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SIE müsste jetzt eigentlich zu Hause sein", sage ich leise zu mir selbst. Ich schaue aus meinem Autofenster und blicke hoch zu ihrer Wohnung, in welcher jedoch kein Licht brennt. Irgendwie schaffe ich es, nach einer geraumen Zeit, aus dem Auto zu steigen und ins Gebäude zu gehen.

Mit wachsamen Augen steige ich in den Aufzug und drücke die Zahl sieben. Erinnerungen von früher kommen hoch. Irgendwie kommt das alles auf einmal, weshalb ich mich gegen die kühle Eisenwand des Aufzuges lehnen muss. Meine Beziehung zu Jihyun ist zwar immer aus der Öffentlichkeit gezogen worden, aber dennoch bin ich in dieser Zeit sehr glücklich mit ihr gewesen, auch wenn ich viele Male gemerkt habe, wie süchtig sie mich gemacht hat. Bis heute frage ich mich, ob sie das irgendwie ausgenutzt hat, aber es gibt desto trotz immerhin noch die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich täusche.

Ein hoher Ton reißt mich aus meinen Gedanken und ich fahre mir fast schon nervös durch meine dunklen vollen Haaren, ehe ich aus dem Aufzug steige und zu ihrer Haustüre gehe. Mich übermannt eine enorme Gänsehaut, als ich die Klingel betätige und ich erwische mich selbst dabei, wie ich vorhabe, ein paar Schritte nach hinten zu gehen.

Dabei würde ich doch nur von meiner Angst weglaufen. Der Konfrontation mit Jihyun. Ich vernehme irgendwann leichte Schritte und höre desgleichen, wie jemand die Türe aufmacht. Ich recke meinen Kinn etwas weiter in die Höhe und setze ein leichtes Lächeln auf meine Lippen.




,,Taehyung?", Jihyun wirkt ziemlich überrascht über mein Erscheinen und ich kann es ihr nicht verübeln.
Ihre hellrosanen Lippen sind leicht geöffnet und ihre Augen mehr als nur weit geöffnet. Das mit dem Überraschtsein ist eher eine Untertreibung gewesen. Sie sieht geschockt aus.


,,Kann ich reinkommen? Wir müssen nämlich reden", sage ich und Jihyun nickt sofort. Sie tritt langsam zur Seite, damit sie mich in die Wohnung lassen kann und schließt die Türe leise hinter uns.

,,Möchtest du was trinken? Essen?", hakt Jihyun nach, während ich meine Jacke ausziehen und aufhänge.

,,Nein, aber ich danke dir", antworte ich nüchtern und ziehe meine Schuhe aus. Es fällt mir fast schon schwer, dies zu tun, da mich Jihyun offenbar anstarrt. Als ich nun vollends wieder stehe, blicke ich zu Jihyun, welche sofort wegschaut und dann leicht, in Richtung des Wohnzimmer nickt.

Fast schon schweigend gehen wir beide in ihr Wohnzimmer, welches sich seit meinem letzten Besuch, überraschenderweise, sehr drastisch verändert hat.

,,Oh..ich wollte es so", Jihyun lacht am Ende des Satzes leise, als sie meinen wachsamen Blick bemerkt, der durchs Zimmer schweift.

Ich nicke nur stumm und setze mich mit einem leisen Seufzer an den Tisch. Jihyun tut es mir gleich, indem sie sich genau gegenüber von mir setzt. Es herrscht eine Weile pures Schweigen. Jihyun massiert ihre rechte Hand und schaut, während sie sich leicht auf die Lippe beißt, auf den Tisch. Ich schaue sie an und sehe mit einem Male auch, dass sie sich in den letzten Monaten, sowie ihre Wohnung, verändert hat.

Ihre langen dichten Haare, gehen ihr nur noch bis knapp über die Schultern und ihr sonst so rundes Gesicht, welches sie jünger aussehen gelassen hat, ist viel schmaler geworden. Sie wirkt durch ihre ruhige verschleierte Art, dennoch irgendwie erwachsener.

,,Es geht um Jimin, oder?"

,,Ja, auch."

,,Oh", ihre Stimme klingt sanft.

Jihyun schaut auf und hat ihre Augenbrauen, vor Sorge, leicht zusammengezogen. ,,Geht's ihm..besser?", fragt sie mit ruhiger Stimme.

,,Ihm geht's beschissen", antworte ich fast schon monoton und lehne mich leicht zurück. Jihyun scheint meine Stimmungsänderung zu merken und nickt langsam.

,,Okay, ich weiß, worauf du wirklich hinauswillst. Du willst wirklich wissen, weshalb ich mit ihm Schlussgemacht habe", schlussfolgert sie.

,,Natürlich will ich das", sage ich.

Nein, will ich nicht wirklich.

,,Machen wir's kurz", sage ich seufzend und lehne mich nach vorne.
Ich verschränke meine Hände, welche auf den Tisch liegen, mit einander und bringe mich dazu, Jihyun vollständig in die Augen zu schauen.

,,Bin ich der Grund, Ji?"

,,Was willst du denn hören?"

Woah, denke ich innerlich überrascht, so hat sie noch nie mit mir geredet.

,,Eine Antwort", bringe ich gedämpft über meine Lippen. Jihyun presst daraufhin ihre vollen Lippen auf einander und schaut kurz wieder auf den Tisch.

,,Du bist nicht der Grund."

,,Soll ich dir das glauben, Jihyun?"

,,Was? Wie meinst du—"

Ich lache kurz verächtlich auf und sehe, wie irritiert Jihyun nun wirkt.

,,Deine Wangen sind gerötet, meine Liebe", merke ich an. ,,Es zu verleugnen bringt jetzt nichts."

Jihyun schließt für einen Moment, fast schon angestrengt, ihre Augen und öffnet Diese dann wieder.
,,Du hast gewonnen", sagt sie dann mit viel zu ruhiger Stimme und mir ist bewusst, dass ich ihren Nerv getroffen habe.

,,Hier geht es nicht ums Verlieren oder Gewinnen, Ji. Ich verstehe einfach nur nicht, warum du mich abblitzen lässt und dann zufälligerweise mit dem besten Freund von Haera was anfängst", sage ich, während Jihyun mich verbissen anschaut.

,,Erstens konnte das mit uns nicht weitergehen, weil du diesen Vertrag hattest. Ich habe ihn mir, bevor ich ihn auf den Tisch gelegt habe, genau durchgelesen. Ich wollte nicht, dass du wegen mir deine Zukunft verlierst und habe mich genau deswegen von dir getrennt. Und dass ich mit Jimin zusammengekommen bin, ist reiner Zufall gewesen", sagt Jihyun ernst und ihren Augen flehen mich an, ihr zu glauben.

,,Du hättest mit mir drüber reden sollen", sage ich nur und Jihyun nickt daraufhin sofort. Die Schuld steht ihr auf der Stirn geschrieben.

,,Also hast du noch Gefühle für mich, hm?", wiederhole ich.

,,Es ist kompliziert", erwidert Jihyun kompliziert.

Ich schnaube leise.
,,Sag mir bloß nicht, dass du schwanger von mir bist", murre ich leise. Es herrscht mit einem Stille, in der ich eigentlich erwartet hätte, dass Jihyun etwas sagt.



Warte.





Mir bleibt schon fast die Luft im Halse stecken, als sich meine Augen vor Schreck weiten. Die Realization trifft mich wie eine kalte Welle.

,,Bist du..von mir— nein, oder?", meine Stimme ist nicht mehr, als nur ein erbärmliches Flüstern.

Jihyun behält ihre fast schon nun neutrale Miene auf, bis etwas an ihr erkenne. Ihre Mundwinkel zucken leicht, bis sie fast schon lächelt .

,,Verdammte Scheisse, Jihyun!"


Während sie lacht, ziehe ich gereizt meine Augenbrauen zusammen und sehe zu, wie sie mich auslacht.

,,Dein Gesicht war Goldwert, Taehyung", sagt sie nun schmunzelnd, nachdem sie sich beruhigt hat.

Ich antworte nicht, sondern atme stattdessen angestrengt aus.

,,Ich bin nicht schwanger von dir", sagt Jihyun nun mit ruhiger Stimme. Ein sanftes Lächeln ziert ihre Lippen und ich winke nur halbherzig ab.

,,Ja, ja, ich weiß", nuschele ich leise und kann nicht anders, als erleichtert auszuatmen.

HIS | k.th✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt