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Samstag.

Der eisige Wind blies mir durch meine schulterlangen, dunkelbraunen Haare und ließ sie förmlich tanzen.
Es war schon wieder so spät. Wie eigentlich immer, wenn ich zu dem verlassenen Haus ging, welches ein wenig abgeschottet von der Innenstadt Seouls stand.

Obwohl es erst Anfang Frühling und damit noch ziemlich kalt war, hatte ich nur eine kurze Hose und einen großen Hoodie an.
Aber das störte mich relativ wenig.
Erstens würde ich mehr Kalorien verbrennen, wenn ich fror und zweitens interessierte ich mich ehrlichgesagt nicht dafür, falls ich krank werden würde.
Ich war sozusagen eh schon am Ende.. Schlimmer konnte es eigentlich gar nicht mehr werden, nicht wahr?

Meine Beine (falls man diese Stöcke überhaupt noch als Beine bezeichnen konnte) taten langsam aber sicher schon vom Gehen weg, was ich versuchte auszublenden, da ich wusste, dass ich gleich da war.

Und da war es auch schon - Das Haus, was so aus sah, als würde es jeden Moment zerfallen.. 'Wie ich.', dachte ich.

Als ich die Treppe hochlief, drohten meine Beine schon aufzugeben, jedoch lief ich einfach weiter und ignorierte es gekonnt.

Auf dem Dach angekommen, atmete ich tief ein und aus und genoss die frische, eiskalte Luft für einen Moment. Dann lief ich vor zum Rand des Daches und setzte mich so hin, dass meine Beine über dem Abgrund Baumelten.

Wie immer.
Was eigentlich komisch war, da ich nie Sachen für eine gewisse Zeit immer wieder gleich machen konnte. Es langweilte mich.
Doch dies tat ich schon seit knapp 4 Jahren.
Und das so gut wie jede Nacht.
Und ich bekam nie genug von diesem dunklen, gruseligen und einsamen Ort.

Bestimmt anderthalb Stunden saß ich hier, warf ab und zu ein paar Steine, welche auf dem Dach lagen, von dem hohen Haus hinunter und sah verträumt zu, wie diese auf dem harten Asphalt aufprallten und zersplitterten und sehnte mich danach, ihnen zu folgen.

Auf meinem zerkratzten Handy-Display konnte ich noch gerade so die Zeit erkennen.
23:44 Uhr.

Es war stockdunkel, nur der Mond, welcher teilweise von Wolken bedeckt war und ein paar flackernde Laternen, die an einem einsamen Pfad standen, gaben dieser wunderschönen, schwarzen Nacht ein wenig Helligkeit.

Ich ließ meine Beine immer noch von dem Dach baumeln, als ich plötzlich ein knacken hinter mir hörte und danach, wie sich die alte Tür knarrend öffnete.

Das konnte nicht war sein. Ich war bis jetzt immer alleine - noch nie kam jemand (vorallem zu dieser Zeit) hier her. Noch nie hatte mich jemand hier gesehen und gestört.
Ich hasste Menschen und wollte jetzt auch sicherlich keine Gesellschaft.

So gut es ging verdrängte ich das Verlangen, aufzustehen und einfach zu gehen, da ich mir die Nacht nicht versauen lassen wollte, und ignorierte diese Person einfach. Ich hatte mich nicht einmal umgedreht.

Doch ungefähr nach 5 vergangenen Minuten hörte man Fußstapfen, welche sich in meine Richtung bewegten.
'Komm bloß nicht näher.'

Doch genau das tat diese Person.
Langsam aber sicher spürte ich, wie sie mir näher kam und irgendwann hinter mir stoppte.
Ich schloss meine Augen und versuchte sie weiterhin zu ignorieren.
Doch die Person meinte es wohl nicht so mit mir.

