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Montag, 17. August

Zielstrebig marschierte ich zu dem Zimmer einer Patientin, da ich später bei der Operation eines kleinen Mädchens assistieren musste. Taehyung begleitete mich, weil die Pädiatrie sein Fachgebiet und er der verantwortliche Chirurg war.

,,Bist du dir sicher, dass du das hinbekommst?“, fragte er bereits zum zehntel Mal nach.

,,Ich schaffe das schon. Mach dir keine Sorgen, ich bin fitt“, versicherte ich.

Taehyung hatte kein sonderlich gutes Gefühl, weil dies bereits meine fünfte Operation war und ich heute noch keine einzige Pause eingelegt hatte.

Ich musste zugeben, dass ich ein wenig erschöpft war. Jedoch nicht erschöpft genug, um nach Hause zu fahren. An diesen Ort wollte ich mich sowieso nicht begeben, weshalb ich mich die letzte Woche nur im Krankenhaus aufhielt.

Ich schlief, aß, duschte und lebte hier. Das Krankenhaus und die Bereitschaftsräume waren mein neues Zuhause.

Denn jeden Morgen in meinem Bett aufwachen und feststellen zu müssen, dass die Stelle neben mir nun leer und kalt war, konnte ich einfach nicht länger ertragen.

Ich dachte in der Küche, auf der Couch und sogar in der Badewanne an Jungkook. Das ganze Haus war ein Ort voller Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit, die mir schon fast gewaltsam vom Schicksal entrissen wurde.

Dieses Gebäude fühlte sich nun einfach nur verlassen an. Ich fühlte mich zurückgelassen und durchgehend müde. Also stürzte ich mich in meine Arbeit, um all diese Emotionen und Gedanken zu verdrängen.

Dadurch, dass ich mich auf meine Patienten und ihre Genesung konzentrierte, musste ich mich nicht mehr mit meinem eigenen Leben beschäftigen, welches mich geradezu in den Abgrund zog.

Also führte ich so viele Eingriffe wie nur möglich durch, um mich mit irgendwas zu beschäftigen. So hatte ich keine Zeit für Trauer oder Tränen.

,,Doktor (Y/N)“, holte mich eine weibliche Stimme aus meinen Gedanken.

Ich blinzelte einige Male und schaute die Blondine vor mir an. Ich hatte sie noch nie zuvor in meinem Leben gesehen, doch an ihrer Kleidung konnte ich erkennen, dass sie hier im Krankenhaus arbeitete. Der Mann an ihrer Seite schien ebenfalls ein Mitarbeiter des Krankenhauses zu sein.

,,Ehm...hier. Das ist Japchae“, überreichte sie mir eine Dose.

,,Und hier noch Kimchi für Sie“, übergab er mir ebenfalls ein Gericht.

,,Das ist...wirklich nett. Danke. Das... bedeutet mir viel“, nahm ich diese leicht zögernd an.

Die beiden vor uns nickten und starrten mich mit ihren traurigen Blicken an. Die gesamte Atmosphäre um uns herum wurde ziemlich bedrückend.

,,Gut dann...wiedersehen“, verabschiedeten sie sich schnell und ließen uns stehen.

,,Noch mehr Witwenschmaus. "Ihr Mann ist tot, hier was zu essen". Was soll das?“, beschwerte ich mich.

Bereits seit meinem ersten Arbeitstag nach dem tragischen Ereignis hatte ich so viel Essen bekommen, dass ich ein Restaurant damit hätte aufmachen können. Die Leute hier sprachen mir ihr Beileid aus und bombardierten mich auf den Fluren mit ihren bemitleidenswerten Blicken.

Anfangs hatte mich das ziemlich fertig gemacht und runtergezogen. Doch nach einiger Zeit schenkte ich dem keine Beachtung mehr.

,,Ich stells in den Kühlschrank“, nahm mir Taehyung die zwei Plastikdosen ab, sodass wir in Ruhe weitergehen konnten.

Versichert ◃▹ Jeon Jungkook x ReaderWhere stories live. Discover now