Ausbruch

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Okay, jetzt war äußerste Konzentration gefragt. Ich durchwühlte meine Tasche, bis ich fand, was ich gesucht hatte: Das alte Buch über Magie jeder Art. Hastig blätterte ich auf die richtige Seite.

Der Tiefschlaf-Zauber

Dieser Zauber lässt eine Person tief und fest einschlafen. Er ist jedoch sehr anspruchsvoll und nicht für Anfänger geeignet.

Ich schluckte. Das konnte ja heiter werden. Aber eine andere Wahl hatte ich nicht.

Man nehme ein Blatt der Munjoni-Pflanze und reibe es mit ausgereiftem Wumeliöl ein.

Mein Herz machte einen aufgeregten Hüpfer. Ich hatte wegen dem Kräuterunterricht noch solche Blätter in meiner Tasche! Und ein wenig Wumeliöl wäre sicher auch noch zu finden. Also entleerte ich meine Tasche. Tatsächlich! Blätter der Munjoni-Pflanze! Ich sortierte sie nach der Größe. Welches Blatt wohl am besten geeignet war? Ich verschob diese Frage auf später und widmete mich erstmal einer kleinen Glasflasche, in der eine grüngelbe Flüssigkeit umherschwamm. Ob es nun Wumeliöl war oder nicht, es musste eben gehen. Langsam zog ich den Korken der Flasche heraus. Jetzt musste ich mir echt Mühe geben! Mit geschlossenen Augen griff ich nach einem Blatt und rieb es, nun mit offenen Augen, mit dieser Flüssigkeit ein.

Dann lasse man das Blatt direkt zur Nase der Person schweben. Der Geruch wird sie einschlafen lassen.

Okay, das war echt nicht leicht. Ich hatte ja schon in Audras Unterrichtsstunden versagt und jetzt war ich völlig auf mich allein gestellt. Nur nicht den Mut verlieren, sagte ich mir. Mit zitternden Fingern griff ich nach dem Blatt und legte es auf meine rechte Handfläche. Dann schloss ich die Augen und öffnete sie erst wieder, als ich ein luftiges Gefühl auf der Hand spürte. Ich hatte es tatsächlich geschafft! das Blatt schwebte gut fünfzehn Zentimeter über meiner Hand. Langsam drehte ich meine Hand. Das Blatt tat dasselbe in der Luft. Jetzt hatte ich das Prinzip des Lenkens verstanden. Vorsichtig steuerte ich das Blatt zum nächstgelegenen Wachmann. Als das Blatt direkt unter der Nase war, sackte er zusammen und begann zu schnarchen. Dasselbe geschah in den nächsten Minuten mit allen Wachmännern in der Umgebung. Mit einer Haarnadel knackte ich das Schloss. Ich musste möglichst schnell verschwinden. Wer weiß, wie lange der Zauber hielt!

Auf Zehenspitzen tappte ich durch viele Gänge. Als ich das große Tor erreicht hatte, atmete ich erleichtert auf. Ich war nicht erwischt worden! Hastig entfaltete ich meine Flügel und stieß mich vom Boden ab. Doch eins hatte ich vergessen. Als ich es merkte, war es bereits zu spät. ,,Haltet sie!", rief jemand. Ich schwebte gerade hoch oben und drehte mich um. Mit Entsetzen sah ich, dass die Wachen des Haupttores ihre Waffen ,also Pfeil und Bogen, auf mich richteten. Würden sie wirklich schießen? Angst packte mich. So schnell ich konnte, flog ich davon. Als der Wald begann, flog ich tiefer. So konnte keiner sehen, wohin ich genau flog. Aber ich wusste: Das Königreich würde alles daran setzen, mich zu fangen.

The hidden worldOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz