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„Ihr wart auf einem Date?!", kreischte Melli in den Hörer.

Gequält brachte ich etwas Abstand zwischen das Handy und mein Ohr.

„Warum hast du uns das nicht gesagt? Ich hätte dich vorbereiten sollen! Wie war es? Wie oft habt ihr euch geküsst? Oh Gott, habt ihr euch überhaupt geküsst? Was habt ihr unternommen? War es romantisch? Wie lange läuft da schon was? Wie hat er dich gefragt? Was war-"

Ab da legte ich das Handy weg und wartete ab, bis sie sich ausgequasselt hatte. Eine Minute lang saß ich auf meinem Schreibtischstuhl, sah aus dem Fenster und beobachtete meinen Seniorennachbar. Es war Sonntag und er hatte es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht genau heute den Rasen zu mähen.

„Sie hat das Telefon wahrscheinlich weggelegt, du Pissbirne!", schrie Felix, um ihren Redefluss zu übertönen.

Plötzlich wurde es still in der Leitung.

„Endlich"

„Amber? Amber?", fragte meine beste Freundin, als ich das Handy wieder ans Ohr legte.
„Jaa?"
„Wie war es denn jetzt?", fragten beide gleichzeitig.

Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie Melli ihre Haarsträhnen um den Finger wickelte und stirnrunzelnd auf eine Antwort wartete, während Felix ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch trommelte.

„Es war... schön", antwortete ich zögerlich, um bei ihr nicht den nächsten Schreianfall zu Verursachen.
„Schön? Nur schön?!" Felix Stimme ging nun auch eine Oktave höher.
„Halt doch einfach mal die Klappe und lass sie erzählen", meckerte Melli.
„Sagst ausgerechnet du"
„Jaa, tue ich"
„Ist doch egal", ging ich zwischen die zwei Streithähne.

Über's Telefon konnten sie sich nicht ab. In Reallife waren wir alle beste Freunde, aber wenn die beiden telefonierten, quatschte der eine dem anderen dazwischen und sie waren nur am Zanken.

„Jetzt erzähl doch endlich was", sagten beide synchron.
„Okay, es war sehr schön", gab ich zu.
„Und was habt ihr gemacht?"
„Zuerst waren wir am Strand, dann zum Brooklyn Flear und haben da rumgestöbert, dann sind wir ins Autokino... und dann ins Freibad"
„So viel?"

Ich zuckte mit den Schultern.

„Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang"
„Awww, wie romantisch", quietschte Melli.

Mehrere Stunden redeten wir einfach so weiter. Ich erzählte den beiden mehr von dem Date und sie pressten jedes noch so kleine Detail haargenau aus mir heraus.

Unsere Gespräche gingen von Xavier und mir über Leo und Melli, bis hin zu Felix und Luce...

Ich glaubte zwar nicht daran, dass es zwischen den beiden was werden würde, da Luce scheinbar zu hundert Prozent hetero war, aber wer weiß. Vielleicht war er ja doch bi, wusste es nur noch nicht. Felix war jedenfalls total hin und weg.

Xavier
Am nächsten Tag wachte ich schon früh durch laute Geräusche aus dem Flur auf. Lauschend starrte ich an die Decke. Es war offensichtlich mein Vater, der Krach machte. Die Frage war nur, warum er auf dem Flur war, wo er sonst doch den ganzen Tag auf dem Sofa rumlungerte und Bier trank.

Mit hochgezogenen Augenbrauen setzte ich mich auf. War das etwa... eine andere Stimme?

„Xavier!", schrie Dad lauthals.

Was zum Teufel? Ich wusste nicht, wann er mich das letzte Mal bei meinem Namen genannt hatte und nicht, wie er es sonst auch tat bei Beschimpfungen, wie Dreckskerl, Arschloch oder Mistgeburt.

Argwöhnisch stand ich auf und legte mein Ohr an die Tür.

„Xavier!!"

Sweet Lovin'Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang