POSTKARTE 8: Gewitterwolkenworte

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Der bewölkte Himmel gestern hat einen regnerischen Tag bereits angekündigt und so bin ich nicht überrascht, als ich am nächsten Morgen von prasselnden Regentropfen geweckt werde

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Der bewölkte Himmel gestern hat einen regnerischen Tag bereits angekündigt und so bin ich nicht überrascht, als ich am nächsten Morgen von prasselnden Regentropfen geweckt werde. Es ist noch dunkel im Zimmer, obwohl ich gestern die Vorhänge nicht zugezogen habe, was heissen muss, dass es noch früh ist.

So früh, dass die Welt noch nicht aufgewacht ist und alles noch diesen morgendlichen Frieden ausstrahlt, während man selbst sich vorkommt, als wäre man allein.
So früh, dass man sich noch einmal umdreht, einkuschelt und die ruhigen Minuten voll auskostet, bevor der Tag anbricht.

Ich geniesse die Wärme, während der Regen dem Raum eine gemütliche Atmosphäre verleiht. Lausche den schweren Tropfen, während ich still liegen bleibe, um ihr Lied nicht zu übertönen.

Yule ist noch nicht wach oder er ist ein wirklich guter Schauspieler, denn seine Atemzüge sind nach wie vor gleichmässig, also erlaube ich es mir, ihn einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Zumindest das, was ich im Halbdunkel von ihm erkennen kann.

Seine Züge sind entspannt und wie er so daliegt und schläft, ohne dabei eine finstere Miene aufgesetzt zu haben (fast bin ich ein bisschen enttäuscht darüber, dass er die Augenbrauen im Schlaf nicht auch zusammengezogen hat), sieht er fast friedlich aus.

»Es ist verdammt seltsam, wenn du mich so anstarrst«, murmelt Yule, ohne dabei die Augen zu öffnen und ich zucke zusammen und drehe mich auf den Rücken, wende den Blick ab.

Wann ist er bitte aufgewacht? Und wie zur Hölle hat er gemerkt, dass ich ihn ansehe?

Auch wenn er im Halbschlaf vermutlich kaum weiss, wo er gerade ist oder was los ist, hat er recht - es ist verdammt seltsam.

Vor allem ist es verdammt seltsam, dass er mich dabei ertappt hat, wie ich ihn anstarre. (Obwohl ich natürlich eher ein anderes Wort benutzt hätte... eines, das nicht ganz so Stalker-mässig klingt.)

»Ich weiss ja, dass ich einen ganz netten Anblick abgebe, aber trotzdem«, murmelt er und ich wage es, wieder zu ihm hinüber zu blinzeln.

Mit einem süffisanten Grinsen setzt er sich auf und fährt sich durch die Haare. Erfolglos, denn sie sind danach noch genau gleich unordentlich. Nur stehen sie jetzt in eine andere Richtung ab als zuvor.

»Es regnet«, bemerkt er dann schlicht und seine Augen gleiten zum Fenster, vor dem nichts als ein grau-blauer Weltuntergang zu erkennen ist.

Ich meine, in seiner Stimme so etwas wie freudige Überraschung wahrnehmen zu können, die sich auch wenig später in seinen Augen widerspiegelt.

Ich setzte mich ebenfalls auf und lehne meinen Kopf gegen die Wand hinter mir, während ich Yule anschaue. »Ich weiss.«

»Es ist schön.«

Und wie.

»Wie spät ist es eigentlich?«

Es ist zwar dunkel im Zimmer, aber durch die schweren Regenwolken am Himmel hätte es wohl auch keinen Unterschied gemacht, wenn die Sonne schon längst aufgegangen wäre. Es hätte genauso gut auch schon Mittag sein können.

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