Katzenaugen

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Immer weiter rannte ich den Flur entlang. Die Orientierung hatte ich bereits vor den letzten zwei Korridoren hinter mir gelassen. So schnell mich meine Beine tragen konnten, bewegte ich mich weiter ohne ein genaues Ziel. Lediglich das Bedürfnis, mich von Reiji zu entfernen, spornte mich an weiter zu rennen. Als ich an einer Sackgasse ankam verließ mich endgültig die Kraft und ich sackte zu Boden. Ich zog meine Beine fest an den Körper und fing an zu schluchzen.

"Wie konntest du nur Reiji~san? Hab ich dir so wenig bedeutet, das du mich einfach so wegwerfen würdest?"

Vorsichtig fasst ich mir an den Hals und ertastete die Stelle, an dem Reiji zudrückte. Beim bloßen entlangfahren schmerzte es. Doch ob es nur der physische oder wohl eher der seelische Schmerz war, konnte ich nicht beurteilen. Ich wusste nur, das mein letztes Licht vollkommen erloschen war. Mir blieb keine Perspektive und ich wusste nicht, an wen ich mich wenden konnte. Ich hatte die Kontrolle über mich selbst verloren, als ich den Fehler begann mich in Reiji zu verlieben. Er war die Person, die so gut wie alles über mich wusste. Die einzige, die es ebenfalls tat war Yui. Doch diese wandte sich von mir ab, als ich sie im Stich laß. Was also sollte ich nun tun?

Es vergingen gefühlt Stunden, während ich einfach dasaß und mich selber bemitleidete. Die letzten Tränen waren bereits vergoßen und bei jeder unnötigen Bewegung durchzog ein Stich meinen gesamten Körper und erinnerte mich daran, wie ich knapp mit dem Leben davonkam. Ich starrte die hölzerne Standuhr mir gegenüber an und und lauschte dem Ticken der Zeiger. Ob Reiji mich suchen würde?, dachte ich. Doch selbst wenn, würde er dies nicht tun um sich zu entschuldigen. Wohl eher um das zu Ende zu bringen, was er begonnen hatte. Mit müdem Blick richtete ich mich zum dunklen Flur, woher ich gekommen war. Sollte er oder ein anderer Vampir kommen, bedeutete dies meinen Tod. Wieso sollte auch nur einer der Sakamaki ein Fünkchen Sympathie für mich empfinden. Ich war, wie Reiji sagte, ein vorlauter Mensch. Als Haushälterin taugte ich vielleicht grob betrachtet etwas, doch für die Vampire stand immer ein anderer Aspekt im Mittelpunkt... Mein Blut.

Wenn einer der Drillinge käme, so würden diese ohne mit der Wimper zu zucken mich leer saugen. Doch ob sie mich wirklich töten würden oder mich lieber länger quälen, wusste ich nicht. Das Risiko war aber gegeben. Subaru wäre auf eine gewisse Art und Weise humaner zu mir. Um mich zu töten müsste ich einiges an Überzeugungskraft aufweisen. Und diese Kraft stand mir momentan nicht zur Verfügung. Dann bliebe nur noch einer. Shu...

"Ja, wenn Shu kommen würde... Er hasst mich nicht so sehr wie Reiji. Außerdem war er es, der mich damals bei ihnen aufnahm. Somit wäre der Kreislauf geschlossen und er beende diese Beziehung. Vielleicht ist es genau dieses Ende, vor dem ich mich immer so fürchtete, aber zuguter Letzt eintreffen musste."

Verzweifelt blickte ich weiter in die Finsternis und erhoffte, die eisblauen Augen zu erblicken. Es sollten nicht die magentaroten sein. Nicht diese wunderschön betörenden, welche mich in einen Strudel aus Verlangen und Verdammung zogen. Und endlich bewahrheitete sich meine Bitte und es schienen sich tatsächlich ein paar Augen zu nähern. Doch zu meiner Überraschung waren es keine, die mir anfänglich bekannt vorkamen. Außerdem schienen sie ungewöhnlich nahe dem Boden entlang zu schleichen. So, als stammten sie von keinem menschenähnlichen Wesen.

"Wer... wer ist da?", fragte ich unsicher und starrte weiter in das leuchtende Augenpaar. Sie strahlten mich golden an und als sie sich näherten erkannte ich, das es sich um Katzenaugen handelte. Als sie schließlich aus der Finsternis traten erkannte ich ihre zierliche Gestalt. Durch ihr rabenschwarzes Fell konnte das Wesen perfekt mit der Dunkelheit verschmelzen. Lediglich ihre goldenen Augen verrieten sie. "Na wer bist du denn?~", entwich mir und ich hielt der Katze meine Hand hin. Langsam trat die Katze näher und begutachtet meine Fingerspitzen eher sie sich von mir streicheln ließ. Das Fell der Katze fühlte sich angenehm weich an und hörte ein sanftes Schnurren, welches sich als ungemein beruhigend bewerten ließe. Doch etwas schien in dem Moment sehr merkwürdig. Es war nicht die Tatsache, das ich mich fragte woher die Katze nun kam und wie sie sich ins Anwesen schleichen konnte. Diese Katze kam mir sehr bekannt vor und ich ertappte mich dabei, so entzückt von ihrer kleinen Gestalt zu sein, als wäre ich ein kleines Mädchen.

Mein Leben Unter Vampiren | Mina Shirohana | Diabolik Lovers FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt