Teil 1

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William

"Es freut mich ebenso hier sein zu dürfen.", erwiderte ich mit gequältem Lächeln. Ich hatte das Gebäude vor weniger als zehn Minuten betreten, wurde bereits von einem Schüler angerempelt, beschimpft, und von einer Clique junger Schülerinnen bestaunt. Nein verdammt, ich freute mich nicht hier zu sein.

Ich wollte zurück zu meinen engagierten Schülern, die alle mindestens genauso alt waren wie ich selbst. Zurück zu anständigen, reifen Menschen, die einfach stumm meinem Unterricht lauschten und wussten, wie man sich zu benehmen hatte.

Mr. Rodes schüttelte meine Hand mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Angespannt hielt ich diesen kurzen, aber dennoch unschönen Moment aus. Womöglich konnte mir jeder Idiot ansehen, dass ich jeglichen Körperkontakt zu Menschen äußerst gerne vermied.

"Sie sind wirklich kein Freund von Augenkontakt, habe ich Recht?", fragte er mich, als unsere Hände sich lösten. Ich lächelte krampfhaft und schüttelte den Kopf, während meine Augen sich nicht entscheiden konnten, ob sie sich auf den Boden oder doch die Leere fixieren sollten.

"Sie lenken mich ab vom Wesentlichen.", versuchte ich es so kurz wie möglich zu erklären. Mr. Rodes nickte nachdenklich. Ich biss mir nervös auf die Unterlippe, hoffend, dass er keine weiteren Fragen stellen würde, denn auch davon war ich kein großer Freund.

"Ich werde sie dann kurz zu ihrem Klassenraum begleiten." Wieder nickte ich. Insgeheim hoffte ich wirklich, wenigstens eine der besten Klassen zu ergattern. Natürlich ahnte ich dennoch, dass meine Hoffnung sehr bald erloschen sein würde.

Ich begleitete Mr. Rodes durch das Gebäude, sah mir jedes Detail genau an und blieb schließlich vor einer offenen Tür stehen. "Ich zähle auf sie.", zwinkerte er mir zu, eher sich von mir abwandte und mich hilflos zurückließ. Kurze Zeit starrte ich ihm nach. Sein plötzlicher Abgang kam ziemlich unerwartet, doch noch unerwarteter kam das Mädchen, welches sich mir plötzlich gegenüber stellte.

"Sind sie Mr. Graham?", fragte sie mit unschuldigen Augen, wobei sie sich eine Haarsträhne um den Finger wickelte. Somit bekam das Sprichwort um den Finger wickeln eine noch tiefere Bedeutung für mich. Überrascht sah ich zu ihr runter, da sie sicher fast zwei Köpfe kleiner war als ich. Ihre Wimpern klimperten ganz aufgeregt auf und ab, während sie zu mir aufsah. Ich schluckte.

"Bin ich.", entgegnete ich knapp, bevor ich mich wortlos an ihr vorbei ins Klassenzimmer schob. Schon jetzt bereitete mir ihre Anwesenheit gar kein gutes Gefühl.

Lautes Gebrüll kam mir entgegen, als ich durch die Tür trat und meinen Blick im Raum umherschweifen ließ. "Ey, ich glaub' das isser!", hörte ich einen Jungen brüllen. Ich war mir ziemlich sicher, dass er mich damit gemeint hatte, denn augenblicklich wurde es still. Sämtliche Augen waren auf mich gerichtet, als ich nun meine Tasche auf das Pult stellte. Jeder saß an seinem Platz, sogar das merkwürdige Mädchen, was mich eben noch vor der Tür aufgehalten hatte. Meine Laune besserte sich etwas. Vielleicht waren diese Kids gar nicht so schlimm, wie ich dachte.

"Guten Morgen.", rief ich voller Enthusiasmus. Niemand sagte ein Wort. Mein Blick schwirrte nervös umher, eher ich eilig nach einem Stück Kreide griff und mich zur Tafel wandte. "Ich bin Mr. Graham.", stellte ich mich kurz vor, als ich meinen Namen angeschrieben hatte. Sofort eilten einige Finger nach oben. Mit überraschter Miene suchte ich mir die erste Person, die ich aufrufen würde. Leises Getuschel war zwischen einigen Mädchen zu hören, jedoch war unverständlich was sie sagten. Ich zeigte auf eines der Mädchen der letzten Reihe, welches mich vollkommen begeistert anstarrte. "Und ihr Vorname?", fragte sie ganz verträumt und stützte ihren Kopf auf ihre Hände. Ich spürte sofort, wie meine Wangen glühten und mein Herz zu rasen begann. Ich hatte erst zwei Sätze gesagt und schon begannen die ersten mich anzuhimmeln als wäre ich der Star einer Boygroup, und dabei ahnten sie gar nicht, wie nervös mich das machte. Ebenso ahnten sie gar nicht, dass sie nicht die geringste Chance bei mir hatten, da ich mich niemals auf sie einlassen würde.

■ I might be in love ■Onde as histórias ganham vida. Descobre agora