18. Kapitel

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Grayson

Ich würde es nie zugeben, aber ich mochte das hier. Es gefiel mir mit Amber. Ich mochte die Art, wie wir vertraut miteinander umgingen, als hätten wir uns schon immer gekannt. Ich mochte ihre unverblümte Art und ihr Lachen. Ich mochte es, wie sich diese zwei Kellerräume wie eine Art Zuhause auf Zeit anfühlten. Noch gestern hatte der Gedanke daran, mit Amber auf längere Zeit eingesperrt zu sein, mich entsetzt. Jetzt hoffte ich fast, dass wir noch ein bisschen Zeit haben würden, bevor Scott hier aufkreuzte.

Gedankenverloren zog ich mir mein Trikot aus und faltete es sorgfältig zusammen – eine nervige Angewohnheit, die mir meine Mutter antrainiert hatte. Ich war gerade dabei, das Shirt darunter über meinen Kopf zu ziehen, als aus der Küche nebenan Lärm drang.

Ein lautes Klirren mit einem überraschten Schrei, gefolgt von kopflosen Flüchen. „Verfickte Scheiße! Autsch, verdammt –"

Schnell riss ich mir das Shirt vom Körper, warf es in irgendeine Ecke und mit zwei langen Schritten war ich in der Küche. „Amber? Was ist los?"

Amber stand mit dem Rücken zu mir an der Anrichte. Der Boden um sie herum und besonders die Anrichte waren bedeckt mit kleinen weißen Porzellanscherben.

„Ich hab den Scheißteller fallen lassen", sagte sie unzufrieden, ohne sich umzudrehen. „Und jetzt habe ich überall Scherben. Ich habe Scherben in meinen Haaren."

Ich musste lachen. Und dann konnte ich nicht mehr aufhören. Die Situation war zu komisch. Amber, die wie ein begossener Pudel dastand, räusperte sich überdeutlich.

„Ähm, vielen Dank für die Hilfe."

Ich versuchte, mich zusammenzureißen, aber dann entkam mir ein weiteres Lachen. „Es tut mir l-leid", brachte ich hervor.

Amber drehte sich zu mir um und warf mir einen Blick mit gehobenen Augenbrauen und übertrieben empörtem Gesichtsausdruck zu, obwohl sich ihre Mundwinkel hoben und sich ihr Gesicht leicht erhellte. „Grayson Willims, du –"

Sie brach ab und blinzelte auf einmal, als hätte sie etwas ins Auge bekommen. Ihr zuvor amüsiertes Gesicht verzog sich wie in einem plötzlichen Schmerz und sie hob eine Hand zu einem ihrer Augen.

Ich merkte kaum, wie mein Lachen verstummte. „Amber?"

Ihr Gesicht wirkte konzentriert. Sie schloss ihre Augen und zuckte leicht zusammen, als ein Finger eins ihrer Augen berührte.

Ich wurde schneller ernst als je zuvor. „Was ist los? Was ist passiert?"

„Ich glaube, ich habe eine Scherbe ins Auge bekommen", sagte Amber sachlich.

Mein Herz setzte einen Schlag aus. „Was?"

Amber wirkte überraschend gelassen für jemanden, der eine Porzellanscherbe in einem Auge hatte, während sie für ungewisse Zeit in einem Keller festsaß und niemanden erreichen konnte, ganz besonders keinen Arzt. „Beruhig dich, Grayson. Es ist nur ein Splitter."

Ich lief zu ihr und blieb neben ihr stehen, während ich sorgfältig die Scherben vermied. „Das meinst du nicht ernst, oder? Amber, du hast eine Scherbe. In deinem Auge."

Vielleicht", korrigierte sie mich im gleichen Tonfall. „Vielleicht ist es einfach nur ein Staubkorn."

Ich schnaubte, aber dann wurde mir klar, dass das hier zu nichts führte. Amber musste diese Scherbe aus ihrem Auge kriegen. „Gibt es hier ein Erste-Hilfe-Set? Kann man so eine Scherbe herausholen? Braucht man dafür eine Pinzette oder so?"

STUCKWhere stories live. Discover now