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Xavier

In den vergangenen Tagen hatte ich mich informiert, was ein paar einfache Jobs, die ich neben der Schule machen konnte in der Umgebung anging.

Tja, Kellnern würde ich nicht machen. Das ist nichts für mich. Blieb noch die Supermarkt-Alternative. In einem naheliegenden Laden brauchten sie noch Personal. Die Öffnungszeiten dort gingen auch klar.

Ich könnte theoretisch bis zwanzig Uhr arbeiten. Und so werde ich es vermutlich auch machen.

Ich hatte schon ein Telefonat mit dem Leiter des Ladens. An der Kasse brauchen sie niemanden mehr. Stattdessen kann ich im Lager arbeiten.

Ich will nicht mehr nur von der Gnade der Jungs abhängig sein. Außerdem muss ich ihnen das alles auch irgendwann zurück zahlen.

Und das mit der Entzugsklinik wäre da auch noch...

Dennoch sind im nächsten Halbjahr schon die Abschlussprüfungen, und da habe ich eigentlich keine Zeit, um nach der Schule wenigstens vier Stunden zu arbeiten.

Das werde ich schon irgendwie hinkriegen, redete ich mir selbst Mut zu.

Ich schloss die Augen und genoss für einen kleinen Moment einfach die Sonnenstrahlen, die warm auf meiner Haut lagen, und meine Nase kitzelten.

Dank ein paar ausfallenden Stunden, musste ich heute mal auf Amber warten, nicht sie auf mich.

Das kam mir ganz recht.

Wir wollten heute wieder am Projekt weiterarbeiteten. Natürlich wieder bei ihr. Mein Vater lag die letzten Tage bloß auf der Couch. Ich hatte die Drogen in einer Schublade versteckt, dennoch hatte er immer wenn ich wieder nach Hause kam rote Augen vom Kiffen.

Die ersten kreischenden Fünftklässler kamen aus der Tür, und seufzend öffnete ich meine Augen. Ich sah kurz auf den ein wenig zersplitterten Display meines Handys.

Vierzehn Uhr.

Ich hatte es zu meinem fünfzehnten Geburtstag von Mum bekommen. Damals war ich nicht sehr begeistert. Ich hatte mir eigentlich ein anderes Modell gewünscht.

Dennoch war ich jetzt ganz froh es zu haben. Ein neues könnte ich mir momentan nicht leisten.

In einer viertel Stunde müsste Amber raus kommen.

Den Rest der Zeit, die ich noch hatte entspannte ich einfach weiter, und hörte den plärrenden Kindern zu.

Nach einer Weile wurde ich angetippt. Ich öffnete meine Augen und sah Amber vor mir, die mich lächelnd zum Mitkommen bewegte.

Schnell schnappte ich meinen Rucksack, und wortlos trotteten wir nebeneinander her.
Die schwüle Hitze ermüdete mich, und Amber scheinbar auch.

Es war für den April viel zu heiß.

Nach einer Zeit brach ich das Schweigen:
„Wir können uns in der nächsten Zeit nicht mehr Freitags treffen. Ginge bei dir auch am Wochenende?", fragte ich sie. Sie zuckte mit den Schultern.
„Müsste eigentlich gehen. Warum?" Interessiert sah sie mich an.
„Ich werd einen Job annehmen.", meinte ich beschämt. Es war mir unangenehm. Aber noch lange nicht so unangenehm, wie der Fakt, dass ich andauernd auf die Gnade meiner Freunde hoffen musste.

Doch Amber schien das egal zu sein. Wüsste Tanja, wie wenig Geld ich hatte, dann wäre sie schneller weg, als man gucken kann.

„Als was wirst du arbeiten?", fragte Amber stattdessen interessiert nach.
„Supermarktaushilfe."
„Und was macht man dort genau?", fragte sie. In ihrem Ton klang nichts als Neugier mit.
„Im Lager Sachen auspacken.", antwortete ich zerknirscht.

Sweet Lovin'Where stories live. Discover now