Unser Schwur

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"Was soll ich nur tun...?"

In vollkommener Dunkelheit saß ich zusammengekauert auf meinem Bett. Alleingelassen mit meinen Gedanken, welche mir keine Ruhe ließen, geschweige denn an Schlaf zu denken. Doch selbst wenn ich die Möglichkeit hätte, für eine kurze Weil zu ruhen, so würde auf mich mein dunkles Ebenbild warten. Ihre Kalten Pranken nach mir streckend und ihr gehässiges Lachen in den Ohren klingend. Was würde sie mir diesesmal an den Kopf werfen? Das ich auf dem besten Weg war, mich in einen Vampir zu verlieben? Ihm zu verfallen und all seinen Worten Glauben zu schenken? Tatsächlich war dies der Fall. Auch wenn ich mich mit allen Kräften dagegen wehrte. Es nützte dennoch nichts. Und nun hatte mir genau dieser, eine Wahrheit präsentiert. Eine grausame Wahrheit. Doch konnte an dieser wirklich was dran sein? Wollte mir mein Vater etwas Böses mit diesem Geschenk? Erschöpft senkte ich den Kopf und meine Augenlider verfielen beinahe dem Schlaf. Wäre es denn möglich, aus diesem nie wieder zu erwachen? Oder in einer vollkommen heilen Welt? Genau in dieser, könnte ich wieder bei meiner Mutter leben. Ich wäre niemals zu den Sakamaki aufgebrochen und lebte mein altes Leben. Ohne Vampire, Hexen oder anderen Dingen von denen ich lieber nichts wissen wollte.

Auf einmal klopfte es an meiner Zimmertür und ich schreckte auf. Um solch eine Uhrzeit erwartete ich normalerweise niemanden mehr. Reiji verlies mein Schlafzimmer, nachdem er mir erneut befahl, nichts Dummes anzustellen und mich weiterhin zu schonen. Nun fühlte sich diese Bemutterung ungemein nervig an und ich vermutete, das ihm genau das gefiel. Über mich bestimmen zu können, ohne das ich irgendwelche Widerworte von mir gab. Konnte es also dieser Kerl sein, der mich erneut besuchte? Lockte ihm der Blutdurst zurück, obwohl ich bereits gesundheitlich angeschlagen war? Dennoch durfte ich ihn an der Türe nicht warten lassen. Andernfalls bestand er darauf, mich für eine solche Trödelei zu bestrafen. So bewegte ich meine schweren Gliedmaßen aus dem Bett und öffnete vorsichtig die Tür. Zu meiner Verwunderung war es jedoch nicht Reiji, der mit seinem genervten Blick auf mich wartete. Stattdessen blickte mich zwei leuchtend, pinke Augen unschuldig an. "Guten Abend, Mina~san. Verzeih mir das ich dich störe, aber darf ich reinkommen?", bat sie mich schüchtern. Natürlich trat ich zur Seite und winkte meine Freundin zu mir hinein. Ohne weiter darüber nachzudenken setzte ich mich auf mein Bett und wartete darauf, das die Blondine mir folgen würde. Yui aber, blieb weiterhin an der Tür stehen. "Was ist denn los Yui~chan?", fragte ich besorgt und malte mir die schlimmsten Gedanken aus. Wir hatten schon eine Weile nicht mehr unter vier Augen gesprochen und mir fehlten diese Momente. Schließlich teilten wir dieses Schicksal, mit einem Haufen blutdürstiger Vampire unter einem Dach zu leben. "Nun..i..ich..", fing sie ängstlich an und rang nach Worten. In diesem Moment konnte ich ihre Gestalt von Kopf bis Fuß richtig erkennen.

An Yuis Körper befanden sich unzählige Blutergüsse und Bisswunden. Entsetzt sprang ich von meinem Bett auf und lief zu ihr hinüber. "Oh mein Gott...!", brachte ich nur heraus und nahm augenblicklich meine Freundin in den Arm. Mir vielen die Worte... Kaum auszumalen, welch Grausamkeiten und Schmerzen Yui durchleiden musste. Natürlich konnte ich es mir im entferntesten vorstellen, denn durch Reijis Vorliebe für Disziplin und Bestrafungen, wurde mein Körper ebenfalls gequält und misshandelt. Auch wenn mein Geist stark war, hinterließen die letzten Wochen deutlich ihre Spuren. Doch Yui war anders... Yuis Seele war rein und unschuldig. Durch ihre religiöse Erziehung befand sich eine gewissen kindliche Naivität in ihr. Wenn also selbst ich dieser grausamen Tortur nur schwer standhalten konnte, wie also sollte dieses zerbrechliche Mädchen all das ertragen können? Tränen sammelten sich in meinen Augen und ein Schuldgefühl übermannte mich. "Es...es tut mir so leid Yui!!", schluchzte ich und klammerte das Mädchen immer fester an mich.

"Ich bin es, die an alldem Schuld ist. Ich hätte Yui~chan niemals allein lassen dürfen! Stattdessen kümmerte ich mich nur um mich selbst und darum, Reiji nicht zu verärgern. Dabei hatten wir uns einen Schwur geleistet... Und ich habe versagt!"

"Wer hat das getan?!", fragte ich entsetzt und meine Tränen trockneten. Mein Schuldgefühl wurde schnell durch Wut und Hass ersetzt. Ich musste wissen, wer ihr all diesen Wunden zugefügt hatte. Doch Yui antwortete mir nicht. Traurig und abwesend sah sie auf den Boden. Der größte Schock und Verlust verursachte nicht ihre unzähligen Wunden oder die Tatsache, das Yui ihre so reine Unschuld verloren hatte. Nein... Den größten Verlust konnte ich von ihren Augen ablesen. Denn diese, waren früher mit soviel Licht, Liebe und Leben gefüllt. Doch was an dem Abend vor mir stand, besaß keine Ähnlichkeit zu der früheren Yui Komori. Diese bestand nur noch aus eine gebrochenen Hülle, welche sie gefangen hielt und an jeden Schrecken erinnerte. Jede Untat hinterließ eine tiefe Narbe, die sowohl äußerlich am Körper, als auch seelisch zu erkennen war. Yui musste mir keine Antwort auf all das geben. Denn sie alle waren es! In jedem der Brüder lauerte dieser monströse Instinkt. Die eines Vampirs. "Ich bin müde...", seufzte meine Freundin mir ins Ohr und verlor augenblicklich den Halt. So schnell es ging fing ich sie auf und stützte sie bis ins Bett hinein. "Verzeih mir, das ich dir solche Umstände mache...", murmelte Yui und ihre Augen wurden immer kleiner und kleiner. "Wie kommst du darauf, mir Umstände zu machen?! Wir sind schließlich Freundinnen.", versuchte ich sie wieder zu beruhigen und strich fürsorglich über ihr Haar. An dessen Spitzen konnte ich noch etwas angetrocknetes spüren, welches einen stark metallischen Geruch hinterließ.

"Blut..."

"Sag mal Mina~san...", vernahm ich ihn brüchigen Worten und näherte mich, "Hast du auch manchmal das Gefühl, jemand würde nach dir rufen?"

"Bitte was?!", wunderte ich mich und hackte ungeduldig nach. Ich stellte mir die Frage, ob Yui wohlmöglich dasselbe durchmachte. Schließlich gab es Anzeichen, wenn sie wirklich eine Stimme nach ihr rufen hörte. Ganz genauso wie mich... "Ab und zu, höre ich einen Mann nach mir rufen, aber er scheint trotzdem jemand anderes zu meinen. Jedenfalls glaub ich das. Und dann fängt mein Herz an, wie wild zu klopfen."

"Dann ist es doch nicht dasselbe. Mich rief immer Eve und dann mit 'Onee~chan'... Oder dieses andere Ich... Aber eine männliche Stimme noch nie. Was also, geht bei Yui vor?"

Jedoch bevor ich sie weiter ausfragen konnte, hörte ich ihr leises ausatmen und ihre Haltung entspannte sich. Yui war vor Erschöpfung eingeschlafen. Sanft streichelte ich über ihr Gesicht. Dabei fühlten sich ihre Wangen feucht und kalt an.

"Sie muss geweint haben... Während meiner lächerlichen Suche nach der Wahrheit und der Abmachung mit Reiji, hatte ich tatsächlich meine beste Freundin vergessen. Egal wieviel Schuld auch die Jungs an ihrem Zustand tragen, auch ich hab dazu beigetragen... Bitte verzeih mir Yui..."

Mein Leben Unter Vampiren | Mina Shirohana | Diabolik Lovers FanfictionWhere stories live. Discover now