3 | Thomas

738 86 46
                                    

Dort stand es. Mein Ziel war in unmittelbarer Nähe. In meiner rechten Hand war mein Werkzeug, mit dem ich den perfekten Wurf vollbringen musste. Noch einmal versage ich nicht!

Ich ging in Wurfposition und war sehr von mir überzeugt - auch wenn ich bei den Bundesjugendspielen nie weiter als sieben Metern werfen konnte.

Ich holte aus, lockerte den Griff um mein Werkzeug und ließ das kleine Geschoss exakt in die Mitte des zylinderförmigen Ziels fallen.

»Oh yeah!« Ich sprang auf eine der Bänke und bewegte meinen Kopf wild umher. Auch meine Arme begannen, wie besessen umher zu wedeln. Dieser Sieg ist mein!

»So schnell habe ich noch nie etwas bereut«, hörte ich plötzlich Min Yoongi hinter mir reden. Wie von einer Tarantel gestochen drehte ich mich um.

Er kam auf mich zu, nahm mir meine Müllzange weg und machte sich an die Arbeit, den Müll auf dem Dach der Universität zu sammeln.

Peinlich berührt sprang ich von der Bank und beobachtete ihn.

Doch schnell wurde mir bewusst, wozu ich gerade beitrug. Innerlich freute er sich, mich in so einer unangenehmen Situation ertappt zu haben und würde mich den restlichen Tag damit aufziehen wollen. Nicht mit mir, Freundchen!

Ich überlegte mir schnell eine Ausrede, um das Blatt zu wenden. »Min Yoongi«, begann ich und setzte eine düstere Miene auf. Er drehte sich zwar nicht zu mir um, jedoch wusste ich, dass er mich hörte - immerhin waren alle möglichen Vorlesungen vorbei und die meisten Studenten sind schon nach Hause oder in ihre Wohngemeinschaften gegangen.

»Erstens: Du bist eine Stunde zu spät. Es hieß 16 Uhr, nicht 17 Uhr!«

Keine Reaktion von ihm. Na schön. Try me!

»Zweitens, wie kannst du es wagen, meine Müllzange mir weg zu nehmen?« Ich lief auf ihn zu und packte mir die Zange. Eigentlich hatte ich gedacht, er würde sie genervt loslassen, doch nein. Nein, er wollte einen Kampf, denn er bekam.

Wenn zwei Dickköpfe aufeinandertreffen, gibt keiner von ihnen so schnell auf", das hatte ich in einer Zeitung beim Arzt gelesen und es stimmte.

Schon alleine der Fakt, dass ich immer seinen ganzen Namen benutzte und nicht nur seinen Vornamen, war die pure Provokation.
Also mich würde es aufregen, wenn mich jemand mit Vor- und Nachnamen ansprechen würde. Das klang zu Förmlich.

»Lass los, Min Yoongi! Er ist meiner.« Dieser schnaufte nur sarkastisch auf.

»Er? Hast du es etwa einen Namen gegeben? Einer Müllzange?«

Geschockt zog ich die Luft scharf ein.
»Thomas, hör nicht hin. Er hat keine Ahnung.«

Seine Augen weiteten sich. Damit hast du wohl nicht gerechnet. »Du verrücktes Weib«, nuschelte er. Doch ich hatte jedes Wort gehört und verstanden.

»Das hast du nicht gesagt!«

»Hab ich«, meinte er nur und wir beide zogen fester an Thomas.

Doch dann geschah es. Mein Herz machte einen kleinen Aussetzer als ich sah, wie Thomas im hohen Bogen von dem Dach flog. Der Fakt, dass wir vor ein paar Minuten noch ziemlich in der Mitte des Daches standen, ignorierte ich.

»Thomas!«

Dort flog er. Frei wie ein Vogel doch schwer wie ein Stein. Das laute Scheppern, als sein Metall auf dem Boden aufkam gab mir den Rest. Es war vorbei - Thomas war mir ein treuer Diener und nun, musste sein Mörder dafür bezahlen.

Der Besagte stand einfach nur da, zuckte mit seinen Schultern und holte sich die zweite Müllzange. Doch ich war schneller.

Als ich vor ihm bei der Zange ankam und sie triumphal in die Luft hob, schaute ich ihn herausfordernd an.

𝐁𝐚𝐧𝐠𝐭𝐚𝐧 𝐄𝐬𝐜𝐚𝐩𝐞𝐬 | BTS FF | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt