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JUNGKOOK?", kommt es überrascht von mir, als ich den jungen Mann vor mir sehe. Er lässt sich vor mir auf den freien Sitz nieder und lächelt leicht.

Ich habe ihn seit dem Besuch in seinem Anwesen nicht mehr gesehen und fast schon vergessen, dass er existiert. Ich klappe den viel zu großen Ordner zusammen und lege ihn zur Seite. Seit ein paar Tagen frische ich nochmal meine Erinnerungen bezüglich der Firma auf und habe mich so gut wie in mein Büro, welches sich auch in der Firma befindet, verschanzt.

In Wirklichkeit, und das will ich nicht wahrhaben, da es die Wirklichkeit ist, gehe ich Taehyung aus dem Wege.
Zwischen uns ist es gerade komisch. Ich habe zu dem auch das Gefühl, dass er von mir ablässt und mich vollkommen ignoriert.

Ist es verrückt, wenn ich sage, dass ich nicht möchte, dass er mich ignoriert? Dass ich möchte, dass er wieder meinen Namen sagt, wenn er leise ausatmet? Am liebsten würde ich mir die Haare raufen, da mich diese Gedanken von meiner Arbeit schirmen und mich nicht richtig Denken lassen.



,,Was kann ich für dich tun?", frage ich den jungen Mann vor mir.
Jungkook lehnt sich zurück in den Sitz, als hätte er es satt in der Nähe von anderen Menschen immer gerade zu sitzen.


,,Haera?", kommt es stattdessen von ihm. Verwirrt hebe ich meine Augenbrauen und verstehe nicht, warum er fast schon hilflos und genervt zugleich klingt.


,,Was ist denn?", hake ich nun noch verwirrter nach.



,,Was hast du mit Taehyung angestellt?", fragt er mich dann.


,,Bitte?", ist alles, was ich über meinen trockenen Mund kriege.
Ich bin sprachlos, wegen seiner Frage, da genau er mich das fragt.

Ich dachte, Taehyung würde Jungkook auf seiner Art und Weise missachten und umgekehrt vielleicht auch.

,,Taehyung und ich sind eigentlich Freunde", beantwortet Jungkook meine Frage, fast so, als wäre er in meine Gedanken gedrungen.

Dann wird mir klar, dass wir in einer normalen, nicht-fiktiven Welt leben und er wahrscheinlich meinen verwirrten Gesichtsausdruck erkannt hat.

,,Wie..?", ich lasse die Frage in der Luft weg, weil mir grad wirklich die Kraft zum Sprechen fehlt.


Jungkook lehnt sich nach vorne und atmet kurz durch, fast so, als müsste er etwas gestehen. Etwas, was mir nicht gefallen wird. Ich lege meinen Kopf fordernd schief und Jungkook erkennt das Signal. Er fängt an zu erzählen. Alles. Von einem Plan, der absurder nicht sein kann.




Im ersten Moment fühle ich mich dreckig, dann aber, wird mir bewusst, dass ich benutzt wurde, damit eine Person weiß, wie sie seine oder ihre Gefühle der Person gegenüber  einteilen kann. Mir kommt eine kleine Erinnerung hoch und ich seufze.

Ich bin ebenfalls schuld.
Und nicht nur Taehyung.


,,Okay", sage ich leise und nicke nur— mein Kopf mittlerweile wieder normal geneigt.

,,Okay?", kommt es verwundert von Jungkook und ich nicke sofort.

,,Wie—"

,,Ich..habe vielleicht versucht mit dir zu flirten? Keine..Ahnung", gestehe ich langsam.

Junkooks Mundwinkel zucken.

Ich schaue ihn vorsichtig in die Augen und erkenne, dass er mir das gar nicht böse nimmt.

Deshalb lächle ich etwas und Jungkook erwidert es.







,,Rede bitte mit Taehyung", sagt Jungkook und steht nach einer Weile auf. Er blickt mich nun wieder etwas ernster an, jedoch schmückt seine Lippen noch ein sanftes Lächeln.

,,Es gibt nichts zu bereden", sage ich sofort und Jungkook hebt vielsagend seine Braue.

,,Oh, doch. Und wie", erwidert Jungkook kokett und zwinkert mir zu. Ich seufze nur und greife wieder nach dem viel zu großen Ordner. Jungkook beobachtet mich kurz und verabschiedet sich dann anschließend von mir.


Als er aus dem Raum ist, atme ich tief aus und schaue mit müdem Blick zum Ordner, welcher sich direkt unter meiner Nase befindet.

Darin befindet sich meine ganze Zukunft und diese sollte mir nicht aus meinen Händen entgleiten.

Ich will gerade die 50te Seite aufschlagen, welche nichtmal die letzte Seite des Ordners ist— als ich angerufen werde.





Ich schiebe mein Vorhaben zur Seite und greife nach meinem Handy und verfluche mich innerlich dafür, vergessen zu haben, mein Handy auszuschalten.




Als ich letztendlich den Namen des Anrufers lese, presse ich meine Lippen leicht aufeinander und ich lasse mein Handy sogar ein paar Male klingeln, da ich nicht so recht weiß, ob ich den Anruf entgegen nehmen sollte oder nicht. Da mir das irgendwann zu bunt wird, nehme ich den Anruf entgegen.

Da ich nicht weiß, was ich nicht sagen soll, schweige ich.

,,Hey, ich bin's", höre ich ihn am Ende der Leitung sagen.

,,Was gibt's?", frage ich ihn ruhig, obwohl sich in mir gerade ein Sturm anbaut.

,,Hast du Lust mit mir Essen zu gehen?", fragt er mich ebenfalls ruhig— als wäre es das Normalste.

Ich zögere, ehe ich antworte, da nicht möchte, dass das alles wieder im Desaster endet.



,,Ja." Verdammt.

HIS | k.th✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt