43.

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Zeyd beachtet mich nicht weiter, sondern wendet sich stattdessen Walid zu und erzählt ihm auf Arabisch von einem Problem mit dem Getränkelager.

Walid lächelt mich kurz an und bedeutet mir mit einer kurzen Handbewegung, dass er gleich wieder kommt.

Die beiden Brüder verschwinden und ich gehe auf die Tanzfläche um mit Abbas zu tanzen. Ich versuche Spaß zu haben, aber die Begegnung mit Zeyd liegt mir schwer im Magen.

Irgendwann gehe ich zur Toilette, als mich auf einmal jemand ruckartig an meinem Handgelenk packt und mich in einen kleinen Raum zieht.

Erschrocken schreie ich auf und die Person macht laut: "Pscht!"

In dem schummrigen Licht erkenne ich sein Gesicht. "Zeyd, was machst du hier? Was soll das?", frage ich ihn ängstlich.

"Ich will mit dir reden", sagt er ernst. "Und wieso jagst du mir so einen Schrecken ein und ziehst mich hier in eine Besenkammer? Hättest du mich gefragt, hätte ich freiwillig mit dir geredet", werfe ich ihm vor.

Leise sagt er: "Nein, das geht nicht. Walid hat uns verboten, mit dir zu reden. Also zumindest über das, was passiert ist. Wir sollen uns nicht einmischen, Shayan und ich. Shayan wird sich auf jeden Fall daran halten, aber ich kann das nicht. Ich muss einfach von dir hören, was passiert ist. Walid sagte uns nur, dass ihr euch getrennt habt, aber er hat uns keinen Grund genannt. Und da er dich mehr liebt, als sein eigenes Leben, muss schon was krasses passiert sein, sonst würde er diese Trennung niemals akzeptieren."

Jetzt verstehe ich. Ich atme tief durch und erzähle Zeyd alles. Angefangen mit dem Streit zwischen Walid, Abbas und Younes, dem Streit zwischen uns, von der Trennung, von dem Kussfoto und schließlich davon, dass ich im Vanity war und bei Maxim zuhause.

Ungläubig starrt Zeyd mich an. Wütend knurrt er: "Lilli, wieso hast du das getan? Du wusstest doch von Shayan und Ada. Wieso hast du dich so verhalten wie sie? Du liebst Walid doch immer noch, das habe ich gerade gesehen!"

Tränen steigen mir in die Augen. Zum ersten Mal spreche ich laut aus: "Natürlich liebe ich ihn. Ich weiß nicht wieso ich das getan hab, ehrlich. Ich war so verletzt. Es war ein riesiger Fehler, das weiß ich jetzt auch."

"Oh man Lilli, wenn du das wieder gut machen willst, musst du dir was einfallen lassen. Wir sind nächste Woche weg, dann hast du Zeit dir was zu überlegen."

Verwirrt schaue ich ihn an. "Barcelona, wir fliegen doch fünf Tage weg. Das hatten wir Walid doch zum Geburtstag geschenkt. Younes, Abbas, Shayan und ich", klärt Zeyd mich auf.

In dem Moment wird die Tür aufgerissen und Walid steht wütend vor uns. "Wusste ich's doch. Lilli weg, Zeyd weg. Was geht hier ab?", fragt er aufgebracht. "Nichts, Walid, alles gut", beschwichtige ich ihn.

Doch Walid geht einen Schritt auf Zeyd zu und packt ihn grob am Arm. Er sagt laut: "Habe ich dir nicht gesagt, du sollst sie in Ruhe lassen?"

Zeyd schlägt seine Hand weg und fragt aufgebracht: "Erklär mir mal eine Sache: Wieso stellst du dich immer noch vor sie und beschützt sie?"

Walid kontert: "Wieso hältst du dich nicht an meine Bitte?"

"Aber wieso denn? Wieso sollen wir nicht erfahren, was sie getan hat?", fragt Zeyd verständnislos.

"Weil es langsam reicht. Ich will diesen Scheiß einfach nur vergessen, aber jeder mischt ein und wühlt alles wieder auf. Abbas hat sie schon genug fertig gemacht. Glaub mir, sie hat ihre Lektion gelernt. Du musst nicht auch noch auf ihr rumhacken", antwortet Walid bestimmt.

Leise sage ich: "Aber das hat er nicht, Walid. Er wollte nur wissen, was passiert ist."

Walid sieht seinen jüngeren Bruder böse an. Dann dreht er sich zu mir und faucht: "Ist klar, deshalb hast du auch geweint, ne?"

In meinem Herzen nur duWhere stories live. Discover now