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Xavier

Völlig verblüfft ließ sie mich stehen, und ging ohne ihre Bücher aus dem Spind zu holen weg.

Eigentlich dachte ich, ich hätte es wieder hinbekommen, keine Emotionen zu zeigen.
So, dass mir niemand mehr direkt in die Seele schauen konnte, so wie sie es am letzten Freitag getan hatte. Doch sie hatte mich eiskalt erwischt. Alles, was sie sagte stimmte. Auch wenn ich nur ungern zugab, dass sie recht hatte, musste ich mir doch eingestehen, dass ich das nur tat um meine eigene Unsicherheit zu überspielen. Genau so, wie sie gesagt hatte...

Warum musste sie auch dieses behinderte Telefonat von mir und meinem verdammten Vater mithören? Ich wette, sie hält mich jetzt für ein Arschloch, wenn sie das nicht vorher schon getan hat. Was sogar sehr wahrscheinlich ist.

Ich meine, wer würde jemanden, der das Geld seiner Familie verspielt hat, und somit das Leben seiner kleinen Schwester riskierte nicht für ein Arschloch halten? Ich jedenfalls nicht.

Seufzend schloss ich meine Spindtür auf.
Die, gegen die ich Amber eben noch gedrückt habe. Bei dem Gedanken an diese Situation, fuhr mir ein Schauer über den Rücken.
Ihr Duft war atemberaubend gewesen. Sie roch ein wenig nach Zimt und Rosen. Eine komische Mischung, aber sie roch gut.

Ich holte schnell mein Biologiebuch raus, und guckte auf meine Armbanduhr. Schon fünfzehn  Minuten zu spät. So lange hatte Amber mich aufgehalten? Ich zuckte mit den Schultern, obwohl ich völlig alleine hier war. Mir soll es egal sein.

Biologie ist eines der wenigen Fächer, die ich nicht mit Amber habe. Im Stillen frage ich mich, woher ich das überhaupt weiß. Schließlich interessiert es mich nicht, mit wem ich was habe. Bei keiner Person. Außer bei meinen Jungs.

Ich knallte die Spindtür zu, und blickte Janine entgegen. Was will die denn? Hat sie nicht Unterricht?

„Na, Xavierelie!", sprach sie mich mit einem ihrer ekligen Kosenamen an. Wie kommt man bitte auf sowas?!

„Hey, Janine." Sie kicherte, und ich verdrehte die Augen, was sie mit einem Schmollmund quittierte, was einfach nur behindert aussah.

„Was willst du?", fragte ich sie desinteressiert.
„Ich will dich...", hauchte sie, und setzte einen verführerischen Blick auf.

Ich wusste sofort worauf sie hinaus wollte.

Sie kam mir näher, und legte ihre Finger auf meine Brust, sah mich von unten an. Sie ließ ihre Finger immer weiter nach unten, über meinen trainierten Bauch wandern.

Ich schluckte, riss mich dann jedoch zusammen.

„Nicht hier, Janine.", zischte ich.
„Ach, Nein?" Ich drückte sie an die Spinde.
Doch dann sprang mir ein Bild von Amber vor das Innere Auge, und ich merkte, wie ähnlich diese Situation, der mit Amber war.

Vielleicht würde mir ein bisschen Ablenkung doch ganz gut tun. Und schaden würde es ja auch keinem. Es würde sich höchstens der Hausmeister beschweren.

Also packte ich sie nicht gerade sanft am Arm, und zerrte sie laufend in die Abstellkammer, was sie mit einem vergnügten Quietschen kommentierte.

In der engen Kammer angekommen, küsste ich sie stürmisch, und kickte die Tür mit dem Fuß zu.

Mir stieg der Geruch nach Rauch in die Nase, und ich stöhnte auf. Ich werde niemals mit dem Rauchen anfangen! Ich will nie wieder nach irgendetwas süchtig sein!

Sie interpretierte mein Stöhnen scheinbar falsch, denn sie machte es mir lustvoll nach. In einer komplett anderen Tonlage, als ich.

Dann riss sie sich die Kleider vom Leib, und stand nur in Spitzenunterwäsche vor mir. Auch ich zog meine Sachen aus, und während wir es in der Abstellkammer trieben, vergingen die Biostunden wie im Flug.

Ohne Scham ging ich zur zwanzig Minuten Pause aus der Abstellkammer. Ich sprühte mich noch mit Deo ein, um den Geruch zu überdecken, und ging dann raus auf den Hof.

„Wo warst du in Bio? Jetzt musste ich alleine sizieren.", meinte Luce, als ich bei ihnen ankam. Leo war wieder mal verschwunden.
„Das ist auch ganz gut so. Da ist mir selbst Janine lieber als das."
„Ach so, du hast also auch Bio gemacht.", lachte Kay.

Mein Blick suchte den Pausenhof ab, und schnell fand ich Amber mit ihren Freunden auf einer Bank sitzen. Leo flirtete anscheinend wieder mal mit Melina. Was sonst? Ich schmunzelte.

Dann sprach Leo zu allen, und sie setzten sich in Bewegung. Nur Archibald blieb stur stehen, und zog ein Gesicht, wie sonst was.
Leo und Melina hielten sogar Händchen. Waren sie schon zusammen?

„Schaut mal, wer da kommt.", sagte ich zu meinen zwei besten Freunden. Diese drehten sich um, und sahen auch zu uns.

Als sie ankamen, ergriff Leo das Wort.

„Da wir ja jetzt zusammen sind, und nicht wollen, dass wir uns von irgendwem trennen müssen, dachten wir uns, dass es vielleicht ganz gut wäre, wenn ihr meine Freundin und ihre Freunde kennenlernt.", meinte Leo während er sich verlegen am Kopf kratzte.
„Ähm, ja. Ich bin Melina, aber nennt mich Melli. Ich liebe es zu tanzen, und mache HipHop.", meinte Leo's Freundin.

Amber und Felix stellten sich danach vor, während Amber eher zurückhaltend war, und Felix uns mit den Augen fast auszog.

„Ich bin Felix, und ich bin schwul.", sagte er fast schon sabbernd.

Vor allem fixierte er Luce mit Adleraugen. Dieser guckte ihn verstört an, und stellte sich auch zögerlich vor. Felix leckte sich über die Lippen, und grinsend beobachtete ich das Szenario.

„Ich bin Amber. Wenn ihr wollt könnt ihr mich Am nennen.", meinte sie knapp.

Dann war Kay dran. Er stellte sich anders als erwartet ganz offen vor.

„Ich bin Kay. Ich liebe Kickboxen, genauso wie Xavier. Ursprünglich komme ich aus Italien."

Er umarmte sogar zum Abschied alle, nachdem ich mich auch noch vorgestellt habe, und die Pause zu Ende war. Luce tat es ihm nach, zur Freude von Felix, der ihm in die Arme fiel, was Luce sich räuspernd von ihm lösen ließ.

Süß.

Dann gingen ich und die anderen drei wie gewöhnlich zu Wirtschaft.

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Das Kapitel kam spät, ich weiß. Ich hatte es heute zeitlich nicht geschafft, es früher zu schreiben, aber jetzt ist es ja da. Wie fandet ihr es? Würde mich über ein kurzes Feedback immer freuen. ☺️

Sweet Lovin'Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt