1 | Rote Chucks

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Mit einem Kaffee in der Hand – mit dem ich versuchte, meinen verlorenen Schlaf wieder gut zu machen – saß ich nun also in dem Café Moccatorium und beobachtete die anderen Studenten welche, wie ich, mit dem Laptop die nötigen Vorbereitungen für die verschiedenen Vorlesungen trafen.

»Yuna! Hilfe.« Ich schaute von meinem Becher auf und blickte in das angestrengte Gesicht von meiner Freundin Jade, welche versuchte, beladen mit ihrem Rucksack, dem Laptop und einer Tasse Kaffee, den Stuhl nach hinten zu schieben.

Ich half ihr und bedankend setzte sie sich auf einen, von mit Polstern überzogenen Stuhl, ehe sie alles abstellte und ihr Notebook hochfuhr.

»Ich kann das echt nicht glauben«, begann sie kopfschüttelnd. »Die erste Woche auf der Uni ist noch nicht mal vorbei und du bist jetzt schon im Stress.« Jade nahm einen kräftigen Schluck ihres Getränkes und begutachtete den Papierstapel vor ihr.

Ich massierte auf ihre Anmerkung einfach nur meine Schläfen und hoffte somit, die Kopfschmerzen überspielen zu können. Doch schon alleine bei dem Gedanken, was mir in weniger als einer Stunde von meinem Professor an den Kopf geworfen werden würde, wollte ich alles hinschmeißen und mich unter meiner Decke verstecken.

Doch das war die Realität. Ich würde sehr viele Minuspunkte bekommen und das schwarze Schaf des Professors werden. Bei jeder Kleinigkeit sah er die Möglichkeit mich schikanieren zu können und das Ziel, mich bloßstellen zu wollen, stand groß an der Tagesordnung – natürlich nur indirekt, damit andere keinen Verdacht schöpfen konnten. Übertrieb ich hier gerade?

»Ich habe Schweiß und Tränen für diese Aufgabe vergossen und dann kam so ein... so ein Idiot und meinte, meine ganze Arbeit innerhalb von einer Sekunde zu vernichten! Ich schwöre es dir, wenn ich ihn noch einmal am Bahnhof sehe, wird er dafür bezahlen müssen.« Ich ließ meinen Kopf nach unten hängen, um zu zeigen, dass ich echt fertig mit den Nerven war. Dabei hatte ich mich wirklich so sehr für diese Arbeit angestrengt.

Plötzlich atmete Jade lautstark ein und begann, mich unter dem Tisch zu treten. »Aua, was soll das?«, schmollte ich und blickte zu ihr hoch. Ihre Augen waren wie gebannt auf den hellen Bildschirm vor ihr gerichtet, welcher ihre Augen leicht leuchten ließ.

»Mit diesem einfachen Experiment, könntest du 660.000 Won verdienen«, las sie vor und bekam somit meine volle, uneingeschränkte Aufmerksamkeit.

»Sie sind zwischen 19 und 25 Jahren? Stehen mitten in einer Ausbildung oder in einem Studium? Dann können Sie mit diesem lustigen Experiment sich ein Taschengeld dazuverdienen. Interessiert? So klicke auf den unteren Link und erfahre mehr.« Sie schaute auf. Ihre Augen leuchteten nicht mehr allzu stark, wie noch vor wenigen Sekunden. Vermutlich war die Onlineseite dunkler oder sie hatte einfach die Helligkeit runtergesetzt.

»Was haltest du davon?«

Ich rutschte mit meinem Stuhl näher an sie. Das könnte sich zu der ersten, guten Nachricht der vergangenen Tage und Stunden entwickeln. Sie klickte auf den angegebenen Link und eine weitere, dunkle Seite öffnete sich. Das sah zwar nicht gerade einladend aus, aber man sollte ja bekanntlich kein Buch anhand des Covers bewerten.

Wir lasen uns alles aufmerksam durch und blickten uns dann erneut an. »Ein Experiment, um herauszufinden wie wir uns in schwierigen Situationen verhalten«, wiederholte ich leise das Geschriebene. Vielleicht war das ja ein Experiment von Psychologiestudenten.

»So etwas wie bei den Escape Rooms?«, fragte Jade und scrollte auf der Seite umher. »Oder eine Art von Mordspiel mit Rätseln. Es könnte alles bedeuten.«

Ich ließ meine aufrechte Haltung einsacken und drehte meinen Kopf so, dass ein leises Knacken ertönte. Normalerweise hasste ich das entstehende Geräusch, doch gerade half dies wirklich meinem verspannten Nacken.

𝐁𝐚𝐧𝐠𝐭𝐚𝐧 𝐄𝐬𝐜𝐚𝐩𝐞𝐬 | BTS FF | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt