Unterricht

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,,Und wieso soll ich lernen, Elfenmagie einzusetzen?", fragte ich, während Audra ungeduldig im Zimmer hin und her lief. ,,Das hatten wir doch schon, Alana.", sagte sie genervt, ,,Es steht ein wichtiges Ereignis bevor. Mehr kann ich dir leider nicht sagen." Aber ich verstand nun mal nicht, wieso ich bei ihr Unterricht nehmen sollte, wenn mir nicht mal gesagt wurde, warum. ,,Du bist die Auserwählte. Versteh mich doch, ich würde es dir wirklich gern sagen, aber es gibt Regeln, die ich einhalten muss, sonst wirst du zu jemand anderem gebracht.", begann Audra, doch ich unterbrach sie: ,,Ist ja schon gut, wenn es dir so wichtig ist, dann mach ich es eben." Ich hatte gemerkt, dass diese Diskussion eh nicht zu meinen Gunsten enden würde. Ein Lächeln breitete sich auf Audras Gesicht aus. ,,Gut. Morgen früh fangen wir an."

Am nächsten Morgen wurde ich in aller Herrgottsfrühe geweckt. Zum Frühstück bekam ich magischen Tee, der mich wacher machte und außerdem meine Magie fördern sollte. Misstrauisch beobachtete ich Audra, die halb hinter einem Stapel alter Bücher verschwunden war. Was sie wohl ausheckte?

Plötzlich sprang sie auf und machte sich an ihren Kräutern, die in Bündeln von der Decke hingen, zu schaffen. Schließlich zog sie ein kleines Blatt hervor und reichte es mir. ,,Iss das", ordnete sie mir an und ich steckte mir das Blättchen ohne Widerworte in den Mund. Schon im selben Moment spürte ich einen ungewohnten Druck auf meinem Rücken. ,,Was war das?", fragte ich, doch Audra zog mich schon auf die Beine. ,,Komm mit raus. Heute lernst du erst einmal eines der wichtigsten Dinge: Fliegen." Ich schluckte. War sie sich sicher? Aber ich hatte ja offensichtlich keine Wahl. Da musste ich jetzt halt durch.

,,Deine Flügel werden ihren Job ganz von alleine machen. Das einzige, was du zu tun hast ist hier runterzuspringen und nicht in Panik zu geraten.", erklärte Audra mir und deutete auf den Abgrund vor uns, als wäre es das leichteste der Welt. Dabei war ich ja schon froh, dass ich es nach Ewigkeiten und Ladungen von fördernden Kräutern, endlich geschafft hatte, meine silbrigen Flügel zu entfalten. Und jetzt wurde ich schon mit der nächsten Herausforderung konfrontiert. Eigentlich hatte ich nicht so extreme Höhenangst, aber die Gewissheit, dass ich niemanden dort unten hatte, der mich auffangen konnte, tat mir auch nicht besonders gut. ,,Das schaffst du schon", ermutigte mich Audra, ,,Ich werde unten auf dich warten." Mit diesen Worten stürzte sie sich in den Abgrund und kam elegant am Boden auf. Das sah so leicht aus! Aber ich war mir sicher, dass es alles andere als das war.

Ich hatte Angst. Ich wollte das nicht machen. Aber ich musste ja! Also schloss ich die Augen und atmete tief durch. Dann nahm ich all meinen Mut zusammen und machte den Schritt in die Tiefe.

In diesem Moment setzten all meine Gedanken aus. Es gab nur noch mich und meine Angst. Ich betete, dass meine Flügel mich tragen würden. Ich wollte nicht sterben! Und dann passierte das Wunderbare. An meinem Rücken spürte ich ein Flügelschlagen. Langsam öffnete ich meine Augen und sah, dass ich gut einen Meter über dem Boden schwebte. Von diesem Moment an fühlte ich mich sicher. Meine Flügel hatten mich gerettet. Ich vertraute ihnen und das war ein wunderbares Gefühl! Unter mir hörte ich Audra jubeln. ,,Du hast es geschafft!", kreischte sie, ,,Du kannst tatsächlich fliegen!"

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