7. Sieben

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Kaia

Der Herbst war wohl die einzige Jahreszeit, die ich wirklich genoss.

Aus jeglichem Fenster des Hauses hatte man einen unbeschreiblichen Ausblick auf das rötliche Farbspiel, das sich im ganzen Land abzeichnete.
Vor allem wenn ich hier vor meinem eigenen Balkon stand und auf unseren prachtvollen Garten hinabblickte, konnte ich garnicht genug von den ganzen gemischten Tönen des Laubes bekommen.

Doch das allerbeste an dieser Zeit war, dass das magische Bild nur täuschte und sobald man einen Fuß nach draußen setzte, kam einem die Nässe und Kälte dieser Übergangszeit entgegen.

Unangenehme Monate sorgten dafür, dass ich mich nicht so ausgeschlossen dabei fühlte wenn ich den ganzen Tag lang nur im Schloss verbrachte und mich in den verschiedenen Räumen zurück zog.

Genau aus diesem Grund wunderte es mich, dass ich ausgerechnet heute, nachdem es nach 3 Stunden regen endlich wieder trockener wurde, das Bedürfnis hatte ein wenig frische Luft zu schnappen und das Gelände zu verlassen.
Ich tauschte mein Kleid gegen ein gewöhnliches Oberteil und eine schlichte Hose, meine Schuhe waren schneller übergestriffen als üblich. Sofort griff ich nach einem langen, dunklen Mantel in dessen tiefer Kaputze ich mein Gesicht verstecken konnte, ehe mich meine Beine bereits aus dem Haus führten.

Doch noch bevor ich auch nur die Eingangshalle verlassen konnte, stieg abrupt das unwohle Gefühl in mir hoch ich hätte etwas immens wichtiges vergessen.

Natürlich.
Grayson.

Wieder schritt ich durch das halbe Gebäude, bis ich bei den Zimmern des Personals angekommen war.

Hätte er nicht sowieso an meiner Tür warten sollen bis ich bereit war mein Zimmer zu verlassen?

Den einzigen Hinweis den ich zu seinem Zimmer hatte war, dass es sich am Ende des Ganges befand. Er hatte vor einigen Tagen seine Waffe vergessen und ich sollte ihn dabei begleiten sie zu holen.
Ich ging an jedem einzelnen Raum vorbei und lauschte dabei genau, um nicht von irgendeinem anderen Bodyguard gesehen zu werden. Mir war bewusst, dass jeder sofort an Ronan verraten würde, dass ich mich hier öfter aufhalte als mir erlaubt ist.

Graysons Zimmertür wurde geräuschlos aufgedrückt.
Ein zierlicher Frauenkörper trat aus dem Raum und ich hatte sofort das Bedürfnis mich hinter der nächsten Wand zu verstecken.

Aber ich war die Prinzessin.
Mir gehörte dieses Haus und ich durfte sehen und hören was ich wollte.

Erst als die Gestalt vollkommen ins Tageslicht getreten war, hatte ich keine Zweifel mehr daran, die Person zu kennen.
Diese dunklen, wilden Locken und das natürlich schöne Lächeln, das sich über Lilianas Gesicht erstreckte ließen sie unvergleichbar bezaubernd wirken.

Direkt nach ihr kam auch schon Grayson in den Türramen. Doch im Gegensatz zu meiner Schneiderin, die komplett mit ihrer Arbeitskleidung bedeckt war, trug er rein garnichts als den grauen Stoff einer Boxershorts.
Direkt fiel mein Blick auf seinen nackten Oberkörper. Die schwarzen Tattoos auf seiner Haut umspielten seine definierten Muskeln auf eine wirklich attraktive Weise.

In meinem Magen baute sich ein ungewohnt wohliges Gefühl auf, gemischt aus Freude und einer Wärme, die ich überhaupt nicht deuten konnte. Doch dieses Empfinden hielt nur kurze Zeit an, da sich meine Stimmung schnell in stumme Wut verwandelte, als ich beobachtete welche leuchtenden Blicke die beiden untereinander austauschten.

War das der Beweis dafür, dass Grayson in seiner Freizeit nichts besseres zu tun hatte als sich durch das weibliche Personal zu schlafen?

Sobald mein Bodyguard sich wieder in sein Zimmer zurückgezogen hatten, führte mich irgendwas in mir dazu, Liliana zu folgen, welche sich bereits auf den Weg in ihr Arbeitszimmer gemacht hatte.
Ich holte sie schneller ein als gedacht und kam direkt in ihrem Sichtfelt zum stehen, wodurch sie ebenfalls inne hielt.
"Eure Hoheit", keuchte sie leicht erschrocken auf und umfasste ihren Koffer mit Arbeitsutensilien, der ihr beinahe aus den Händen gefallen wäre.
"Ich hatte Sie nicht kommen gehört. Kann ich was für Sie tun?"

"Liliana, du kannst nicht einfach in die Zimmer des restlichen Personals gehen. Du weißt, dass das nur durch meine oder Ronans Einverstänis getstattet ist."
Meine Stimme klang eindeutig um einiges strenger als üblich und ich hatte schon fast Mitgefühl mit ihr, als meine Augen ihrem verwirrten Blick begegneten.
Doch kaum erinnerte ich mich erneut an die Szenen von vorhin, keimte diese unergründliche Wut in mir wieder auf.

Meiner Schneiderin war anzusehen, das sie Angst hatte etwas falsches zu sagen, wodurch ich einfach weiter erklärte was jetzt mit ihr passieren würde.
Ich konnte ihr nicht mehr in die Augen sehen, ohne an einen halbnackten Grayson zu denken.

"Du kannst nicht mehr für mich arbeiten, Liliana. Ich kann nicht jemanden meine Kleider machen lassen, der sich unerlaubt im Haus herumtreibt."

"Prinzessin Kaia. Ich bitte Sie", flüsterte sie verzweifelt und strich ihre lockigen Haarstränen aus dem Gesicht. "Ich brauche diese Arbeit. Sie wissen, meine Kleidung entspricht immer Ihren Erwartungen und ich gebe mir bei jedem Zentimeter Stoff unheimlich viel Mühe."

"Ich weiß Liliana. Deswegen fliegst du ja auch nicht raus. Du wirst einfach absofort für meinen Bruder arbeiten."

Kaum hatte ich den Satz zuende gesprochen, sah ich dabei zu wie ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht wich und sie sich wahrscheinlich am liebsten direkt vor mir übergeben hätte.

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written by me (writingxines)

Denkt ihr Kaias Entscheidung war gerechtfertigt?

Und was denkt ihr passiert, wenn Grayson das erfährt?

Danke fürs lesen und wir hoffen das Kapitel hat euch gefallen♡

Meinungen zum Kapitel?

Kritik und andere Anmerkungen sind immer erwünscht!

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