POSTKARTE 3: Hervorragende Schuhwahl

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Es dauert nicht lange, bis wir uns schliesslich doch auf eine allgemeine Fahrtrichtung einigen und einen groben Plan für die Weiterreise aufstellen - ansonsten wären wir wohl nie hier weggekommen

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Es dauert nicht lange, bis wir uns schliesslich doch auf eine allgemeine Fahrtrichtung einigen und einen groben Plan für die Weiterreise aufstellen - ansonsten wären wir wohl nie hier weggekommen.

Der Olympic National Park, der lediglich ein spontaner Einfall war, entpuppt sich als der ideale Ort für unsere Reise. Weil er nämlich alles bietet, was wir auf unserer Suche nach der Freiheit finden wollen - das Rauschen von Wasser, dunkle Tannen, die die Sonne so abschirmen, das lediglich ein paar Sonnenstrahlen zwischen den Baumstämmen hindurchfallen, Tiere und ganz viel Nichts.

Ruhe und Frieden und Natur und ganz viel Platz für alles, was in Ashtown hinter den Gartenzäunen eingesperrt ist.

Der Nationalpark war meine Idee und Yule hat keine Widerworte gegeben, was ich als Erfolg verbuche - die zweite von zwei Ideen, der er ohne Diskussion zustimmt. Meine Quote liegt zurzeit bei 100% - nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass es Yule irgendwie Spass zu machen scheint, zu widersprechen.

Unser Weg führt uns entlang des Meeresufers mitten in den Wald und an einem ganz besonders schönen Ort, wo die Tannen so nah am Ufer stehen, dass ihre Äste ins Wasser ragen und bei jedem Windstoss kleine Kreise auf die Oberfläche malen, bitte ich Yule, anzuhalten.

Kaum hat er das getan, hüpfe ich aus dem Auto und öffne auch seine Tür. Ich greife nach seiner Hand und ziehe ihn von seinem Sitz.

»Komm, wir müssen den Moment, in dem unser Abenteuer beginnt, mit einem Foto festhalten.«

Yule ist alles andere als begeistert, gibt sich jedoch geschlagen, da er offensichtlich denkt, ich würde ihn sowieso nicht in Ruhe lassen - womit er natürlich nicht falsch liegt.

Ich positioniere mein Handy so, dass wir mit Hilfe des Selbstauslösers ein paar Fotos schiessen können. Yule lässt alles über sich ergehen, allerdings nicht ohne sein Missfallen kundzutun - mehrmals.

Als ich schliesslich die Fotos ansehe, beginne ich zu lachen. Der Unterschied zwischen uns beiden könnte grösser nicht sein: Neben Yule, der die Arme verschränkt hat, keine Miene verzieht und dabei aussieht wie ein Model, wirke ich wie ein kleines Kind auf einem Kindergeburtstag. Fehlt nur noch das Partyhütchen.

Stirnrunzelnd strecke ich Yule das Handy entgegen und verziehe den Mund. »Du siehst viel besser darauf aus - und das, obwohl du nicht mal lachst«, sage ich anklagend.

»Ich bin eben einfach ein gutaussehender Typ, was will ich machen.«

»Pff, ich sehe dafür wenigstens nicht so aus, als wäre ich auf dem Weg zu einer Beerdigung.« Ich entziehe ihm mein Handy wieder.
»Was werden die Enkel sagen, wenn sie unser Fotoalbum ansehen und dieses Bild als erstes sehen werden?«

Erst ein paar Sekunden später fällt mir auf, was ich gerade eben gesagt habe und weil die Vorstellung so absurd ist, dass ich mich frage, wie ich darauf überhaupt gekommen bin, beginne ich erneut zu lachen.

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