"Hey. Ich weiß, dass ich mich nicht einmischen sollte.. Aber du sitzt hier ziemlich gefährlich und ich denke anhand der Uhrzeit und vom Ort her, dass es gewollt ist. Weißt du, es gibt für alles eine Lösung! Auch wenn es nicht so scheint.. Aber ich bin da auch schon durch, glaub mir. Ich will dir echt nicht zu nahe treten, aber bitte überdenke dein Vorhaben nochmal. Es gibt viele Positive Dinge, die für's Leben sprechen und die dich glücklich machen werden.", ertönte auf einmal eine tiefe kratzige Stimme. Das ging zu weit.

"Also erstmal, du bist mir damit schon zu nahe getreten und ja, du solltest dich echt nicht einmischen. Und heul nicht gleich rum, ich werde mich nicht umbringen.. Egal wie gerne ich jetzt runter springen würde.", meinte ich kalt und drehte mich zu dem Typen.

Er blickte mich mit einem monotonen Blick an, welcher zugleich aber auch irgendwie sanft war.
Ich erwiderte seinen Blick, woraufhin er seinen Kopf schief legte. Seine Schwarzen Haare fielen mit seinem Kopf auf eine Seite.
Er war relativ dünn gebaut, war nicht sehr groß (immer noch größer als ich) und sah ziemlich kaputt aus.

"Warum? Falls ich das wissen darf.", fragte er und kniete sich neben mich auf den Boden. Ich rückte ein Stückchen zur Seite, um einen gewissen Abstand beizubehalten.

"Du bist echt nervig.", entgegnete ich abweisend.

Er zog die Augenbrauen hoch, sagte jedoch danach nichts.
Ein Moment der Stille traf ein und wir waren beide in Gedanken versunken.
Ich fühlte mich einfach nur unwohl.
Wollte allein sein.
Sowie die letzten Jahre.

Er räusperte sich.
"Und? Bekomme ich noch eine Antwort?", hakte er nach.

"Urgh. Ich habe Angst."

Es war wieder kurz still.

"Angst? Wovor?", fragte er und zog die Augenbrauen zusammen.

"Vor der Zeit bevor ich sterbe. Ich habe angst davor, dass wenn ich zum Beispiel hier runter springe, " Ich zeigte auf den Abgrund. "dass ich mich dann doch umentscheide und dann doch leben will und ich es dann nicht mehr ändern kann... Davor habe ich Angst.", antwortete ich ihm letztendlich doch, mit der Hoffnung, dass er nun aufhören würde dumme Fragen zu stellen.

Er überlegte kurz.
"Verständlich. Also wirst du nicht springen?" Und da zersprang meine Hoffnung.

"Weiß man nie.", sagte ich nur, verdrehte die Augen, stand dann doch auf und bewegte mich Richtung Ausgang.
Er sah mir nur irritiert hinterher.

"Hey, warte! Wo willst du hin?", rief er mir hinterher, als ich schon durch die Tür war und die Treppen hinunter lief.
'Er wollte mir nicht zu nahe treten, sagte er.'

Ich antwortete ihm nicht und lief so schnell es ging das Treppenhaus herunter und dann den nur schwach beleuchteten Pfad entlang, mit dem Gefühl, dass er mir folgen würde.
Jedes Mal als ich mich umdrehte, sah ich jedoch nichts.

Hoffentlich war dies das erste und letzte Treffen mit ihm.

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Hey peeps :) Bin bäck mit einer neuen Story.. Und die Leute, die mich kennen wissen, dass ich total auf sowas ⬆️ stehe.
Ich werde diese Story vorschreiben, da ich halt nicht immer so motiviert bin ein Kapitel zu schreiben und gerade aber voll in meinem Element bin..

Hoffe das Kapitel hat euch gefallen und würde mich sehr über eine Bewertung freuen :D

Byee~

𝐬𝐮𝐢𝐜𝐢𝐝𝐚𝐥 // 𝐦𝐢𝐧 𝐲𝐨𝐨𝐧𝐠𝐢 Where stories live. Discover now