12. Zwölf

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Grayson


Ich glaube ich hatte in meinem Leben noch nie so lange die Luft angehalten.
Gezwungenermaßen eigentlich.
Denn erst jetzt, nachdem hinter mir die Tür ins Schloss fiel, merkte ich, wie sehr sich meine Luftröhre zuschnürte.

Es war nur der Alkohol in ihrem Blut.
Sonst nichts.
Nur das Verlangen irgendjemanden zu küssen, es hätte nichtmal ich sein müssen, ich war nur in greifbarer Nähe.

War ich nicht diskret genug?
Hatte ich sie nicht genug abgewiesen?
Sowas war eine der wichtigsten Regeln. Und doch fühlte es sich viel zu gut an.

Es war nur der Alkohol.
Du warst nicht schuld daran.

Immer wieder versuchte ich es mir einzureden.
Und doch erwischte ich mich wieder dabei, an ihre Lippen, auf den meinen, zu denken. Sie passten viel zu gut auf meine.
Ich hätte wissen müssen, dass es passiert. Ihr Blick durchlöcherte mich schon kurz davor. Ich hätte einfach nicht bei ihr bleiben sollen.

Ich durfte es mir in ihrer Gegenwart auf keinen Fall anmerken lassen. Ein Vorfall, in diese Richtung durfte nicht ein zweites Mal passieren. Und doch musste ich mit mir kämpfen um sie nicht zu überfallen. Mein Körper sehnte sich nach ihrer Berührung.

Sie brachte 10 Jahre harter Ausbildung und Drill innerhalb ein paar Sekunden komplett zum Fall. Plötzlich fühlte ich mich komplett hilflos und schwach in ihrer Nähe. Sie zerstörte alles. Meine Selbstkontrolle, meine Professionalität.

Trotz alledem schlich sich immer wieder der Gedanke in meinen Kopf, ihre rosigen Lippen ein weiteres Mal zu küssen und ihren Körper mit meinen Händen zu erkunden.

Ich musste irgendetwas tun, um sie aus meinen Gedanken zu verdrängen.

Ich starrte an das Glas Wasser, als ich wieder vor ihrer Tür stand. Mein Körper bebte immer noch, was an der überschwappenden Flüssigkeit nicht allzu schwer zu erkennen war.

Insgeheim hoffte ein kleiner Teil, dass sie auf mich warten würde. Der Rest wünschte sich jedoch, dass sie schon tief schlafen würde.

Und mein Wunsch wurde erfüllt, als ich ein leises Schnarchen aus ihrer Richtung vernahm. Also stellte ich das Glas geräuschlos an ihren Nachtisch und legte ihr eine Kopfschmerztablette dazu.

Ich musterte sie einige Sekunden. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, als ich realisierte, dass ich sie nicht haben konnte. Egal wie sehr sie mich unter Kontrolle hatte.

Es gab nur eine Möglichkeit, sie aus meinen Gedanken zu bringen. Also ging ich wieder in den Flur und im nächsten Moment fand ich mich bei den Zimmern des Personals wieder.

Ein schwaches Licht fiel durch ihren Türspalt, also erlaubte ich es mir, nach einem Klopfen, ihr Zimmer zu betreten.

Sie saß an ihrem Schreibtisch, so wie an den meisten Nächten. Ihr Blick fiel auf mich und ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

"Du bist noch wach...?", fragte sie leise und ich ging zu ihr an den Schreibtisch, begutachtet erstaunt ihre ganzen Skizzen, die versträut über ihren riesigen Schreibtisch lagen.

"Das selbe könnte ich dich auch fragen", grinste ich müde und stellte mich hinter ihren Stuhl. Sanft legten sich meine Hände in ihren Nacken und ich konnte spüren wie sich unter meinen Händen eine Gänsehaut bildete.

"Du bist ja richtig verspannt", bemerkte ich als ich anfing sanft ihren Nacken zu massieren. Sie drehte sich zu mir um und musterte mich besorgt. "Du siehst aber auch nicht besonders gut aus. Hast du die Prinzessin gefunden...?", flüsterte sie und ich nahm meine Hände von ihrem Nacken, als mir wieder die Bilder von Matthew und Kaia vor den Augen tanzten.

"Ja. Das...war nur ein kleiner Zwischenfall", lächelte ich beruhigend, doch Liliana durchschaute mich schneller als ich dachte. "Wie ein kleiner Zwischenfall sieht das aber nicht aus"

"Können wir einfach über was anderes reden?", raunte ich ihr verbissen entgegen und sie stand sofort auf und nickte nur stumm.

Erst jetzt merkte ich wie nah sie mir eigentlich war und auf irgendeine Art und Weise beruhigte sie mich und ließ mich vergessen was in den letzten paar Stunden passiert war. Am liebsten wollte ich meine Hände in ihren braunen Locken vergraben. Als sie merkte, dass ich sie mit meinem Blick durchbohrte, sah sie beschämt auf den Boden und ein Schatten fiel über ihr, viel zu perfektes Gesicht.

"Stimmt was nicht...?", raunte ich heiser und legte vorsichtig meinen Zeigefinger unter ihr Kinn, hob es etwas an, worauf sie heftig schluckte.

"Ich weiß nicht ob es so gut ist, dass du hier bist. Die Prinzessin...könnte wieder sauer werden...", murmelte sie leise worauf ich nur mit einem kehligen Lachen antwortete und über ihre Wange strich.
"Sie schläft...tief und fest. Glaub mir."

"Gut. Ich will dich nämlich wirklich nicht weg schicken", flüsterte sie mit einem beschämten Unterton und ich zog sie ein Stück näher an mich. Ich hätte schwören können, dass sich ein leises, kaum hörbares Seufzen aus ihrem Mund schlich, als sich ihre Hand an meiner Brust platzierte.

"Gut. Ich würde nämlich auch nicht gehen." Ich beugte mich langsam zu ihrem Ohr und stoppte über ihrer Halsschlagader. Ihr Puls pochte so sehr, dass ich ihn selbst noch spürte, als ich meine Lippen leicht an ihre Haut presste. Lilianas Hand an meiner Brust krallte sich in mein weißes Hemd. Ihre freie Hand wanderte meinen Nacken entlang, in mein Haar, sodass sich über meinen ganzen Körper eine Gänsehaut bannte.

Einmal angefangen, konnte ich nichtmehr aufhören, zarte Küsse an ihrem Hals zu verteilen. Ihre zierlichen Arme klammerten sich immer mehr an mich, sodass ich meine Arme um ihren dünnen Körper schlang, um sie zu unterstützen.

"Ich habe mich noch immer nicht richtig bedankt, dass du mich vor Ronan gerettet hast", riss sie mich plötzlich aus meinem Tun und ich ließ von ihr ab. Als ich sie verwirrt anblickte, kicherte sie nur leise und strich mit ihrem Daumen sanft über meine geschwollenen Lippen.

"Dafür musst du dich doch nicht bedanken. Das ist mein Job", antwortete ich, doch sie drängte mich bereits auf ihr Bett und platzierte sich auf meinen Schoß. Und plötzlich wusste ich genau was sie vor hatte. Mir war nicht sicher ob es mir gefiel, aber ich war hier um Kaia aus meinem Kopf zu verbannen.

"Du bist der Bodyguard der Prinzessin...nicht der von mir", säuselte sie, als sie sich an dem Verschluss meines Hemdes zu schaffen machte. Sie war viel zu schön um sie zu unterbrechen und ich wollte es schon viel zu lange.

"Ich wurde ausgebildet um Menschen zu beschützen. Und zwar nicht nur eine Person..."

Mir wurde klar, dass dies nicht die einzige Lüge sein wird, die ich erzählte, als sie mein Hemd über meine Schultern strich und ihre Lippen auf meine legte.

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written by artisticwinchestxr

Und mal wieder ein Kapitel mit etwas mehr "Romantik" ^^

Was denkt ihr inzwischen von Grayson und Liliana?

Denkt ihr, Kaia wird sich an den Kuss erinnern können?

Wie wird es zwischen unseren Pärrchen weitergehen?

Meinungen zum Kapitel?

Kritik und andere Anmerkungen sind immer erwünscht!


Royal Liar Where stories live. Discover now