.˚• 11 •˚.

2.3K 138 39
                                    

Jungkook hatte mich einige Straßen weiter geführt und mich in ein mir unbekanntes Gebäude geschleppt, ohne mir zu sagen, wo wir uns überhaupt befanden.

Normalerweise hätte ich mich von einem Fremden nicht einfach so in ein mir unbekanntes Appartement schleifen lassen aber bei Jungkook war es anders. Wir kannten uns zwar kaum und sahen uns nicht oft aber da er nun mein Ehemann und bei mir eingezogen war, musste ich ihm in gewisser Hinsicht vertrauen.

Nachdem wir das Appartement betreten hatten, stiegen wir in den Aufzug und er drückte auf den Knopf, der in den höchsten Stock führte.

,,Willst du mir nicht einfach sagen, wo wir hingehen?“, fragte ich ungeduldig.

,,Nein. Das soll eine Überraschung werden“.

Ich seufzte und gab es auf, aus ihm etwas herauszubekommen, weil er es sowieso nicht verraten würde. Sturheit war eine seiner Eigenschaften, die ich in den wenigen Wochen herausgefunden hatte.

Als wir aus dem Aufzug stiegen, öffnete er eine schwere Metalltür, hielt diese auf und ging zur Seite.

,,Nach dir“, sagte er lächelnd.

Ich trat in die Dunkelheit und spürte den etwas kalten Wind an meinen Wangen, sowie die klare und frische Luft, die mich umgab.

,,Komm mit“, forderte Jungkook mich auf und ging geradeaus nachdem er sich vergewissert hatte, dass ich ihm folgte.

Nach wenigen Schritten blieb er stehen und schaute mich erwartungsvoll an, wartend auf meine Reaktion.

Wir befanden uns auf dem Dach eines Gebäudes, von welchem man Seoul unter uns sehen konnte. Die Lichter der ganzen Laternen, Werbetafeln und Geschäfte, die schon lange geschlossen hatten, ließen die Stadt in hellem Licht erstrahlen und verliehen einem den Willen, an Magie zu glauben.

Ich blickte durch die Gegend und konnte das, was ich gerade spürte, nicht in Worte fassen. Es war so, als hätte mir die Schönheit vor meinen Augen die Sprache verschlagen.

,,Es ist...“.

,,Wunderschön, nicht wahr?“, beendete Jungkook meinen Satz und ließ seinen Blick über die Dächer der kleineren Gebäude wandern, wobei seine Augen leuchteten.

,,Woher kennst du diesen Ort?“, wollte ich wissen und fragte mich, wie so etwas wunderschönes existieren konnte und warum ich noch nie bemerkt hatte, wie bezaubernd diese Stadt war.

,,Ich hab in diesem Appartement gewohnt bevor ich zu dir gezogen bin. Dieses Dach war so etwas wie mein Zufluchtsort. Hier dachte ich oft über mein Leben und auch den Tod nach. Die Atmosphäre hat etwas beruhigendes, findest du nicht?“.

Ich nickte stumm und ließ diese sogenannte Atmosphäre auf mich wirken. Doch obwohl ich eine gewisse Freiheit verspürte, lastete immer noch ein bedrückendes Gefühl in meiner Brust.

,,Ich...habe schon viele Patienten sterben sehen aber...“, setzte ich an und atmete einmal tief ein, sodass meine Lungen beinahe explodierten. ,,Aber als dieser Junge vor meinen Augen gestorben ist, hat es so unglaublich weh getan. Dabei war er nicht einmal mein eigener Sohn gewesen. Ich habe also kein Recht dazu, mich schlecht zu fühlen. Nur...kann ich nicht anders“.

Die Worte flossen nur so aus mir heraus und glichen einem nicht aufzuhaltenden Wasserfall. Ich hatte keinen blassen Schimmer, warum ich ihm das erzählte und mich ihm öffnete. Ich wusste nur, dass es gut tat, meinen Gedanken und Gefühlen den freien Lauf zu lassen.

,,Kann ich dir eine persönliche Frage stellen?“.

Ich schaute ihn zu erst verdutzt an, nickte jedoch kurz darauf und wartete gespannt auf seine Frage.

,,Möchtest du Kinder haben?“.

,,W- ich...“.

Ich kannte meine Antwort und diese war ein eindeutiges "Nein". Ich wollte weder eine Familie, noch Kinder. Das einzige, was für mich momentan zählte, war meine Karriere und der Posten des Stationsarztes, den ich um jeden Preis haben wollte. Es blieben nur noch wenige Wochen bis zur Entscheidung, wer diesen Titel bekommen würde, weshalb ich jetzt wirklich keine Zeit hatte, um über so etwas wie "Familie" nachzudenken.

Aber wenn ich die Antwort doch bereits kannte, warum bekam ich es nicht hin, sie auszusprechen? Meine Stimme schien mich ausgerechnet in diesem Moment verlassen zu haben.

,,Ich deute das als ein "Ja", auch wenn du gerade sicherlich etwas anderes denkst“.

Ich starrte eine Weile geradeaus, nicht fähig etwas zu sagen oder mich zu bewegen. Meine Gedanken brachten mich beinahe um den Verstand, weshalb ich sie verdrängte und mich auf den Ausblick konzentrierte.

.˚• ✚ •˚.

Jungkook und ich betraten kurze Zeit später wieder das Haus und stellten unsere Schuhe nebeneinander hin. Bei dem Anblick fragte ich mich, wann ich mich an eine zweite Person in meinem Haus gewöhnen würde, weil ich schon seit Jahren alleine wohnte.

,,Du hattest ein paar anstrengende Tage. Wenn du möchtest, kannst du ein Bad nehmen solange ich das Essen zu Ende koche“, schlug er lächelnd vor, während er sich leicht an den Türrahmen lehnte.

,,Du musst dich nicht um mich sorgen, nur weil wir eine fake Ehe führen“, bemerkte ich leicht lachend.

Sein Lächeln verschwand sofort und er setzte einen ernsten Blick auf. ,,Ich mache das nicht, weil du meine falsche Ehefrau bist, sondern weil wir Freunde sind“.

Ich stand für einige Sekunden still dar und schaute ihn überrascht an. ,,Tut mir leid, ich habe nicht nachgedacht. Ich beeil mich und dann kann ich dir vielleicht noch helfen“.

,,Okay“.

Sein Lächeln war wieder zurück, was mich unglaublich beruhigte.

.˚• ✚ •˚.

Versichert ◃▹ Jeon Jungkook x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt