19. Neunzehn

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Kaia

Viel zu oft starrte ich minutenlang einfach nur an die Decke und versuchte herauszufinden, was es war, das mich so sehr nach Grayson schmachten ließ.
Er war nicht der erste attraktive Angestellte in diesem Haus, doch trotzdem konnte ich nicht damit aufhören an ihn zu denken, ja, sogar von ihm zu träumen.
Und dabei spielten mir meine Fantasien nachts Bilder in den Kopf, die sich mehr vorstellten als der einfache Kuss von damals..

Früher dachte ich immer, sobald ich 18 wäre würde sich alles ganz einfach ergeben. Ich würde einen traumhaften Prinzen treffen in den ich mich sofort verlieben würde und wir lebten glücklich bis an unser Lebensende.
Niemals hätte ich geglaubt, dass alles genau so laufen würde wie es jetzt war.
Dass mir ein grässlicher Prinz aufgezwungen wurde, wärend sich meine Gefühle von Mal zu Mal verstärkten. Jedoch nicht für Matthew. Sondern für Grayson. Meinen Bodyguard. Eine Beziehung die schon allein wegen meines Titels niemals funktionieren konnte und trotzdem wollte irgendetwas in mir nicht aufgeben und suchte ununterbrochen nach einem kleinen Schlupfloch, dass uns beide glücklich machen konnte.

"Prinzessin?"
Graysons Stimme ließ mich hellhörig werden und ich hob meinen Blick von dem alten Buch in meinen Händen. Das Sofa unter mir knarrte leise, als ich den Bestseller weglegte und von dem weichen Stoff aufstand.
"Deine Schneiderin möchte mit dir sprechen", teilte er mir mit und öffnete bereits die Tür der Bibliothek um ihr Einlass zu gewähren.
Obwohl er ganz genau ihren Namen wusste und sie wahrscheinlich auch viel zu gut kannte, ließ er sich nicht aus seiner Rolle drängen.

Und da fiel mir ein, dass neben den unterschiedlichen Welten in denen Grayson und ich aufgewachsen waren, wohl auch Liliana mich daran hinderte jemals an meinen Bodyguard ranzukommen.
Er mochte sie. Mehr als das. Er genoss ihre Nähe deutlich, das konnte ich von hier aus spüren. Was ich verstehen konnte, da Liliana wirklich eine hinreißende und talentierte junge Frau war. Es gab Zeiten, da war sie meine einzige Freundin hier. Doch irgendwann fing nicht nur ihres, sondern auch mein Leben an stressiger zu werden. Einer der Gründe warum nicht nur wegen ihrer Beziehung zu Grayson etwas dafür gesorgt hatte, unsere Begegnungen von Zeit zu Zeit unangenehmer zu machen.

Liliana trat in den Raum, versuchte krampfhaft ihren Blick von Grayson fern zu halten, und warf mir ein schüchternes Lächeln zu als sie sagte: "Prinzessin Kaia, Ihr Kleid für den Frühlingsball wäre fertig. Es wäre toll wenn Sie in den nächsten Tagen zu einer Anprobe in mein Zimmer kommen könnten."

Inzwischen stand Grayson nur noch wenige Schritte hinter ihr und da ich ebenfalls den Augenkontakt zu ihm vermied, konnte ich nur vermuten, wen von uns beiden er gerade beobachtete.

Es machte mich unheimlich nervös ihn zu sehen, aber gleichzeitig nicht direkt zuzusehen, was seine nächsten Handlungen waren. Liliana schien es ähnlich zu gehen, denn sie zupfte nur ungeduldig an einer ihrer Locken und nahm meinen Blick abwartend auf.
Ich schluckte kurz die ganzen Zweifel und Unruhe hinunter, da diese Situation für uns alle drei unangenehmer war, als es sein sollte, und deutete mit einer leichten Kopfbewegung zur Tür.
"Grayson, könntest du uns bitte alleine lassen?", fragte ich ruhig und bekam als Antwort erstmal nur einen misstrauisch Gesichtsausdruck, weswegen ich mit etwas Nachdruck noch ein flehendes "Bitte" anhing.

"Natürlich", seufzte er nach kurze Zögern, ließ seine Augen für einen schnellen Moment durch den Raum schweifen und verließ schlussendlich die Bibliothek um seinen Platz vor der Tür wieder zu finden.

Als der eigentliche Übeltäter sich endlich aus unserer Nähe entfernt hatte, stießen wir gleichzeitig erleichtert den Atem aus, was ein Schmunzeln auf unsere beiden Gesichter zeichnete.
Schade eigentlich was aus Liliana und mir geworden war. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung auf den erneuten Aufbau unserer Freundschaft?
Wenn das einzige, das uns daran hinderte Grayson war, musste es doch bestimmt irgendeine simple Lösung geben.

"Und jetzt zu deiner Frage ... Wäre morgen Nachmittag gut?"

"Ja. Das wäre perfekt. Wann immer Sie wollen, Prinzessin." Liliana fing an für ein paar Sekunden hektisch zu nicken, weshalb ich versuchte sie etwas zu beruhigen, indem sich meine Handfläche auf ihre Schulter legte. Ihre Haut glühte und ich konnte gut nachvollziehen weshalb.
Ich hatte sie schon Mal meinem Bruder ausgesetzt. Sie hatte keinen Grund mir in dieser Hinsicht zu vertrauen.

"Liliana", flüstere ich und ihre Augen funkelten überrascht auf. Ich hatte sie lange nicht mehr direkt bei ihrem Namen genannt.
"Nenn mich einfach Kaia, Okay? Und diese förmliche Anrede ist wirklich nicht nötig. Wir kennen uns seit Jahren und ich fände es schön, wenn es bald wieder so wie früher zwischen uns wäre."

Misstrauen. Das war wohl das beste Wort, wie man ihr Gesicht gerade beschreiben konnte. Zugegebenermaßen kam dieser Entschluss ziemlich spontan. Doch ich musste anfangen nicht nur auf meine Bedürfnisse, sondern vor allem auf die meiner Freunde und Mitmenschen zu achten.
Und als Liliana zustimmend nickte und mir auch noch ihr wohl ehrlichstes Lächeln schenkte, breitete sich ein schon lange verloren gegangenes Glücksgefühl in mir aus.

Doch ihre Freude erlosch so schnell, wie sie auch erschienen war und sie strich unsicher über ihre Bluse, mit sich ringend ob sie die Worte wirklich aussprechen solle, die sich in ihr anstauten.

"Was ist los, Liliana? Ist irgendwas passiert? Hat dir jemand was angetan?"

Seitdem sich Matthew nur noch im Schloss aufhielt, verband ich jegliche Vorfälle nur noch mit ihm. Trotz Graysons Schutz hatte ich nicht nur Angst um mich, sondern auch um die vielen weiblichen Angestellten in diesem Haus, von denen die Meisten nur wenige Jahre älter als ich waren. Dazu zählte nunmal auch Liliana.

"Nein. Mir ist nichts passiert", versicherte sie mir direkt und kläre mich sofort danach über ihre Nervosität auf.
"Ich ... wollte dir nur sagen, dass es mir Leid tut. Dass zwischen mir und Grayson mehr ist als ein einfaches Arbeitsverhältniss, sollte nicht sein und ist auch nicht gern gesehen, das weiß ich. Aber es ist nunmal passiert und um ehrlich zu sein ... will ich auch nicht aufhören ihn zu sehen. Doch wenn du das verbietest, dann- "
"Hey. Liliana. Es ist alles gut." ,stoppte ich sie und gab ihr die Möglichkeit etwas durchzuatmen, bevor sie vor meinen Augen umkippte.
"Ich habe kein Problem damit, dass ihr euch gerne habt. Solange es eure Arbeit nicht beeinträchtigt, könnt ihr so weiter machen wie sonst auch."

Ich dachte nicht, dass Liliana den Mut besaß mich auf ihre Beziehung mit Grayson anzusprechen. Und auch wenn ich wirklich wollte, dass die zwei sich nicht mehr wohl nächtlich trafen, konnte ich es einfach nicht aufhalten.
Einerseits würde mein Bodyguard nie wieder mit mir sprechen. Doch noch viel mehr wollte ich nicht, dass wegen mir das Glück von zwei Personen, die überhauptnichts falsch gemacht hatten, zerstört wurde.

Auch wenn sich mein Magen schmerzhaft zusammenzog, sobald ich an dieses verträumte Paar dachte, musste ich endlich einsehen, dass es für mich keine andere Option gab, als endlich über Grayson hinweg zu kommen und meine Zukunft mit Matthew zu akzeptieren.

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written by me (writingxines)

Mal ein Moment zwischen Kaia und Liliana... Naja..ob das gut geht..

Wird Kaia vielleicht wirklich endlich mit Grayson abschließen?

Welches paar ist für euch Endgame?

Was für Momente würdet ihr euch noch im Buch wünschen?

Meinungen zum Buch?

Kritik und andere Anmerkungen sind immer erwünscht!


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