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ʲᵘˢᵗ ˡⁱᵏᵉ ʰᵒʷ ᶠᵃˡˡⁱⁿᵍ ᶠˡᵒʷᵉʳ ᵖᵉᵗᵃˡˢ ᵍʳᵉᵉᵗ
ⁱ'ᵐ ˢᵐⁱˡⁱⁿᵍ ʷⁱᵗʰ ˡᵒⁿᵉˡʸ ᵗᵉᵃʳˢ
ᵍᵒᵒᵈᵇʸᵉ ᵐʸ ˡᵒᵛᵉ, ᵈᵒⁿ'ᵗ ᵇᵉ ˢᵃᵈ ᵃˡᵒⁿᵉ
ᵗʰᵉʳᵉ ᵃʳᵉ ᶠˡᵒʷᵉʳˢ ᵗʰᵃᵗ ᵇˡᵒᵒᵐ ᵇʳⁱᵍʰᵗˡʸ ⁱⁿ ᵗʰⁱˢ
ʷᵒʳˡᵈ
-Goodbye

08.06.2011

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich manchmal Zeit und Universum vor meinen eigenen Augen vermischen. Dann dreht sich der Zeiger auf der Küchenuhr langsamer und sie schreien mal nicht die ganze Zeit.
Ich weiß nicht wirklich, wieso sie sich das noch antun.
Menschen sollen doch lieben, oder?
Immer wenn ich bei ihnen bin, spüre ich diesen Hass, den sie mir aus dem Augenwinkel noch zuwerfen.
Was soll ich denn gegen dieses Dilemma machen?
Ihnen sagen, dass ich Angst habe?
Angst um diese Familie und Angst um mich selbst?

12.09.2011

Heute hatte ich einen Streit mit Everley. Sie hat gesagt, dass ich mich doch mal angemessen verhalten sollte, wie man das von einem Jungen in meinem Alter erwarten könne.
Sie weiß, dass sie sich selbst damit wehtut.
Am liebsten würde ich ihr ins Gesicht sagen, wie sehr ich sie dafür hasse, wobei sie doch meine einzige Schwester ist, die ich noch habe.
Von Cho kann ich im besten Willen nichts erwarten.
Er bekommt sich ja selbst nicht mal auf die richtige Gerade mit seinen 17.
Da soll ich mich anstrengen und mich besser als er verhalten.
Ich weiß, ich bin der Zweite, doch Cho mag Mädchen, Cho hat einen guten Abschluss, Cho hat Freunde.

19.12.2011

Sie ist tot.
Meine Eltern streiten sich noch mehr als sonst und Cho hat angefangen Drogen zu nehmen.
'Er ist mit seinen Freunden draußen' heißt es dann immer so halb aus der Laune heraus.
Ich will das alles nicht mehr, all diese Lügen, vor allem, wo sie jetzt nicht mehr da ist.
Im Geheimen bin ich mir ja sicher, dass wir alle zum Sterben verdammt sind.
Erst Everley, dann Cho und zuletzt ich.
Außerdem habe ich einen Freund gefunden!
Sein Name ist

06.02.2012

Ich habe mich verliebt.
Er ist vielleicht auch nur eine Schwärmerei, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es etwas anderes ist.
Ich kann ihn in mein Herz schließen, spüre diese Wärme, dieses Kribbeln.
Everley hat es mir so erklärt, zumindest ist das bei Mädchen so anscheinend.
Nur ist er ein Junge.
Irgendwie kommt es mir ein wenig abartig vor das gleiche Geschlecht zu lieben...

▪■□■▪

"Was für eine Teesorte willst du?", fragt er mich und drückt sich auf seinen Zehenspitzen ein Stück weiter nach oben.

Dabei kneift er eines seiner Augen konzentriert zusammen, hält sich tatsächlich recht gut, auch wenn seine Fußgelenke zittern.

"Earl Grey", grinse ich und lehne mich an eine der kalten Steinsäulen, die sich zwischen den verschiedenen Regalen des viel zu dunklen und vollgestopften Ladens vom Boden in die Decke bewegen.

