Gone

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Ein kalter Schauder überlief mich. Chanyeol sah so fertig aus. Und das war meine Schuld. Ich stand auf und ignorierte die schwarzen Punkte vor meinem Auge. Fest umarmte ich ihn. Heiße Tränen rollten meine Wangen hinunter. „Tschuldige...", ich vergrub meinen Kopf an seiner Brust.

Er schlang sanft seine starken Arme um mich. „Alles gut... du kannst nichts dafür, ich-", ich unterbrach ihn sofort indem ich einen Finger auf seine Lippen legte. „Bitte gib dir nicht die Schuld dafür... er war es, nicht du... und ich weiß, dass es ein Versehen war..."

Leise seufzte er auf. „Ich weiß, aber trotzdem. Ich hätte vorsichtiger sein müssen."
Ich schüttelte den Kopf. „Nein Chanyeol... wirklich...", ich schaute ihn bittend an.
Resignierend senkte er seinen Blick. „Okay."

Sanft schenkte ich ihm ein Lächeln, wobei ich annahm, dass es kein richtiges war. Ich wusste einfach nicht mehr genau wie es ging.
Doch Chanyeol schien meine Bemühungen zu schätzen, denn er erwiderte mein Lächeln und küsste sanft meine Stirn.

Plötzlich brach ein Damm in mir und die Tränen strömten unaufhaltsam meine Wangen hinunter. „Hey... Kleiner, was ist los?", ich schluchzte und klammerte mich an ihn. „I-ich... warum l-liebst du mich? I-ich bin hässlich und habe d-dir nichts zu bieten!"

Er schüttelte den Kopf. „Nein Kleiner. Du bist schön, wie ein Engel. Dein Äußeres spielt dabei keine Rolle. Denn egal wie du aussiehst, das ändert doch nichts an ehrlichen Gefühlen", er strich über meinem Kopf.

Er log. Er musste lügen. Niemand, keine Menschenseele liebte jemand anderen, wenn er hässlich war. So war es schon immer bei mir gewesen. Ich war schon immer hässlich gewesen. Und jetzt machten es die Narben in meinem Gesicht noch schrecklicher. Dass er nicht das Gesicht verzog wenn er mich ansah war bestimmt alles.

Weinend riss ich mich los. „Ich bin hässlich! Und ich bin eine Last für dich!"
Und trotzdem wollte ich bleiben.

Chanyeol schaute mich an. Tiefe Verwirrung spiegelte sich in seinen dunklen Augen wider.
„Kleiner ich-", „Hör auf mich so zu nennen!", ich wich zurück. Was wollte ich eigentlich? Ihn. Aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen dass er mich auch wollte.

„Sei wenigstens ehrlich mit mir und spiel mir nichts vor!", schrie ich ihn an.
Er schien ehrlich getroffen und ich bereute meine Worte sofort. Jedoch war mein Selbsthass größer als meine Reue.

„Ich spiele nicht... ich bin aufrichtig. Ich liebe dich Baekhyun", sagte er leise. Seine Stimme zitterte leicht.
Ich verstand es nicht, wollte es einfach nicht verstehen.
Schluchzend sank ich aufs Bett. Die schwarzen Punkte waren wieder da. Alles wurde dumpfer.

Ich wusste dass ich ohnmächtig werden würde. Natürlich, warum auch nicht? Ich hatte seit zwei Tagen nichts gegessen und mein Kreislauf war sowieso nie der Beste. Außerdem hatte die Panikattacke meine restlichen Kräfte verbraucht.

Ich sank in die Kissen und wischte über meine Augen. „S-sei bitte ehrlich", wimmerte ich leise, dann verschluckte mich das Schwarze.

+++

Nach einiger Zeit wurde ich wach. In meiner Ohnmacht war ich in einen tiefen Schlaf übergeglitten, den mein Körper benötigte, um mögliche Energien zu kompensieren. Müde öffnete ich meine Augen und sah eine starke Brust.
Chanyeol hielt mich fest in seinen Armen und schien zu schlafen. Leise musste ich seufzen. Er war zu gut für alles auf dieser Welt, also warum hatte man ihn mit solch einer Krankheit gestraft. Was musste er alles erlebt haben, dass er so gefährlich war? Standen seine kleinen, runden Narben vielleicht in Verbindung dazu?

Ich drückte mich an ihn. Sein Atem ging sehr langsam und auch sein Herzschlag war kaum zu erfühlen.

„Chanyeol?", ich setzte mich auf, seine Arme glitten von mir herunter. „Chanyeol!", ich rüttelte an ihm. Angst überflutete mich. Ich hatte ein ganz schlechtes Gefühl hierbei.

Er reagierte nicht. „Chanyeol!", schrie ich. Tränen fingen wieder an zu laufen. „Werd wach! Werd wach! B-bitte!"

Ich legte meine zitternden Finger an seine Halsschlagader. Schwach. Der Puls war so schwach, dass ich ihn grade so erfühlen konnte.
Hatte er die Tabletten genommen?! Ich sprang auf, ignorierte das Schwindelgefühl und hastete ins Bad.

Im Mülleimer fand ich die Bestätigung. Eine leere Packung Schlaftabletten und der Kassenbon dazu. Verzweifelt blinzelte ich die Tränen weg um die Wörter entziffern zu können.

Heute. Er hatte sie heute gekauft. Als ich geschlafen hatte. Das war alles meine Schuld!
Ich ließ beides fallen und rannte in die Küche. Dort hatte er sein Handy zuletzt liegen gelassen. Ich fand es glücklicherweise schnell und wählte den Notruf...

Ich konnte nicht viel machen außer zu warten. Würde ich eine Herzmassage machen wollen, könnte das Blut das Schlafmittel nur noch schneller zu den Organen tragen.
Zum kotzen bringen ging auch nicht mehr, dafür war schon zu viel Zeit vergangen. Also wartete ich und hielt seine Hand. Immer war sie so warm gewesen, doch jetzt war sie kalt.

Stumme Tränen tropften auf sein Shirt, auf welches ich meinen Kopf gebettet hatte. Es war meine Schuld. Ich hätte aufpassen müssen. Ich hätte ihn nicht anschreien dürfen. Ich hätte nicht ohnmächtig werden dürfen.

Ich krallte mich an ihn, murmelte sanfte Worte vor mich hin, in der Hoffnung ihn somit am Leben zu erhalten. In dem Moment als der Notarzt eintraf, hörte sein Herz auf zu schlagen.

Ich hob meinen Kopf an und betrachtete sein friedliches Gesicht. „Ich liebe dich doch...", dann schluchzte ich los. Er war tot. Für immer weg. Ich hatte niemanden mehr. Einfach niemanden.

Tränenüberströmt öffnete ich die Tür und sagte den Ärzten, dass es zu spät war.

Beide kamen herein und überprüften seinen Puls. Ohne etwas zu sagen, nickten sie einfach nur. Einer der beiden legte mir tröstend eine Hand auf die Schulter und reichte mir ein Taschentuch.

Ich nahm es und zerknüllte es in meiner Hand ohne es zu nutzen.

Stattdessen ergriff ich Chanyeols kühle Hand und küsste sie mit bebenden Lippen.

Ständig hoffte ich er würde die Augen öffnen und mir sein wunderschönes, sanftes Lächeln schenken. Doch er tat es nicht. Lag still dort ohne sich zu regen.

Zitternd presste ich seine Hand gegen meine Brust. „Warum?!", schrie ich verzweifelt.

„Hey...", sanfte Hände zogen mich von ihm weg. „Sie müssen ihn jetzt loslassen"
Heftig schüttelte ich den Kopf. „Nein! Nein er soll bleiben! Chanyeol ich liebe dich!"

~~~

I am sorry :/
Was denkt ihr, wie geht es weiter?

Hell to Heaven -B.BH x P. CYOnde histórias criam vida. Descubra agora