Unstillbares Verlangen

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Zärtlichkeiten leben vom Verlangen.
(Unbekannt)


Was konnte es nur sein? Dieses Pochen in der Brust. Aber nein... Es war nicht nur dort zu spüren. Reiji spürte es in seinem gesamten Körper. Selbst in seinen Fingerspitzen fühlte er dieses Kribbeln. Wie machte sie das nur? Schließlich war es nur ein Lächeln. Eine Mimik, welches eine Emotion oder Höflichkeit unterstrich. Mehr nicht. Aber diese war anders. Es löste etwas in dem Vampiren aus. Eine Reaktion, welche Reiji aus der Fassung brachte. Genau dort, wo er jahrelang eine Leere vermutete, spürte der junge Mann dessen Existenz. Es war sein Herz. Allein Minas Lächeln brachte seinen Körper dazu, es nach so vielen Jahren wieder zu fühlen. Kein lebloses Individuum in einer vergänglichen Zeitspanne dieser Welt zu sein.

"Hör auf mich so anzusehen! Wie kannst du es nur wagen...!"

Am liebsten hätte er sie angeschrien, geschlagen oder bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt, sodass nichts auf ihr vorheriges Bestehen rückschließen lies. Und da fiel es ihm wieder ein. Es war genauso, wie damals... Als SIE ihn verlassen hatte. Seinen Schmerz hätte sie fühlen sollen. Seine Wut und Trauer. All das, was er in seiner Kindheit durchleiden musste. Jedoch tat sie ihm diesen Gefallen nicht. Dieser Vergleich zwischen seiner Mutter und Mina, brachte Reiji aus dem Konzept. Er musste so schnell es ging verschwinden. Ansonsten wusste er bereits, was passieren würde. Reiji würde Mina töten. Um aus diesem Zerstörungswahn zu entkommen, blieb dem Vampiren nichts anderes übrig, als ihr aus dem Weg zugehen und sich abzulenken. Wieder zu klarem Verstand kommen. Jedoch hielt ihn etwas ab. Jemand zog ihn zurück. Als er an sich runter sah, bemerkte Reiji wie ihn eine zierliche Hand am Ärmel packte.

"Sei nicht so dumm. Woher nimmst du dir das Recht, mich anzufassen?! Mir dein Lächeln und deine Wärme zu schenken?! Ich brauche das alles nicht!"

Und trotzdem lies Reiji es zu. Mina schenkte ihm eine Tasse Tee ein und bat, ihr noch eine Weile Gesellschaft zu leisten. Wie konnte er auch Nein sagen? Es war schließlich nur Tee. Niemals würde der von Arroganz und Stolz trotzende Mann zugeben, sich von einer Sterblichen, um den Verstand bringen zu lassen. Dennoch fragte sich Reiji, seit wann dieses Mädchen seine Anwesenheit wünschte. Waren es diese Kleinigkeiten, die zur ihrer Genesung beitragen sollten. Tatsächlich saß Reiji lange an diesen Eisen- und Vitaminpräparaten. Er hatte sich mit der Zusammensetzung des menschlichen Blutes auseinandergesetzt. Minas gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich seit Tagen und Reiji war bewusst, das es an seinem Durst lag. Immer stärker wurde sein Verlangen nach ihr. Tage und Nächte verbrachte er damit, an sie zu denken. Zwei Lebewesen, dessen Natur nicht hätte unterschiedlicher sein können. Und doch, verspürte diese dunkle Kreatur eine solch starke Sehnsucht. Vergleichbar wie die des Mondes, der sich sein lebenlang nach der Sonne sehnte. Nur ein einziges Mal, verlangte er nach ihrem edlen Antlitz. Eine Berührung ihrer hellen, goldenen Liebe. Doch so wie der Mond vergeblichst auf dieses Moment wartet, so leidet der Vampir unter seinem Unstillbarem Verlangen. Wie konnte dieses sterbliche und zerbrechliche Mädchen sich auch wehren? Reiji hatte die Macht über sie. Sie diente allein ihm. Aus dem Grund spürte er eine Verantwortung, die er für sie übernahm. In einem solch erbärmlichen Zustand nützte sie ihm sowieso nichts. Was also war schon dabei, wenn er ihr Medizin machte. Eine Mixtur, an welcher er Tage verbrachte. Es musste perfekt sein. Für sie musste es einfach. Innerlich schüttelte er den Kopf. Waren denn alle Menschen so schrecklich dankbar gegenüber solch einer Geste?

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Voller Ehrfurcht betrachtete Reiji den Mond. Nach einer angenehmen Unterhaltung saßen sie beide an ihren Plätzen und schweiften in ihren Gedanken. Auch Reiji dachte über einiges nach. Es fanden einige besorgniserregende Ereignisse statt, doch wie solle er nur anfangen? Musste Mina überhaupt über alles Bescheid wissen? Eigentlich nicht. So war Reiji der Auffassung. Ob ihr überhaupt bewusst war, das sie an diesem Abend einem anderen Vampiren begegnet war? Obwohl es nach seiner Meinung nach, nicht mal um einen 'richtigen' Vampiren handelte. Der Reinblüter konnte ihre Anwesen bereits auf dem Weg zur Schule riechen. Seine Halbbrüder taten dies ebenfalls. Minderwertige Wesen aus seiner Sicht. Vorallem dieser Kerl, welcher Reiji bei seinem Mahl störte. Doch weshalb kam ihm genau dieser so bekannt vor? Und dann hatte er sich das Recht genommen, Reiji auf eine derartige Art und Weise anzusprechen. Ihnen fehlte es offensichtlich an Manieren. Ob sie Streit suchten? Oder hinter jemanden her waren? Hier war schnelles Handeln erforderlich und Reiji musste sich definitiv die Hilfe von seinen Brüdern holen. Sie waren schließlich alle Söhne des Vampirkönigs Karlheinz. Dagegen waren diese 'gemachten' Vampire ein Witz!

Mein Leben Unter Vampiren | Mina Shirohana | Diabolik Lovers FanfictionWhere stories live. Discover now