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Xavier

Die Tür öffnete sich, und eine kleine Frau mit dunkelbraunen, lockigen Haaren kam herein. In ihrer Hand war ein Kochlöffel aus Holz, den sie anscheinend aus der Küche mitgenommen hat.

Als sie mich sah, wurden ihre Augen groß, und lächelnd ging sie auch mich zu.

„Hey! Ich bin Amber's Mutter. Du kannst mich Emily nennen. Schön dich kennenzulernen!", meinte sie lächelnd, und streckte ihre Hand aus. Ich ergriff diese, und schüttelte sie, während ich ihr lächelnd entgegnete:
„Ich bin Xavier. Freut mich auch."
„So, und jetzt zu dir, junge Dame.", meinte sie in einem strengen und säuerlichen Tonfall an Amber gewandt.

„Warum hast du mir nicht gesagt, dass er jetzt schon da ist?! Sei froh, dass ich genug Essen gemacht habe! Ansonsten hättest du jetzt ein ganz schönes Problem! Schreib dir das hinter die Löffel!", sagte sie barsch, und gab ihrer Tochter mit dem Kochlöffel einen leichten Schlag auf den Hinterkopf.

Ich mag diese Frau schon jetzt...

„Mum!", rief Amber empört. Von der Tür aus war ein Kichern zu hören. Als Kenneth bemerkte, dass wir ihn ansahen, hielt er sich erschrocken die Hand vor den Mund.

„Kenneth Archibald Brown! Wenn du nicht sofort aufhörst zu lachen, gibt es kein Essen für dich!", meckerte Emily Kenneth an.

Ich musste angestrengt versuchen ein Lachen zu unterdrücken.
Ich glaube ich nenne ihn nur noch Archibald!

Auf Ambers Gesicht breitete sich ein schadenfrohes Grinsen aus.
Kenneth warf seiner Schwester einen Todesblick zu, was ihm nichts als einen Schlag mit dem Kochlöffel brachte.

„Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen! Was habe ich dir gesagt?!", schimpfte sie.
„Dass ich kein Essen kriege, wenn ich nicht aufhöre.", meinte er jetzt ganz brav.

„Dann halte dich auch daran!"

„Ja, Mommy.", murmelte Archibald.

Amüsiert schaute ich das Szenario an.
Popcorn wäre jetzt perfekt.

Die kleine Frau guckte nochmal warnend zu den Zwillingen, so dass auch Amber's Grinsen sich in einen unschuldigen Engelsblick verwandelte, und wandte sich dann zu mir.

„Ich hoffe du hast Hunger. Magst du Kartoffelauflauf?", fragte sie mich lieb, wie ausgewechselt. Ich nickte höflich.

„Perfekt! Dann komm mit runter zum Essen!"

Ich ging hinter Emily die Treppe herunter, dicht gefolgt von Archibald und Amber.

Die Küche war geräumig und groß. In der Mitte stand ein ungedeckter Holztisch mit sechs Stühlen.

„Könntet ihr bitte den Tisch decken?", fragte ihre Mutter.
Gerade, als ich fragen wollte, wo das Besteck, und die Teller sind, meinte Emily:
„Bleib du ruhig sitzen Xavier. Das Malen muss anstrengend gewesen sein."

Aus dem Augenwinkel bekam ich mit, wie Amber eine beleidigte Schnute zog, was irgendwie süß aussah.

„Wofür habt ihr eigentlich die neuen Zahnbürste von Kenneth gebraucht?", fragte sie jetzt. Archibald guckte uns schockiert an.
„Ihr habt was?!", fragte er seine Schwester genervt.
„Sorry aber wir brauchten sie, um die weißen Sterne zu spritzen." Ich verkniff mir ein Grinsen. Sie ist wirklich miserabel im Erklären.
„Tut mir leid, Archi..." Ich fing mir einen bösen Blick von Archibald ein.
„Kenneth.", beendete ich meinen Satz schluckend.

Ich konnte es einfach nicht mehr lassen.

„Und warum habt ihr dazu nicht einfach den Pinsel benutzt?", fragte Emily mit hochgezogener Augenbraue.
„Ups.", war das Einzige, was Amber dazu sagte.

Ich wette sie war auch schon auf die Idee gekommen, wollte ihren Bruder aber einfach nur verärgern. Was anscheinend ganz gut geklappt hat.