Hier riecht es ein wenig wie auf einem indischen Markt gemischt mit zu wenig Putzen und billigem Plastik.

Würde ich hier arbeiten, müsste ich wohl befürchten, dass es mir die Sinne raubt und ich nach halber Arbeit schon von einer Leiter kippen würde.

Si Cheng allerdings nimmt sich alle Zeit in diesem Kramsparadies und inspiziert jedes Sonderangebot genauestens.

Man könnte ja auch nur ein Gramm zu wenig kaufen.

"Ich dachte du magst keinen Earl Grey", bemerkt er meinr vorherige Aussage mit dem Geräusch seiner
Doc Martins auf dem billigen Linolium begleitet.

"Ich mag ja auch dich", erwidere ich unüberlegt und werde in der nächsten Minute von einer aggressiven Nudel umgerammt.

"Sei froh, dass ich dich lieb habe, sonst wärst du platt", mault der Kleine und schmiegt sich fest an mich, die Arme um meinen Torso.

"Was soll das jetzt heißen, du kleine Karate-Nudel?"

Unleidig brummend legt er seine Hände um meinen Nacken, sieht mich jetzt mit seinen tiefsten Gefühlen an.

Er weiß, dass er mit dieser Art von Ausdruck in seinen wunderschönen Augen eine ganz neue und gewaltige Emotion in mir vor ruft.

"Ich kann wirklich gefährlich werden", schmollt er, "nur weil du so ein großer und fetter Typ bist, pah."

Seufzend erwidere ich seine Umarmung notgedrungen, aber auch nur, weil gerade keiner vorbeiläuft oder ich Stimmen vernehmen kann.

Diese ganze Sache mit der homophoben Einstellung der anderen Menschen in diesem Land will ich ihm dem Kleinen nicht zu schnell vor Augen führen und er soll die Erfahrung nicht in seiner ersten Beziehung machen und vor allem nicht mit jemandem anderen.

Schon den Gedanken daran zu verschwenden zu müssen, dass Si Cheng wohlmöglich diese Worte mal zu jemandem anderen sagen wird mit dieser tiefen Bedeutung in seinen Augen ist für mich unerträglich.

"Komm, lass uns den Tee bezahlen und daheim ein wenig mit Lilija spielen, wenn sie noch nicht tot ist, was ich beim Chittaphon durchaus erwarten kann. Am Ende hat er ihr noch irgendwas zum Anziehen gebastelt."

"Kann er das?"

"Chittaphon ist eine sehr seltsame Kreatur, Baby, glaube mir."

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"Lilija, sitz!", versucht es Si Cheng das dritte Mal in Folge bei dem kleinen Welpen, die sich aber lieber für mein Hosenbein zu interessieren scheint.

Man kann es der Kleinen aber auch nicht übel nehmen.

Mit ihren jämmerlichen fast vier Monaten ist sie gerade voll im Zahnwechsel, ist nur damit beschäftigt die Wohnung vollzukacken und die Möbel zu vernichten.

Immer hin hat sie nicht auf die Wurmkur, das Spot-On oder die Impfungen böse reagiert.

Es gäbe da wohl böse Fälle laut der Tierärztin.

(A/N: Durchfall und Spucken musste ich miterleben)

"Gib auf", versuche ich ihn zu mir auf die Couch zu locken, doch er muss natürlich erstmal die kleine Hündin in ihren kleinen Welpenspielplatz - also ein Zaun mit Decke und allem Wichtigen, dass es kein Protestgeheul von dem kleinen Wolleproppen gab-, um sich dann endlich mir zu widmen.

Mit einem gestressten Ausatmer lehnt er sich gegen meine Brust, den Kopf auf meiner Schulter, wie ein kleines Baby.

"Das wird noch lustig", meint er und automatisch umfasse ich ihn schützend, wieso auch immer, so richtig weiß ich das selbst nicht so sehr.

"Sie wird ja noch größer und ihr Gehirn wächst ja hoffentlich mit."

Der Kleine reckt seinen Kopf, um dankbar die Lippen aufzudrücken.

"Ohne dich würde in so vielem versagen."

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