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„Und wie ist es bei dir gelaufen?", fragte ich Melli freudig, während wir nebeneinander her gingen.
„Richtig, richtig Scheiße. Ich wette ich werde durchfallen!", schluchzte sie. Ihr standen Tränen in den Augen. Wow, ich hatte garnicht bemerkt, wie schlecht es ihr ging. Ich war wohl so fröhlich und erleichtert gewesen, dass ich nicht mal mehr auf meine beste Freundin geachtet habe.

Ich konnte sie wirklich verstehen. Wir beide hatten Träume. Melli war mindestens genauso ehrgeizig wie ich. Seit der fünften Klasse arbeiteten wir gemeinsam daraufhin an die Harvard gehen zu können. Sie wollte später Medizin studieren. Hoffentlich schafft sie es.

Tröstend legte ich ihr meine Hand auf die Schulter. „So schlimm? Wenn du wirklich durchfällst, dann machen wir zusammen eine Präsentation, um das wieder auszubessern, ja? Ich helfe dir! Zusammen kriegen wir das wieder hin." Schniefend nickte sie. Wir beide blieben vor der Mädchentoilette stehen, ich nahm ihre zittrige Hand und führte sie schweigend in eine der engen Kabinen. Da Pause war, standen viele Mädchen vor den Spiegeln und trugen neuen Lippenstift, Eyeliner oder sonstiges Zeug auf. Darunter waren auch die Schulzicken, Tanja und Janine. Die Schoßhündchen von Leo Miller, Kay Johnson, Xavier Campbell und Luce Matthew, den Badboys.

Sie sollten nicht sehen, wie Melli weint. Sie würden auf ihr herumhacken und das hätte uns gerade noch gefehlt. Wir beide blieben lieber unsichtbar. Wir lechzten nicht nach der Aufmerksamkeit von diesen vier Jungs, so wie es fast der gesamte, weibliche Teil der Schule tat. Nein, wir verfolgen unsere Ziele, versuchen unsere Träume zu verwirklichen.

Melli's Unterlippe zitterte immer noch und ich nahm sie einfach in den Arm. Beruhigend strich ich ihr über ihren Rücken. Meine Nähe schien sie zu beruhigen. Das Zittern hörte auf und wir lösten uns langsam voneinander. Ich schaute sie durchdringend an bis ich schließlich im Flüsterton sagte: „Die Note steht noch lange nicht fest. Wie werden sehen, was es wird. Wir kriegen dich schon auf die Havard!"

Zögernd nickte sie. „Und jetzt werden wir dich vom Panda in einen Menschen zurück verwandeln!", meinte ich lächelnd. Während ich aus meiner auf dem Toilettendeckel abgestellten Tasche Abschmink-Tücher heraus kramte, hörte ich sie leise murmeln: „Ich hab dich lieb, Am." Diese einfachen paar Worte zauberten mir sogleich ein Lächeln auf's Gesicht. „Ich dich auch." Ich riss die kleine blaue Packung auf und zog eines der feuchten Tücher heraus. Behutsam wischte ich ihr unter dem Auge die verbliebenden Spuren der Mascara weg, die noch nicht komplett von ihren Tränen weggespült wurden.

„So, fertig.", murmelte ich mehr zu mir selbst, als zu Melli. „Danke." Sie drückte mich nun ganz fest. „Du bist wirklich die beste Freundin, die man sich wünschen kann." Ich lachte leise in mich hinein. „Sagst du.", entgegnete ich grinsend. „Hörst du doch.", grinste sie jetzt auch. „Na komm. Wir haben Sport!"
Euphorisch schloss ich die Tür auf und ging schnellen Schrittes raus. Die anstehenden Mädchen schenkten uns nur genervte Blicke, weil wir so lange gebraucht haben.

„Nicht Sport schon wieder...", murrte Melli hinter mir. Ich trat gerade aus der Tür raus, als ich mit dem Gesicht gegen eine harte Brust knallte.

Ich flog volle Kanne auf meinen Hintern und genervt murmelte ich: „Ich glaube meine Nase ist gebrochen." Ein paar laute Lacher ertönten und ein gut gebauter Junge beugte sich über mich. Er hatte braune, wuschelige Haare und stechend grüne Augen.

Hinter ihm standen drei ebenso große und breite Jungs, welche ein genauso schiefes Grinsen aufgesetzt haben, wie er auch. Wie klischeehaft! Das müssten dann die vier Badboys sein. Fragt sich nur, wer wer ist.

Melli meint immer Leo sei der heißeste. Das war dann wohl der Fordere. Insgeheim dachte ich, Melli hat ein Auge auf ihn geworfen. Auch wenn sie denkt, sie würde ihm nicht das Wasser reichen können, findet sie zumindest sein Äußeres mehr als nur anziehend.

Leo beugte sich nun noch weiter runter. Er war jetzt mit mir auf Augenhöhe und flüsterte mir so laut, dass es die Umstehenden hören konnten ins Ohr: „Das nächste mal pass lieber auf, wo du lang rennst, Kleine." Seine Lippen berührten leicht mein Ohr und eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus.

Er schmunzelte. Er wusste ganz genau, was für eine Wirkung er auf Frauen hatte und schien dies auch noch zu genießen. Ich schnaubte.
Dieses eingebildete Arschloch! Die nächsten Worte sprudelten einfach aus mir heraus.

„Nimm deinen widerlichen Mund weg, Leo! Du verdammter Mistkerl. Ich bin erstens nicht klein, zweitens bist du Volltrottel in mich reingelaufen und drittens rück mir nicht so auf die Pelle!" Ich hörte wie mehrere Leute scharf die Luft einzogen. Ich hatte garnicht bemerkt, wie viele Schüler dazu getreten sind. Nun funkelte mich Leo böse an.

„Erstens, Püppchen: ich heiße Xavier. Damit das klar ist. Zweitens..."
Weiter kam er nicht, denn ich fragte Melli mit hoch gezogener Augenbraue: „Ich dachte Leo wäre der Heiße?!" Sie starrte mich nur ungläubig mit offenem Mund an und wurde augenblicklich puterrot.

Als mir die Bedeutung meiner Worte klar wurde, schoss auch mir die Röte ins Gesicht. Ich hatte gerade Leo und somit auch Xavier als heiß bezeichnet. Melli wird mich umbringen! Xavier und den, den ich jetzt ganz klar als Leo ausmachen konnte grinsten über beide Ohren. Spöttisch grinsend zog Xavier die rechte Augenbraue in die Höhe.

„Heiß also?" Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten. „Ich würde jetzt lieber mal die Klappe halten. Wenn du unbedingt meine Faust in deinem Gesicht spüren möchtest, dann mach weiter." Es war deutlich zu erkennen, dass fast alle Schüler sich ein Lachen verkneifen mussten. Außer die, die mich kannten. Mein Hobby war CrossFit. Eine amerikanische Sportart bestehend aus Eigengewichtsübungen, Sprinten, Turnen und Gewichtheben. Manchmal machen wir dort auch ein bisschen Kickboxen...

„Was willst du schon gegen mich machen, hm?", fragte er mich mit vor Belustigung funkelnden Augen.

Langsam reichte es mir. Ich kochte vor Wut. Ich setzte schon zum Schlag an, als eine Stimme hinter mir ertönte: „Es reicht jetzt Amber."

Die Mädchen sahen verehrend zu meinem großen Bruder hin und die Jungs verdrehten genervt die Augen. Kenneth war zwar der heißeste Typ der Schule, aber er hielt genauso wenig wie ich von diesem Badboyzeug.

Meistens verbringen Melli und ich die Pausen mit ihm und seinem Kumpel Felix. „Hatten wir nicht Sport?", fragte mich Melli. Fuck! Schnell nahm ich Melli und Kenneth an die Hand und rannte raus, um es noch rechtzeitig zur Sporthalle zu schaffen. „Was sollte das denn gerade?!",fuhr Kenneth mich an.
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Erstes Treffen... 😝 Na wie findet ihr Xavier? Schreibt mir gerne eure Meinung! Ich würde mich freuen

Sweet Lovin'Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang