Missverständnisse

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,,Habe ich da richtig gehört?", fragte ich entrüstet. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. ,,Doch", sagte die Königin entschieden, ging plötzlich direkt auf Papa zu und schaute ihm in die Augen. Nach einer Weile sagte sie: ,,Tatsächlich. Dass sind nur Augen eines Elfen."
Ich überlegte, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war.
Papa erkundigte sich, was das heiße. Die Königin schüttelte verwirrt den Kopf. ,,Damit habe ich gar nicht gerechnet." Dann sah sie Papa wieder an und sagte mit ihrer ganzen Autorität: ,,Du bist mein Sohn."

Mir fielen wohl fast die Augen aus dem Kopf. Ich wusste, dass Oma die Mutter von Mama war. Ich hatte mir immer eingeredet, dass wir nie bei Papas Eltern gewesen waren, weil sie sich mit ihm zerstritten hatten. Aber sowas hätte ich jetzt so gar nicht erwartet.
Auch Papa sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. ,,Mir wurde nie erzählt...", stammelte er, doch der König unterbrach ihn. ,,Mit dieser Erkenntnis müssen wir wohl alle erstmal zurechtkommen. Jetzt heißt es: umplanen. Wir hatten immer geplant, Dougal als Ersatz für unseren Sohn zu nehmen. Aber wenn sich die Auserwählte und der Königssohn schon gefunden haben, ist das doch umso besser. Dann brauchen wir keine Hochzeit mehr zu planen, sondern eine Krönung."
Dann ging das große Tor auf und ein kleiner, untersetzter Diener eilte herbei, so schnell ihn seine kleinen Füße eben trugen. Er flüsterte dem König etwas ins Ohr, und dieser nickte. ,,Bringt sie her.", sagte er noch. Der Diener nickte hastig und stolperte zurück zur Tür.

5 Minuten später hatten wir Mama an unserer Seite, die sich die ganze Geschichte nochmal erzählen ließ. Sie schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf. Als die Königin geendet hatte, dank sie erleichtert zu Boden. ,, O Gott!", flüsterte sie voller Erleichterung. Ich wusste ganz genau, wie sie sich fühlte. Wenn mir damals gesagt worden wäre, dass ich Dougal nicht heiraten müsste, hätte ich auch so reagiert. ,,Lasst uns darauf trinken", sagte der König erfreut. Kaum hatte er das ausgesprochen, kam auch schon der kleine Diener wieder herein. Ich war echt überrascht, dass er nicht alles verschüttete. Er reichte jedem ein Glas mit einer roten, blubbernden Flüssigkeit. Wir prosteten uns zu und kosteten dann das Getränk. Mama bekam erstmal einen Schluckauf, aber ich fand es eigentlich ziemlich lecker. Es schmeckte wie Aprikose, die auf Pfirsich trifft.
,,Übermorgen ist die Krönung.", sagte der König auf einmal. Ich staunte. War es nicht ein bisschen kurzfristig, so schnell eine Feier mit Gästen und allem Drum und Dran zu organisieren? Der König lächelte mich an, als hätte er meine Gedanken gelesen. ,,Je eher wir junge und kluge Thronfolger haben, umso besser."
Ich nickte und dann fiel mir auf, dass er ja mein Opa war. Das war dann doch schon ziemlich komisch.

An diesem Abend fiel ich total schlapp ins Bett. Der Tag war extrem anstrengend und aufregend gewesen. Wenn ich bedachte, dass wir heute hinter einer Säule versteckt die Wachen beobachtet hatten. Dann hatten wir herausgefunden, dass Papa der rechtmäßige Thronfolger war. Kein Dougal. Puh.
Erschöpft schloss ich die Augen.

The hidden worldWhere stories live. Discover now