7) Bürki & Weigl

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POV Roman Bürki:

Voller Elan war ich damals meinen neuen Job bei Borussia Dortmund angetreten. Es war ein großer Klub und könnte meiner Karriere einen großen Schub nach vorne geben. Ich wurde auch sehr gut in die Mannschaft aufgenommen. Nur Julian Weigl verweigerte mir damals den Handschlag.

Bis heute hatten wir kaum ein Wort miteinander gewechselt. Er ging mir aus dem Weg. Und seitdem ich Weide als Nummer Eins abgelöst hatte, wurde es nur noch viel schlimmer. Nicht einmal nach einem gewonnenen Spiel klatschte er mich ab. Er drehte mir jedes Mal, wenn er mich auf sich zukommen sah, sofort den Rücken zu.

Selbst wenn ich einen Elfmeter gehalten hatte, wendete er sich von mir ab. Eigentlich ignorierte er mich immer. Es sei denn, ich machte einen Fehler. Dann war er immer an erster Stelle mit seiner Kritik. Zuerst hatte ich beschlossen, es nicht an mich rankommen zu lassen und auch ihn einfach zu ignorieren.

Doch dann hatte ich mich ausgerechnet in genau diesen wunderschönen jungen Mann verknallt. Ich verstand mich ja selber nicht. Aber jetzt versetzte jede seiner Handlungen meinem Herzen einen gewaltigen Stich und wenn ich nicht eine so gute Selbstkontrolle hätte, würde ich jedes Mal sofort anfangen zu weinen.

Jeden Abend weinte ich mich in einen sehr unruhigen Schlaf. Jedes Mal auf dem Weg zum Training hoffte ich, dass mir kein Fehler unterlief. Das selbe hoffte ich vor jedem Spiel. Doch genau dadurch wurde es für mich immer schwieriger, keine Fehler zu machen. Denn ich setzte mich selber zu sehr unter Druck.

Zudem begann ich dadurch auch immer schlechter zu schlafen. Denn die Angst vor Fehlern kam immer eher auf. Wenn es dann auch noch zuvor im Training schlecht lief und es zu einem Zusammenstoß mit Julian kam, schlief ich gar nicht sondern weinte die gesamte Nacht durch.

Heute war wieder ein schlechter Tag gewesen. Unter der Dusche ließ ich die Tränen einfach laufen. Ich war der letzte unter der Dusche und hatte Julian's Worte durchaus mitbekommen. Bevor ich zurück in die Kabine konnte, musste ich mich erst wieder beruhigen. Es musste keiner wissen, dass mich seine Worte so sehr verletzten.

Als letzter, fast eine Viertelstunde nach meinem Vorgänger, verließ auch ich dann endlich die Dusche. Die Kabine war leer. Lediglich eine Tasche stand noch dort und ich wusste genau, wem sie gehörte. Es war Marco's, also brauchte ich keine Angst zu haben. Langsam begann ich dann mich abzutrocknen.

"Roman?" - ich erschrak, als ich Marco's Stimme plötzlich neben mir hörte, lächelte ihn dann aber trotzdem an. "Ja?" - "Was ist los mit dir?" - "Was soll denn los sein? Ich hatte halt einen schlechten Tag. Das kommt schon Mal vor." - "Roman! Ich rede hier nicht von deiner Trainingsleistung!"

Er sah mich eindringlich an und ich wusste, dass er eine sehr gute Menschenkenntnis hatte und auch die Emotionen anderer sehr gut lesen konnte. Doch ich konnte nicht darüber sprechen. Das fiel mir schon immer sehr schwer.

"Ich weiß nicht, was du meinst." - antwortete ich ihm also. "Mensch Roman! Ich bin nicht blöd! Dir geht es beschissen! Roman, ich möchte dir helfen. Du bist sehr wichtig für uns! Weide hört nach dieser Saison auf. Wir brauchen dich in der Form, in der du hierher kamst. Aber jetzt... und das liegt nicht an einem schlechten Tag!"

Ich zuckte nur mit den Schultern und kämpfte gerade gegen die Tränen an, die mir in die Augen steigen wollten. Deshalb brauchte ich auch eine ganze Weile, ehe ich Marco antworten konnte. Er wollte mich schon in den Arm nehmen, doch dem konnte ich durch Heben meiner Hand noch einmal entgehen. Sonst hätten sich die Schleusen geöffnet.

"Es tut mir leid Marco. Aber ich kann da im Moment nicht drüber reden. Bitte..." - "Gut. Aber Roman, sollte es schlimmer werden, ich bin immer für dich da, okay?" - ich nickte und lächelte ihn an. "Danke." - jetzt nickte er mir zu und verließ dann ebenfalls die Kabine.

Oneshots Fußball boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt