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Amber

Als ich wieder ins Haus ging, konnte ich mir das Lächeln nicht verkneifen.

Ich ging kurz in die Küche, holte mir einen Schokomuffin und ging dann die Treppe hoch nach Oben. Ich wollte gerade den Weg in mein Zimmer fortsetzten, als ich Mum mit dem Rücken zu mir durch's Fenster unseres Bades nach draußen auf unsere Einfahrt gucken sah.

Hatte sie uns etwa beobachtet?

Ihren Kopf stützte sie auf ihren Händen ab, so dass ich mir vorstellen konnte, was für Hamsterbacken sie gerade hatte.

Ich trat langsam an sie heran.

Sie hatte einen verträumten Blick, ließ einen langen Seufzer ab und bemerkte meine Anwesenheit scheinbar nicht.

„Mum?"

Erschrocken drehte sie sich um.

„Was machst du hier?"
„Ich hab heute schon früher Schluss vom Chef bekommen. Also heute keine Nachtschicht für mich", antwortete sie.
„Nein, ich meine, was du hier am Badfenster machst", grinste ich.
„Ehm... nichts. Ich betrachte nur die Schönheit der Natur von unserem... Gehweg?"
„Wir sind in New York. Hier gibt es so gut wie gar keine Natur", lachte ich.
„Äh... doch?", meinte sie, und es klang eher nach einer Frage.

Mein Blick sagte alles aus. Verlegen kratzte sie sich am Nacken, ehe sie einen Seufzer abließ und geschlagen antwortete: „Okay, ich geb's zu. Ich habe mir zwar nicht die nichtvorhandene Natur des Gehwegs angeguckt, sondern die meiner Tochter und ihrem Freund"

Als sie sprach, bildete sich auf ihren Lippen ein immer größer werdendes Grinsen, während meines langsam von meinem Gesicht wich und ich stattdessen rot wurde.

„Wir sind nicht zusammen"
„Was nicht ist, kann ja noch werden", meinte sie und wackelte mit den Augenbrauen.

Ich suchte in meinem Kopf allerhand Dinge ab, um das unangenehme Thema zu wechseln.
Da fiel mir etwas ein.

„Was ist jetzt eigentlich mit Herrn Winkie?", fragte ich neugierig.

Wir hatten nun schon ewig nicht mehr darüber gesprochen und ich hatte auch nicht weiter drüber nachgedacht. Gedankenverloren schaute Mum aus dem Fenster.

„Was soll mit ihm sein? Mark und ich hatten ein, zwei Dates und-"
„Warum hast du mir das nicht erzählt?", unterbrach ich sie. Schulterzuckend drehte sie ihren Kopf zurück zu mir.
„Du hast nicht gefragt und ich wollte das Thema nachdem es das letzte Mal so ein Ende fand nicht nochmal aufgreifen"

Augenblicklich fühlte ich mich schlecht. Ich hatte mich überhaupt nicht weiter damit beschäftigt, dabei fiel es meiner Mutter schon so schwer. Vielleicht wäre ich nochmal zum Thema gekommen, wenn ich mit Herrn Winkie oder Mark, wie er von mir genannt werden  möchte, Sport gehabt hätte, aber so hatte ich es unbewusst in die hinterste Schublade meines Hirnes verbannt. Nun hatte ich ein schlechtes Gewissen.

„Tut mir leid, Mum"
„Du brauchst dich nicht zu Entschuldigen. Ich weiß, du hattest andere Dinge im Kopf", meinte sie zwinkernd.

Verlegenheit keimte in mir auf, aber ich war auch erleichtert und dankbar, dass sie mir nicht böse war.

„Wann hattet ihr die Dates? Und wie?", fragte ich schließlich.
„Letzten Samstag, als du und Xavier bei Mila ward, waren wir in einem Restaurant und den Samstag davor im Kino"
„Ihr ward im Kino?", fragte ich verblüfft.
„So unvorstellbar?", grinste sie.
„Und was habt ihr geguckt?", fragte ich, ohne darauf einzugehen.
„Irgend so eine Rosamunde Pilcher Schnulze. Der Film hat weder mir noch ihm gefallen, aber er dachte ich stehe auf sowas. Am Ende waren wir aber noch bei Johnny essen und haben uns unterhalten und gelacht, so dass das Date doch kein Reinfall war. Es war abgesehen vom Kino wirklich schön", erwiderte sie versonnen.
„Das freut mich", sagte ich lächelnd, was zu hundert Prozent die Wahrheit war.
„Naja, ich muss dann mal ans Werk. Ich hatte mir heute nämlich noch vorgenommen Staubzusaugen"
„Soll ich das Übernehmen?", bot ich ihr an.
„Nein, nein. Du musst doch sicher noch deine Schularbeit machen. Du und Xavier sind eben ja nicht recht weit gekommen", meinte sie mit einem neckischen Blick auf meinen Hals.

Sweet Lovin'Where stories live. Discover now