Erinnerungen

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Ich starrte meinen Vater mit offenem Mund an. Wahrscheinlich sah ich extrem komisch aus, aber das war mir jetzt auch egal. Mein Vater war schon mal hier gewesen. Aber wann? Und warum? Sofort purzelten die Fragen aus meinem Mund: ,,Was? Wann? Aber wie? Kannst du fliegen?"
Er schüttelte den Kopf. ,,Ich weiß nicht", sagte er, ,,Es ist wie eine Erinnerung an einen Traum. Aber das kann doch nicht sein...Ich wurde weggebracht, ich konnte mich nicht wehren. Ach, ich weiß auch nicht..."
Das musste ich erstmal verarbeiten. ,,Lass uns weitergehen.", sagte Papa auf einmal und ging ziemlich zügig los, Richtung Schloss. Ich wollte widersprechen, aber da war er schon um der Ecke verschwunden. Also stützte ich Mama und ging hinterher.

Doch als Papa zum Eingang gehen wollte, zupfte ich ihn am Ärmel. Sah er die Wachen denn nicht? Noch waren wir hinter einer gigantischen Säule versteckt, aber ich wollte gar nicht wissen, was die mit uns machen würden, wenn wir Fremdlinge hier mal eben reingingen.
,,Mama. Ich muss mit dir reden.", sagte ich. Mir war gerade etwas furchtbares eingefallen. Sie willigte ein und ging mit mir ein Stück Richtung Waldrand. ,,Hör zu.", begann ich,
,,Das ist enorm wichtig. Als ich das letzte Mal hier war, war das nicht schön und auch nicht gerade ungefährlich." Ich sah sie eindringlich an. ,,Worauf willst du hinaus?", fragte sie misstrauisch", ,,Was ich sagen will ist: Sie dachten, dass ich irgendeine Auserwählte bin. Sie sagten, ich sehe so aus. Mama, ich sollte heiraten!"
Mama schaute mich bestürzt an. ,, Wen meinst du mit ‚Sie'?", fragte sie mich. ,,Elfen. Und ich konnte gerade noch entkommen, als ich schon vor dem Altar stand. Sie haben mich Lillian genannt...Mama, DU heißt Lillian."
Mit einem Mal wurde Mama aschfahl im Gesicht. ,,Nein", stammelte sie. Ich hatte schon Angst, dass sie wieder ohnmächtig werden würde und hielt sie sicherheitshalber fest. ,,Wir müssen hier weg", sagte ich, ,,Aber Papa und Oma! Sie haben keine Ahnung!"
Hektisch sah ich zum Palast zurück. Und dann erlitt ich den nächsten Schock: Papa ging geradewegs auf die Wachen zu, Oma hinterher. ,,Wir müssen hin!" , drängte ich und zerrte Mama zurück. Lange würde sie das nicht mehr aushalten, soviel war klar.

,,Papa, was machst du denn?!", flüsterte ich eindringlich, als ich näher kam. Er hatte sich gerade mit den Wachen unterhalten. ,,Mama braucht Hilfe", sagte er, ,,Und diese Leute hier können uns ja vielleicht helfen." ,,Papa, als ich das letzte mal hier war, landete ich in den Kerkern!", jammerte ich. Doch es war schon zu spät. Die Wachen hatten Mama gesehen und bekamen ganz große Augen. Sie redeten ganz aufgeregt miteinander, in einer Sprache, die ich nicht verstehen konnte. Schließlich nickten sie sich zu und wandten sich dann wieder Papa zu: ,,Ich denke, wir sollten sie alle zum König bringen, der soll über das weitere Verfahren entscheiden."
Papa sah zuversichtlich aus, doch ich zitterte vor Angst. Nachher musste Mama Dougal, den aufgeblasenen Schnösel heiraten und für immer hier bleiben. Während wir durch die vielen Gänge und Gassen gingen, umklammerte ich Mamas Hand. Sie selbst schien auch ziemlich große Angst zu haben.

Und dann kamen wir vor ein besonders großes Tor.

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