Stay

31 4 0
                                    



Chanyeol wirkte müde, als er sich verzweifelt durchs Gesicht fuhr. „Ich sage es nochmal... Ich. Liebe. Dich. Nicht. Aber wenn du unbedingt willst, dann bleib bei mir, versuch dich aber bitte nicht nochmal umzubringen. Und wenn ich nicht normal bin, dann nimm dir einen Schlüssel und. Schließ. Dich. Ein. Egal wo. Dann kann ich dir nichts tun", er schaute mich bittend an.

Ich war verwirrt. Nicht nur ein wenig, sondern sehr. Er widersprach sich ständig, wollte mich schützen, obwohl er keine emotionale Verbindung zu mir trug. „Warum willst du mich überhaupt beschützen? Wenn ich mich einschließe, muss ich da vielleicht für Tage oder länger drin bleiben. Und irgendwann kriegt er mich in die Finger... und dann war eh alles umsonst..."

„Ich weiß nicht zu 100% wie ich bin...", seine Stimme war schwach und er sah alt aus. „Kannst du irgendwas machen, dass ich dich nicht verletze?"

Nein. Konnte ich nicht. „Naja... ich kann auf dich hören und alles machen was du mir befiehlst... versuchen alles richtig zu machen und mich verbessern indem, was ich zu erledigen habe"
Und trotzdem würde er einen Grund finden, mich erneut zu verletzen. Sowohl körperlich, als auch seelisch.

Chanyeol schüttelte den Kopf und rang um Fassung. „Du... warum willst du nicht leben? Dich lieber einem einzigen Menschen verschreiben, den du nicht kennst und der dir wehtut. Warum?"

Ich schnaubte, „Warum interessiert dich das überhaupt? Es kann dir doch egal sein."

„Ist es aber nicht. Ich möchte, dass ein Mensch, der die Welt entdecken wollte, nicht von einem Ungeheuer wie mir davon abgehalten wird.

Mein Herz zog sich zusammen. Er hasste sich. Seine Worte waren klar und unmissverständlich. Und es tat mir weh. Ich wollte nicht dass er so fühlen musste. Er sollte glücklich sein und das würde ich schaffen. Ihn glücklich machen und für ihn da sein. Koste es was es wolle.

Tränen rollten meine Wangen hinab und tropften auf meine Hose. Ich rückte von ihm ab.

Ächzend erhob Chanyeol sich und fing an unruhig durch die Zelle zu humpeln. Sein Schmerz traf mich mehr als erwartet. Weinend vergrub ich mein Gesicht in den Händen und versuchte leise zu sein.

Plötzlich legten sich starke Arme um meinen bebenden Körper und zogen mich an eine harte, warme Brust. Verwirrung machte sich in mir breit. Warum tat er das? Leise schluchzte ich auf. Das war alles so unfair.

Sanft wurde ich hin und her gewogen. Mein Herz schlug schneller, aber ich beruhigte mich. Das erste Mal seit Langem fühlte ich mich geborgen und beschützt. Sachte strich er über meinen Kopf.

„W-wieso ma-machst du das?", meine Stimme hörte sich an wie Schmirgelpapier.

„Du sollst nicht denken, dass du alleine bist", er zog mich näher und streichelte über meinen Rücken. Wärme erfüllte mich, genauso wie Hoffnung. Ich klammerte mich an ihn. Klammerte mich an den kleinen Halm der Hoffnung, dass er vielleicht doch, irgendwo in seinem gespaltenen Herzen ein Fünkchen Liebe für mich empfand.

Er hob mein Kinn an, doch ich schaute schnell weg. „Sieh mich an Baekhyun...", seine Stimme war sanft. Zögerlich blickte ich ihn an. Er lächelte leicht und strich eine Strähne aus meinem Gesicht.

„Du bist ein wunderbarer Mensch. Du hast nichts wie mich verdient. Du brauchst jemanden der deine Liebe erwidern kann und dich auf Händen trägt, dir niemals etwas antut..."

Sein Vergleich schmerzte. Er sah sich also nicht als Mensch an. Dabei war er einer. Ein wundervoller. Er sah es nur nicht, weil das Negative für ihn Überhand hatte.
Ich schaute wieder weg. Er ließ mich los und die plötzliche Kälte erzeugte eine Gänsehaut auf meinem Körper.

„Tief in dir weißt du, dass es wahr ist", sein Blick lag auf mir.

„Schau weg", krächzte ich, „Ich bin hässlich"
Und es stimmte. Er konnte nichts dagegen sagen. Mein Gesicht war verunstaltet. Niemand würde mich mehr freiwillig anschauen wollen, also warum tat er es noch?!
Er war scheinbar der einzige, der es konnte. Vielleicht machte er sich auch drüber lustig. Ganz insgeheim, und spielte das hier alles nur, um mir Hoffnung zu machen, die er dann später gnadenlos zerstören würde.

Er hatte es geschafft. Die Hoffnung erweckt. Aber ich konnte nicht gehen. Ich wollte ihm eine Chance geben und mir auch. Uns.

„Du bist wunderschön und du bist mehr wert als alles andere dieser Welt.", seine Hände legten sich an meine Wangen. Sanft wischte er meine Tränen weg.

„Weißt du wie schwer es mir fällt dich abzuweisen? Dich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch zu verletzen?", seine Stimme zitterte. Ich schaute auf. Was redete er da? Grade noch meinte er, er liebe mich nicht und jetzt?

Er spielte mit mir. Und ich ließ es mit mir machen.

„Hör a-auf mich anzulügen Chanyeol."

„Ich lüge nicht. Nicht mehr. Wie soll ich dir beweisen, dass du mir so unglaublich viel bedeutest?", er wirkte verzweifelt. „Du hast die ganze Zeit gesagt, du liebst mich nicht, und jetzt soll ich dir glauben?"

„Was würdest du denn machen, wenn du jemanden liebst, ihn aber verletzt, wenn du keine Kontrolle hast. Würdest du ihm deine Liebe gestehen, dass er dann auch noch bei dir bleibt? Sich seinem Schicksal kampflos ergibt?!", aufgewühlt raufte er sich die Haare.

„Ich will aber. Ich will bei dir bleiben. Lass es doch zu!", mit tränennassen Augen sah ich zu ihm auf. „Ich werde dich verletzen, das kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren", sanft strich er über meine Wange.

Ein Zittern durchlief mich. „Ich höre auf dich... dann passiert schon nichts", flehentlich schaute ich ihn an.
Er zog mich an sich, „Es tut mir alles so leid"
„M-muss es nicht... e-er hatte einen Grund für all das..."
„Egal was passiert, es rechtfertigt nie jemanden, einen anderen zu verletzen. Aber das einzige, was du machen kannst, ist keine Fehler zu machen wenn du bei mir bist.", schwer seufzend löste er sich.

„I-ich werds versuchen", entschlossen schaute ich ihn an.

Er nickte ergeben. „Okay"

Dann fingen wir an zu planen, wie wir am Besten von hier verschwinden konnten.

Hell to Heaven -B.BH x P. CYWhere stories live. Discover now