„Man, Amber! Das war Absicht, oder?", meckerte Archibald.
„Was denkst du nur von mir?", fragte Amber gespielt geschockt. Ich schmunzelte.
„Jetzt setzt euch einfach hin und esst!", ging ihre Mum dazwischen. Die beiden setzten sich, nur ich kam mir wie das letzte Rad am Wagen vor.
„Setz dich ruhig neben Amber.", meinte sie dann. Ich ließ mich neben ihrer Tochter nieder, und tat mir nach den anderen etwas zu Essen auf. Ich aß den ersten Haps, und merkte, dass es fantastisch schmeckte!

„Oh Gott! Ihre Kochkünste sind wirklich unglaublich!", stöhnte ich.
„Danke. Aber bitte duze mich doch."
„Tschuldigung'.", murmelte ich lächelnd.

Eine Weile war es still, und jeder war mit seinem Essen beschäftigt. Ich muss schon sagen, ich fühle mich hier mehr als nur wohl. Es ist ziemlich ungewohnt für mich, weil mein Vater sich ja einen Scheißdreck um mich schert.

„Hast du eigentlich eine Freundin?", brach Emily das angenehme Schweigen. Ich schüttelte nur den Kopf. Warum fragte sie das?
Doch als ich sah, dass sie ihrer Tochter verschwörerisch zuzwinkerte, konnte ich mir denken wieso. Amber guckte ihre Mutter nur verstört an, und schüttelte den Kopf.
Archibald verfolgte das Szenario, und brummte unzufrieden.

„Naja, weißt du... Amber ist ja auch single, und da du doch so ein hübscher, junger Mann bist, dachte ich mir, dass ihr vielleicht miteinander ausgehen könntet." Ich verschluckte mich am Auflauf, und mir stiegen laut Hustens die Tränen in die Augen.

„Warum verschlucken sich hier eigentlich immer alle?", murmelte Emily.
„Warum wohl, Mum?", fragte Amber ironisch, während sie mir auf den Rücken klopfte.
Ihre Mutter verdrehte nur die Augen.

„Naja, wenn dann alle fertig mit dem Essen sind, können wir ja schon mal hoch gehen, und weiter machen. Xavier muss noch weiter weiß auf sein Bild spritzen. Das hatte er nicht mehr ganz geschafft."

Archibald und ich husteten, und ihre Mutter begann zu grinsen.
„Argh! Ich bin von Idioten umzingelt!", meinte sie bevor sie aufstand, und ging.

„Ich geh dann auch mal. Danke für's Essen.", sagte ich zögerlich, und folgte Amber.
„Viel Spaß, Kinder!", säuselte ihre Mutter nochmal zweideutig.

Als ich wieder in Amber's Zimmer war, sah ich sie schon, wie sie auf dem Boden hockte, und mein Bild zu Ende brachte.

„Danke.", sagte ich überrascht.
„Kein Ding.", erwiderte sie mir und lächelte mich an.

„Weißt du Xavier... Ich dachte eigentlich, dass du schlimmer bist.", fuhr sie unbeirrt fort.
„Dabei habe ich ehrlicherweise das Gefühl, dass du den knallharten Badboy nur spielst.", meinte sie, und sah mich durchdringend an. Ihr Blick ging mir unter die Haut.

„Ich weiß, dass es nicht zu rechtfertigen ist, aber ich war nach der Sache mit dem Video so aufgewühlt, weil du meintest, dass du das Video auf Instagram gepostet hast. Ich war in der Umkleidekabine, um das Video aus deiner Story zu nehmen. Doch dann bist du reingekommen, und dann hast du..."

„Hast du das Telefonat mitgehört?", fragte ich sie aufgebracht, fast schon hysterisch.

Sie nickte nur, wollte sich erklären, doch ich schaltete ab. In diesem Moment, fühlte ich mich ihr so schutzlos ausgeliefert, wie noch nie jemandem. Nichtmal meinem Vater.

Ich schaute sie aus leeren Augen an, während sie redete. Ich hörte ihr nicht zu, und packte einfach die Farbe zusammen, ging aus ihrem Zimmer, und dann aus dem Haus. Ohne ein einziges Wort zu sagen.

Ob sie mir hinterherlief wusste ich nicht. Das einzige, was ich in diesem Moment wusste, war dass ich nie wieder einen Fuß in dieses Haus, geschweige denn in ihre Nähe setzen wollte...

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