In meinem Herzen nur du

6.

"Wo willst du denn essen gehen?", frage ich Leo wenig später, während ich mein Auto auf die Autobahn lenke.

"Ich hab total Lust auf Falafel. Lass uns zu NOUR oder?" Ruckartig reiße ich meinen Kopf herum und starre Leo erschrocken an. "Zu NOUR? Wieso das denn?"

"Wie, wieso das denn? Ich kenne in München kein besseres arabisches Restaurant, du etwa? Außerdem ist das doch Maliks Restaurant. Wenn wir Glück haben, ist er ja vielleicht sogar da. Ich freue mich schon, unsere Freunde endlich alle wiederzusehen. Auch Abbas, Younes und die anderen Jungs", plappert er unwissend vor sich hin.

"Okay, zu NOUR dann. Dein Wunsch ist mir Befehl", antworte ich zögerlich.

Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, ins NOUR zu gehen. Ich will Malik gerade nicht unbedingt begegnen, bevor ich nicht mit ihm unter vier Augen sprechen und ihm meine Entscheidung mitteilen konnte, aber da Leo so selten hier ist, will ich ihm den Wunsch auch nicht abschlagen in sein Lieblingsrestaurant zu gehen und seine Freunde zu sehen.

Ein Klingeln reißt mich aus meinen Gedanken. Der Bordcomputer meines Mercedes signalisiert hektisch blinkend einen eingehenden Anruf von "Abbas ♡".

Völlig selbstverständlich nimmt Leo den Anruf grinsend per Knopfdruck an. "Hallooo", ertönt Abbas Stimme durch die Freisprechanlage meines Autos.

"Hallooo", ruft Leo lachend zurück. Stille. "Leo?", fragt Abbas verdutzt. "Abbas?", antwortet Leo.

"Neee, bist du in München? Wieso gehst du an Lillis Handy? Ihr seid doch nicht hier bei uns zuhause, oder?" Ich fange laut an zu lachen. Ich kenne niemand verpeilteren als meinen Bruder.

"Guten Morgen, Abbas. Nein, wir sind nicht zuhause. Ich habe Leo gerade vom Flughafen abgeholt, er ist jetzt ein paar Tage in München. Wir fahren gerade zu NOUR und gehen dort war essen", kläre ich ihn auf.

"Zu NOUR, Lilli? Sicher? Hast du dich schon entschieden?", fragt er mich skeptisch. Ich unterbreche ihn schnell und erkläre ihm auf Arabisch, dass ich mich entschieden habe und mir sicher bin, dass ich nicht Malik will, sondern Walid und versichere meinem Bruder, dass ich zeitnah mit den beiden reden werde.

Abbas antworte mir, dass er sich jetzt anzieht und dann auch ins NOUR kommt, ich soll Leo aber nichts davon sagen, da er ihn überraschen will. Dann schlägt er spontan vor, eine Überraschungsfeier mit Leos Freunden bei uns zu schmeißen.

Ich bin sofort begeistert von der Idee und stimme dem Vorschlag zu. Leo wird sich sicher freuen. Ich erzähle Abbas noch, dass Walid mich um 19 Uhr abholen will und wir dann gemeinsam essen gehen und schlage vor, die anderen für 21 Uhr zu uns einzuladen. Ich plane Leo dann gegen 21 Uhr unter einem Vowand zu bitten zu uns zu kommen.

Abbas stimmt meinem Plan zu und erklärt sich bereit unsere Freunde zu informieren und alle Party-Vorbereitungen zu übernehmen. Dann verabschieden wir uns voneinander und ich lege auf.

Ich lasse meinen Blick grinsend zu Leo gleiten, der ein dickes fettes Fragezeichen im Gesicht hat. Verwirrt fragt er mich: "Walid, Malik, entscheiden? Hä? Was geht ab? Wie lange war ich noch mal weg? Fünf Jahre? Klär mich mal auf, was ich alles verpasst hab."

"Dann fange ich am besten mal ganz vorne an. Ich habe auf einer Club-Eröffnung, auf der ich mit Abbas war, den Besitzer, einen Freund von Abbas, kennen gelernt oder besser gesagt wieder gesehen, und mich total in ihn verguckt."

Leo unterbricht mich und fragt ungläubig: "Du hast dich in einen Freund von Abbas verguckt, der einen Club eröffnet hat? Du meinst aber nicht Walid, oder?"

"Doch, Walid, wieso? Was ist denn mit ihm? Kennt ihr euch?" frage ich sofort alarmiert. "Ja sehr gut sogar. Walid ist ein guter Freund von Felix. Ich glaub das nicht.. Lilli, ist das dein Ernst?", fragt er immer noch schockiert.