1

3.6K 66 58
                                    

„Ich bin Olga, nur damit du weißt, was du Stöhnen musst."

Ich blinzelte zwei mal. Mein Mund öffnete und schloss sich so gleich wieder.

Hatte er den gerade wirklich gebracht?!

Jup. Hat er wohl.

Verstört schaute ich ihn an.

Olga, der geschätzt zwanzig Jahre ältere Typ, der sich gerade eben gegenüber von mir niedergelassen hat, nahm einen Schluck von seinem Getränk, und leckte sich danach genussvoll über die widerlichen, rissigen Lippen, während er mir direkt in die vor Unglauben aufgerissenen Augen schaute.

Das konnte doch nicht sein Ernst sein!

Das schmierige Grinsen mir gegenüber sagte jedoch etwas anderes aus.

Ich wusste doch, dass es eine schlechte Idee war, in den Starbucks zu gehen. Zu viele Menschen. Ich hätte lieber das Café Rosi zum lernen, auswählen sollen. Dann hätte ich jedoch wieder einen ranzigen Kaffee serviert bekommen, und das Geld konnte ich mir sparen.

Meine Mum verdiente nicht sehr viel Geld, aber für mich und meinen Bruder würde sie jeden Cent aufopfern. Vor allem, war ihr unsere Zukunft wichtig. Als alleinerziehende Mutter war es leider nicht immer leicht, weshalb ich sehr sparsam mit dem Geld umging, um es ihr ein wenig zu erleichtern.

In meine Gedanken vertieft, hatte ich den wiederwertigen Mann mir gegenüber schon ganz vergessen. Erst als er weitersprach, hob ich meinen Blick, den ich während meiner Träumerei auf den Kaffeebecher gesenkt habe.

„Oh, mein Cappuccino ist ja ganz kalt geworden. Zum Glück sitzt du mir gegenüber. So heiß wie du bist.", meinte er, während er versuchte anzüglich mit den Augenbrauen zu wackeln.

Seine Flirtversuche waren schlimmer als der ungenießbare Kuchen meiner Oma.

Und das muss schon was heißen.

Angewidert kräuselte ich meine Nase, als ich mich an den eklig schmeckenden Kuchen zurückerinnere, in den meine Oma anstatt Zucker, Salz reingeschüttet hat.

„Kannst du schwimmen? Ich würde dich nämlich gerne ins Becken stoßen!"

Okay jetzt reicht's langsam.

„Ich sollte jetzt besser gehen.", brachte ich hervor und presste die Lippen aufeinander. Der Mann guckte mich nur enttäuscht an und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, weshalb ich rasch meinen lauwarmen Kaffeebecher in die Hand nahm und schnellen Schrittes zum Ausgang lief.

„Warte einen hab ich noch!", rief der Perversling mir hinterher.
„Draußen ist der Dschungel! Lass mich dein Buschma..."

Schon war ich weg.

Als ich aus dem Laden trat, wehte mir eine leichte Brise durch die hellbraunen, schulterlangen Haare. Ich schloss genießerisch die Augen, und atmete einmal tief ein und aus. Endlich an der frischen Sommerluft. Es war ein lebhaftes Treiben heute, so spät am Abend. Jeder hatte es eilig. Alle wollten so schnell, wie möglich nach Hause.

Genau wie ich.

Heute war ein recht anstrengender Tag auf meiner Schule. Das machte mir jedoch nichts aus, denn mein Traum war es, später einmal Jura an der Havard-university zu studieren. Schon lange arbeitete ich daraufhin, und bald ist es endlich soweit. Mein Ziel lag nicht mehr weit entfernt.

Als ich mit 10 Jahren meinte ich würde an die Havard gehen wollen, waren meine Eltern rundum begeistert. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass die Uni dreieinhalb Stunden von meinem Zuhause entfernt lag.

Sweet Lovin'Where stories live. Discover now