POSTKARTE 17: Manchmal ist das Leben eine Postkarte

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Irgendwann, während ich weiter Steinchen in den See geworfen habe und niemals müde geworden bin, es immer und immer wieder zu tun, ist Yule eingeschlafen

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Irgendwann, während ich weiter Steinchen in den See geworfen habe und niemals müde geworden bin, es immer und immer wieder zu tun, ist Yule eingeschlafen. Wahrscheinlich hat er wieder zu viel Kaffee getrunken und letzte Nacht zu wenig Schlaf bekommen.

Ich wecke ihn nicht, weil er gerade so friedlich aussieht, aber ich lasse es mir nicht nehmen, ihm den Autoschlüssel aus der Tasche zu stibitzen und zum Auto zurück zu schleichen, um etwas zu holen.

Yule hat mir vielleicht nichts auf die Wange gemalt, als ich geschlafen habe, weil er keinen Edding dabei hatte, aber ich habe sehr wohl einen in den Untiefen meines Koffers vergraben und ihn heute morgen - nur für alle Fälle - hervorgekramt und eingepackt.

Und jetzt, schneller als erwartet, bietet sich mir die perfekte Gelegenheit, um ihn zu benutzen, und ich werde sie mir auf gar keinen Fall entgehen lassen

Yule sitzt auf der Bank und nicht mehr auf dem Tisch, die Arme vor sich auf die Platte gelegt und den Kopf so darauf gebettet, dass seine linke Wange sich ideal als Leinwand eignet.

Er wacht nicht auf, als ich den Stift ansetze und bleibt die ganze Zeit so ruhig, dass ich denke, er muss wohl tatsächlich ziemlich müde sein.

Erst, als ich fertig bin und so unschuldig wie möglich gegenüber von ihm sitze, mir ein Stück Wassermelone in den Mund schiebe, versuche, nicht zu lachen, und ihn mit einem Grashalm kitzle, blinzelt er mir und der Sonne verwirrt entgegen und ich muss mich noch mehr beherrschen, als er sich aufsetzt und sich mit beiden Händen übers Gesicht fährt.

»Wie lange hab ich geschlafen?«

»Lang genug, damit ich dir mit dem Edding etwas auf die Wange malen konnte.«

Es hat keinen Sinn, es zu verschweigen, weil ich wahrscheinlich in etwa zwei Sekunden ohnehin angefangen hätte zu lachen und mich selbst verraten hätte.

»Du Biest.«

Er hat keine Zweifel, dass ich es tatsächlich getan habe und ich grinse ihn an, während ich ihm die Wassermelonenstücke über den Tisch zu schiebe.

Als Friedensangebot oder als Ablenkungsmanöver, das weiss ich auch nicht so recht.

Oder vielleicht auch einfach, weil die Wassermelone wirklich lecker ist und ich mit ihm teilen möchte.

»Was hast du gemalt?«

»Eine Wildblume«, erkläre ich seelenruhig.

Auf jeden Fall ist es das, was ich im Kopf hatte, als ich den Stift angesetzt habe.

»Wofür? Als Einkaufsliste, damit ich nicht vergesse, dass du keine Rosen willst? Phoenix, ich hab dir schon mal erklärt, dass ich dir sowieso nichts schenke.«

Ich reiche ihm den Edding. »Hier. Du kannst auch eine malen, dann sind wir im Partnerlook.«

»Soll das etwa erstrebenswert sein?«

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