Malec - Save the Date

Business

Genervt blättere ich in den Akten herum, die meine beste Freundin Cat mir auf den Schreibtisch gelegt hat. "Dein Ernst? Es werden immer mehr. Wie sollen wir das alles schaffen?" Cat lacht und setzt sich auf den Schreibtisch. "Mags, besser zu viel, als zu wenig. Wer hätte gedacht, das die Idee so gut ankommt." Ich sehe sie an und denke an den Moment zurück, als uns die Idee gekommen ist, Menschen beim Flirten zu unterstützen.

Zu Dritt haben wir auf dem Boden um den Wohnzimmertisch gesessen und waren mehr als betrunken. "Ich hab meiner Freundin Sarah gesagt, sie soll die Initiative ergreifen und den Kellner einfach ansprechen" lallte Cat und ich kicherte. "Was ist dann passiert?" hatte Dorothea gefragt und Cat neugierig angesehen.

Dot ist die Dritte im Bunde, ich besitze ein großes Haus und eines Tages hatte ich beschlossen, das es nett wäre mir Mitbewohner zu suchen und war mittels eines Aushangs auf die beiden gestoßen. Mittlerweile sind sie meine besten Freundinnen und ich fühle mich nicht mehr so einsam, seit sie bei mir wohnen.

"Dann hab ich ihr gesagt, was sie sagen soll und sie hat es getan. An dem Abend ist sie definitiv nicht alleine nach Hause gegangen." Cat grinst stolz und wir stoßen darauf an, in dem wir unsere Schnapsgläser gegen einander schlagen. "Wir Drei haben es eben drauf." verkündet Dot und leert ihr Glas mit einem Schluck. "Oh ja, das haben wir wirklich." stimme ich zu und plötzlich kommt mir eine Idee.

"Wir sollten unsere Hilfe gegen Bezahlung anbieten, so oft wie wir jemanden erfolgreich verkuppeln." Cat springt auf und beginnt im Wohnzimmer auf und ab zu laufen. Das macht sie immer, wenn sie nachdenkt.

Cat ist bei uns die pragmatische, Dot die Pessimistin und ich bin ein absoluter Optimist und sehe meistens die Vorteile des Lebens. Plötzlich bleibt Cat stehen und dreht sich zu uns.
"Mir gefällt die Idee. Wir ziehen es ganz professionell auf und verhelfen Menschen zu ihrem Liebesglück." Ich nicke begeistern, während Dot den Kopf schüttelt. "Wie stellt ihr euch das vor? Wer sagt denn freiwillig, das er es nicht auf die Kette bekommt, jemanden anzugraben?" Cat lässt sich wieder neben uns nieder und sieht Dot an. "Denk doch mal nach. Was haben wir zu verlieren? Du deinen Job in der Bibliothek oder ich meinen als Aushilfe im Supermarkt? Was soll's." Sie deutet mit der Hand auf mich. "Mags kann ganz in Ruhe weiter Psychologie studieren und wir kündigen, wenn es läuft. Wenn es schief läuft, suchen wir uns eben etwas Neues."
Dorothea schaut sie nachdenklich an und nickt dann langsam. Sie streckt die Hand aus und sieht uns auffordernd an. "Ich bin dabei." sagt sie und Cat und ich sehen uns kurz an, bevor wir unsere Hände bei Dot vereinen.

Das ist mittlerweile 5 Monate her. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, läuft es mittlerweile so gut, dass mein Studium fast schon darunter leidet und ich oft schon Nachtschichten einlege, um nicht den Anschluss zu verlieren.
"Was ist mit der da?" frage ich Cat und halte eine Akte hoch. Sie nimmt sie mir aus der Hand und überfliegt sie kurz. "Das ist Elaine. 26 Jahre alt und verliebt in ihren Nachbarn. Beide scheinen zu schüchtern zu sein, um den ersten Schritt zu machen, aber er hat eindeutig Interesse. Das ist ein absolutes Kinderspiel. Dot kann das übernehmen." Ich nicke. "Ok, ihr bekommt das hin oder? Ich muss mich wirklich ein bißchen mehr um mein Studium kümmern." Sie legt mir die Hand auf den Arm. "Na klar Mags, wir haben alles im Griff. Konzentrier dich ganz auf Freud, Jung und diesen Franzosen." Ich lache laut auf. "Du meinst Piaget und der war Schweizer und kein Franzose. Ein Pionier in der kognitiven Entwicklungspsychologie und" Sie unterbricht mich mit einer Handbewegung. "Verschone mich Magnus. Danke." Grinsend will ich aufstehen und dabei rutscht mir eine Akte herunter. Schnell will ich danach greifen, verfehle sie aber und ihr Inhalt verteilt sich auf dem Fußboden. "Mist." fluche ich und bücke mich nach den einzelnen Blättern. Mir fällt die erste Seite ins Auge, wo wir immer den Lebenslauf mit einem Foto versehen und ich halte inne.

Ein junger Mann sieht mich an und ich starre darauf. Er hat wunderschöne Gesichtszüge, sein braunes Haar sieht chaotisch aus und seine braunen Augen faszinieren mich sofort. "Warum zum Teufel, hat dieser Mann Probleme jemanden anzusprechen?" frage ich verwirrt. Cat sieht mir über die Schulter. "Das ist eine ganz neue Anfrage, erst heute reingekommen." Sie nimmt mir das Blatt aus der Hand.

"Alexander Lightwood, 18 Jahre alt, studiert Literatur im ersten Semester. Verliebt in eine Kommolitonin namens Clarissa Fairchild. Mehr habe ich noch nicht. Er hat sich per E-Mail gemeldet und kommt morgen zum Vorgespräch. Ich übernehme ihn." Wild schüttel ich mit dem Kopf. "Lass mich das machen Cat." Sie zieht die Augenbrauen hoch. "Ich dachte, du wolltest etwas kürzer treten Mags? Ich übernehme ihn gerne und Moment mal. Er gefällt dir." Ich werde rot und weiche ihrem Blick aus. "Quatsch, er will ja offensichtlich eine Frau und keinen bisexuellen Psychologiestudenten der sein eigenes Liebesleben nicht auf die Reihe bekommt."

"Wer bekommt nichts auf die Reihe?" fragt Dot, die gerade zur Tür herein kommt. Cat lächelt sie an und deutet auf mich. "Unser Mags hier ist eindeutig untervögelt." Dot lacht. "Ist das was Neues?" Ich rolle mit den Augen. "Macht euch ruhig lustig über mich. Ihr habt beide jemanden, der euch Nachts zum Schreien bringt. Ich hab das Gefühl, mein Schwanz weiß mittlerweile nicht mal mehr, wozu er überhaupt gemacht wurde." Dot umarmt mich kurz, eine Geste die ich zu schätzen weiß, denn sie macht das nicht sehr oft.

"Irgendwann triffst du jemanden, der dich zu schätzen weiß Mags und dieser Jemand kann sich dann sehr glücklich schätzen dich zu haben." Erstaunt sehe ich sie an. "Danke." kann ich nur sagen und auch Cat sieht unsere Freundin irritiert an. "Ich übernehme diesen hier." sage ich und nehme Cat das Blatt wieder ab. "Bei seinem Aussehen kann es ja nicht sehr schwer werden und mir bleibt trotzdem genug Zeit mich mit meinen Lieblingsmännern zu beschäftigen." Cat sieht mich ernst an, nickt aber dann. "Ok, wenn du dir sicher bist. Er kommt morgen um 18 Uhr."