3I.

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Wenig später wache ich allerdings wieder auf weil mir kotzübel ist. Ich stehe auf und muss mich am Bett abstützen, da sich das Zimmer vor meinen Augen zu drehen beginnt.

Langsam taste ich mich an der Wand entlang zum Badezimmer. Da es Sommer ist, ist es zum Glück nicht stockdunkel sondern schon am dämmern.

Ich reiße die Badezimmertür auf, stolpere ins Bad und stürze zur Toilette, wo ich mich mehrmals übergebe bis mein kompletter Mageninhalt in der Toilettenschüssel entleert ist.

Schnell drücke ich auf die Toilettenspülung und krabbel zum Waschbecken. Ich ziehe mich mühsam daran hoch, stelle das Wasser an und wasche erst meinen Mund aus und dann mit dem kalten Wasser durch mein Gesicht.

Mir geht es hundeelend. Immer wieder muss ich würgen, aber da mein Magen leer ist, kommt nichts mehr. Mein Kopf dröhnt und mein Magen verkrampft sich immer mehr.

Auf einmal geht die Tür auf und Walid kommt rein. Er schaut mich erschrocken an und fragt: "Schatz, was ist los? Was ist denn mit dir passiert? Du bist ja total blass. Was hast du?"

Ich antworte leise und kraftlos: "Mir ist so schlecht. Mein Kopf dröhnt und mir ist schwindelig. Ich muss mich die ganze Zeit übergeben."

Walid schaut mich mitleidig an und stellt fest: "Kater, aber vom Allerfeinsten. Komm, ich weiß was da hilft."

Er nimmt mich auf den Arm, hält kurz inne, schnappt sich dann im Vorbeigehen einen Putzeimer und sagt: "Ich bringe dich jetzt ins Bett, aber den Eimer nehmen wir lieber mal mit."

Er trägt mich ins Schlafzimmer, legt mich sanft ins Bett und küsst meine Stirn. Dann deckt er mich zu und geht aus dem Zimmer.

Kurz darauf kommt er wieder und bringt mir ein Kühlkissen, eine Aspirin und ein Glas Wasser, in welches er Vitaminpulver gerührt hat. Ich trinke das Glas leer und schlucke die Tablette. Walid legt mir fürsorglich das Kühlkissen auf die Stirn und kriecht wieder zu mir ins Bett. 

Ich atme seinen vertrauten Geruch ein und spüre seine warme Haut an meinem Gesicht. Behutsam streichelt er durch meine Haare. Ich konzentriere mich auf seinen gleichmäßigen Atem und bin kurz darauf wieder eingeschlafen.

Als ich das nächste Mal wach werde, ist es elf Uhr. Walid liegt neben mir und schläft wie ein Baby. Das ganze Haus ist still, weshalb ich davon ausgehe, dass die anderen beiden Jungs auch noch schlafen. Walids Eltern waren gestern bei Bekannten in Stuttgart und haben dort im Hotel geschlafen; sie werden wohl erst gegen Mittag zurück kommen.

Ich bin gespannt, wie sie auf Shayan reagieren. Sie wissen ja noch nicht, dass er wieder Zuhause ist. Sie haben ihn seit über vier Jahren nicht einmal gesehen.

Mir ist immer noch ein wenig übel, aber trotzdem habe ich Hunger. Immerhin sind meine Kopfschmerzen verschwunden. Ich setze mich einen Moment auf die Bettkante, damit mir nicht wieder so schwindelig wird und stehe langsam auf.

Ich gehe ins Bad, wasche mich und ziehe mich an. Ich habe mittlerweile einige Klamotten bei Walid, entscheide mich aber für eins seiner riesigen T-Shirts. Dazu ziehe ich eine Jogging-Shorts an, die jedoch fast komplett unter dem T-Shirt verschwindet.

Ich gehe langsam nach unten und laufe in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen, da höre ich ein tiefes: "Guten Morgen."

Ich fahre erschrocken herum und sehe Shayan im Wohnzimmer sitzen. Ich lächele ihn erleichtert an und wünsche ihm ebenfalls einen guten Morgen. Dann mache ich mir einen Kaffee und setze mich zu ihm auf die Couch.

"Wieso bist du schon wach?", frage ich ihn. "Wir mussten im Gefängnis immer um sechs Uhr aufstehen. Nach vier Jahren habe ich den Rhythmus so drin. Ich habe zwar versucht noch mal einzuschlafen, das hat aber nicht geklappt. Ich hab mich noch bis neun Uhr im Bett rumgewälzt und bin dann runter gegangen. Und wieso bist du schon wach?"

In meinem Herzen nur duWhere stories live. Discover now