auf mich einzureden und mich zu beruhigen, doch das konnte nur ich selbst. Immerhin verfolgte mich diese Erinnerung meiner Vergangenheit jede Nacht in meinen Träumen.

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written by artisticwinchestxr

Naa?
Wer von euch wusste von Anfang an dass es nur ein Traum war? ^^

Ein kleiner Einblick in die nicht so schöne Vergangenheit von Grayson.

Denkt ihr wird diese Erinnerung irgendeinen Einfluss auf Graysons Job haben?

Und was denkt ihr über Graysons damalige Tat?

Haben wir es geschafft dass ihr Matthew noch weniger mögt? xD

Meinungen zum Kapitel?

Kritik und andere Anmerkungen sind immer erwünscht!

Royal Liar Where stories live. Discover now