Zweifel

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Als ich aufwachte spürte ich direkt einen schweren Arm an meiner Hüfte und einen heißen Atem an meiner Stirn. Ich setzte mich leicht auf, doch wurde direkt wieder zurückgezogen.

»Bleib bei mir.« knurrte eine raue Stimme an meinem Ohr und ließ mich erschaudern.

Ich habe noch nie etwas schöneres gehört.

Ich drehte mein Kopf zu ihm hoch und sah zu seinen geschlossenen Augen.

Ich hob meinen Arm und fuhr mit meinem Daumen über sein Kinn, zu seiner Nase und wieder herunter und umrandete seine Unterlippe.

»Das gehört alles dir, kleine.« sagte er und verzog seinem Mund zu einem Lachen.

Ich erwachte aus meiner Trance, schreckte aber trotzdem nicht auf und drückte ihn von mir weg.

Wir kennen uns zwar nicht, aber hier in seinen Armen zu liegen und seine Stimme an meinem Ohr zu hören würde ich am liebsten den Rest meines Lebens machen.

Weil du ihn liiiiebst! rief Kyra aufgeregt und ich musste darüber nachdenken. War das liebe? Ich kenne ihn doch garnicht.

Er setzte sich leicht auf und zog mich so an sich, dass ich rittlings auf seinem Schoß sitze.

Seine Hände legten sich um meine Taille und ich schlang meine Arme um seinen Hals.

»Ich wusste nicht, dass etwas so schön sein kann.« flüsterte er mit seiner rauen Stimme und mir lief ein Schauer nach dem anderen über den Rücken.

Er begann über meinen unteren Rücken zu streicheln und küsste leicht meinen Hals. Eine wohlige Wärme zog sich zu meiner Mitte.

Aufeinmal sprang ich von ihm und stellte mich in die Mitte des Zimmers.

»Ähhh... Ich muss los.« sagte ich nur und lief nach unten.

Er schaute mir erschreckt und traurig hinterher, sodass ich wegschauen musste.

Das geht mir alles zu schnell. Ich kenne ihn nichtmal.

Musst du eigentlich immer alles das gut ist kaputtmachen? wimmerte Kyra und ich musste mich zusammenreißen nicht wieder zurückzulaufen.

Ich muss eindeutig mit Abby reden. Ich weiß nicht was ich tun soll. Meine Werwolfhälfte schreit danach in seiner Nähe zu sein, doch meine Menschenhälfte will nichts überstürzen, was wir grade eben eindeutig getan haben.

Ich muss ihn doch erst kennenlernen. Er könnte irgendein Psychopath sein.

Das ist er nicht! rief Kyra, als hätte ich sie persönlich beleidigt.

Cole hatte mir hinterhergerufen, doch ist mir zum Glück nicht hinterherlaufen. Ich brauche grade ein bisschen Zeit zum nachdenken.

»Was machst du denn hier, Luna?« fragte Tyler mich, als ich durch seine Haustür ins Wohnzimmer lief und nach Abby ausschau hielt.

»Nenn mich nicht so.« sagte ich dem Tränen nahe und er schaute mich besorgt an und legte sie Buch aus der Hand.

»Aber das wirst du bald sein.« sagte Tyler und dachte wohl, dass er mich damit aufmuntern würde, doch mir lief schon die erste Träne aus den Augenwinkeln.

»Tut mir leid. Wo ist Abby?« schniefte Ich und er zeigte nur wortlos die Treppe hoch. Ich nickte ihm noch einmal zu und begab mich weiter auf die Suche.

Oben saß sie grade auf ihrem Bett und faltete die Wäsche zusammen.

»Was ist los, Süße? Was hat er gemacht?« sie stand sofort auf und nahm mich in den Arm.

Ich konnte die Tränen nichtmehr zurückhalten und ließ sie einfach laufen.

Kyra wimmerte leise und wollte zurück zu Cole, doch ich ignorierte es so gut es ging.

»Hat er dir was getan?« fragte sie fordernd und ich schüttelte den Kopf.

»Ich weiß auch nicht, wieso ich heule.. Aber es ist einfach alles zu viel für mich.« schniefte ich und Abby schaute mich verständnisvoll an.

»Es geht ums markieren, oder?« fragte sie mich und ich schaute sie nur verwirrt an.

»Markieren? Will er mich anpinkeln?«

Sie schaute zur Seite und dachte nach.

»Ich vergesse immer, dass du dein halbes Leben am Arsch der Welt warst.« sagte sie und ich schaute sie noch verwirrter an.

»Also ähm.. Das Baby machen muss ich dir nicht erklären, oder?«

Ich schaute sie verwirrt an, doch schüttelte dann den Kopf.

Sie nickte kurz und sprach dann weiter.

»Wenn Werwölfe ihren Mate finden markieren sie einander, um zu zeigen, dass sie einander gehören. Damit niemand anderes die andere Person will. Das markieren beinhaltet erst einen Biss in deinen Nacken und dann Geschlechtsverkehr.«

Ich schaute sie mit großen Augen an und zog die Luft ein. Das ist ja alles noch komplizierter als ich dachte.

»Das wusste ich nicht.«

»Es ist nicht so schlimm, wie es sich jetzt wahrscheinlich erstmal anhört. Ehrlich gesagt ich es sogar echt schön. Ich dachte du hättest mit Cole darüber geredet und wärst deswegen irgendwie so aufgelöst gewesen, aber was ist es denn dann?« fragte sie mich beruhigend und ich musste über ihre Frage erstmal nachdenken.

»Ich mag Cole ja, aber ich kenne ihn nichtmal. Die zwei Seiten in mir streiten sich ununterbrochen. Es geht alles zu schnell. Ich kann doch keine Luna für ein Rudel werden, wenn ich mein eigenes Leben nichtmal im Griff habe.« seufzte ich und sie schaute mich verwirrt an.

»Ich kenne niemanden, der sein Leben so sehr im Griff hat. Du bist einer der stärksten Werwölfe weit und breit. Ich kenne niemanden, der so geeignet ist Luna zu sein.«

Ich schaute Abby dankbar an und drückte ihre Hand. Ich habe zwar wahnsinnige Angst, aber ich werde das schon wieder in den Griff bekommen.

Cole ist mir wirklich wichtig und wie er mich heute angeschaut hat, als ich aus seinem Zimmer gelaufen bin hat mein Herz gebrochen.

Geh schon zu ihm! schrie Kyra genervt, doch jemand kam mir schon zuvor....

The LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt