Will

29 1 0
                                    



Ich hatte Baekhyun abgetrocknet und ins Bett gebracht, als er vor Erschöpfung in meinen Armen eingeschlafen war.
Nun lag er frisch angezogen und fest zugedeckt in den weichen Kissen und schlummerte friedlich vor sich hin.
Ich jedoch, konnte keine Ruhe finden und tigerte durch seine Wohnung. Angst... Panikattacken und Depressionen hatte ich geheilt. Ich hatte tief in sein Innerstes geschaut, also wie waren mir die Halluzinationen entgangen? War ich zu oberflächlich gewesen? Oder hatte Baekhyun sie so gut versteckt, dass ich sie selbst in seiner Seele nicht habe finden können?

Letzteres schien mir zu abwegig, deshalb schob ich mir die Schuld zu. Mal wieder. War das noch gesund? Baekhyun und ich machten und gegenseitig kaputt. Mehr oder weniger.
Vielleicht sollte ich doch bei Gelegenheit verschwinden... mit dem Risiko früher oder später auf ewig auf der Erde wandeln zu müssen.
Aber wenn es Baek dadurch besser ging...

Tränen stiegen in mir auf und ich ließ mich an der Wand im Flur zu Boden sinken. Als Mensch hatte ich ja schon nichts auf die Reihe bekommen, warum musste ich dann auch noch als Engel versagen?
Nun liefen die Tränen und ich konnte es nicht verhindern. Warum war ich nicht in die Hölle gekommen, so wie ich es verdient hätte?
Verzweifelt versuchte ich meine Schluchzer zu unterdrücken und presste mir meine Hand vor den Mund.

Baekhyun sollte Glücklich sein und wenn ich ihn davon abhielt, musste ich eben gehen und ihm vorher seinen sehnlichsten Wunsch erfüllen.
Er war ja nicht der einzige der sterben wollte. Ich hatte es nur schon getan und trotzdem saß ich hier. Als Engel.

Ungläubig musste ich auflachen. Das war doch alles paradox. Wollte Gott mich testen? Mir unter die Nase reiben, wie erbärmlich ich doch war?
Sorry, aber das wusste ich schon. Das musste er mir nicht noch zusätzlich vor Auge führen. 

Ich bettete meinen Kopf auf die Knie und ertrank in meinen Selbstzweifeln.
Würde Baek wieder ganz gesund sein, wenn ich ihm die Halluzinationen auch nahm? Würde er mich... uns... dann auch voll und ganz akzeptieren?

Ich hoffte es. Denn würde es so weitergehen, müsste ich ihn verlassen. Denn so etwas war auf Dauer für keinen von uns gesund. Damit kannte ich mich zu genüge aus.

Ein Schauer überlief mich, als ich an die vielen kleinen Narben auf meinem Körper dachte. Die wurden mir nämlich nicht genommen.
Schnell schüttelte ich den Gedanken ab und wischte meine Tränen weg, doch es kamen neue.
Baekhyun bereitete mir Sorgen. Ich musste wohl oder übel nochmal in seine Seele steigen und ihm die Halluzinationen nehmen.
Ich wollte grade aufstehen, da stockte ich mitten in meiner Bewegung.
Halluzinationen spielten einem was vor, was gar nicht da war. Natürlich! Deswegen hatte ich das helle Licht gesehen und gedacht, alles wäre geheilt. Aber das wurde mir nur vorgespielt.

Entschlossen erhob ich mich. Diese verfluchte Krankheit konnte jetzt etwas erleben. Ich würde mich nicht mehr täuschen lassen. Nicht jetzt, wo ich Bescheid wusste. Mich konnte nichts mehr hereinlegen.
Leise schlich ich ins Schlafzimmer zu Baekhyun und legte mich zu ihm unter die Decke. Doch bevor ich anfangen konnte, schlug dieser seine Augen auf und lächelte mich müde an.
„Wo warst du...?", nuschelte er und schmiegte sich an meine Brust.
„Nur kurz in der Küche...", wisperte ich und küsste seine Stirn sanft.
„Und warum hast du geweint?", Mist. Ihm blieb auch nichts verschwiegen.
„Ich... ich mache mir nur Sorgen um dich", antwortete ich ehrlich.

„Oh... musst du aber nicht Chani...", er legte seine Hand auf meine Wange und lächelte mich sanft an. „Doch Kleiner, mache ich aber. Es war gespenstisch dich so zu sehen... und dir nicht helfen zu können..."
Mit großen Augen sah er mich an. „Du hast mir aber geholfen Chanyeol... ohne dich und deine Nähe, wäre das noch schlimmer gewesen...", sagte er ernst und ich glaubte ihm sofort.
„Oh Gott Kleiner...", erneut floßen die Tränen, wurden aber sanft weggewischt.
„Pshht... mach dir nicht so einen Kopf Chanyeol", wisperte er, „Denn ich möchte, dass du mich davon heilst..."
Überrascht schaute ich ihn an.
„Du... möchtest das wirklich?", Baekhyun jedoch nickte. „Ja... ich habe lange nachgedacht und denke, dass das das einzig Richtige ist um unsere Beziehung stabil zu halten. Schließlich sorge ich ständig für Trubel"
Ich lächelte nun unter Tränen. Überwältigt war ich von der Situation. Ich hatte nicht gedacht, dass der junge Mann vor mir so selbstreflektiert war.
„O-okay Kleiner... danke... ich-" , wollte ich weitersprechen, wurde jedoch von einem weichen Paar Lippen auf meinen, zum Schweigen gebracht.

Zärtlich erwiderte ich und ließ meine Hand automatisch zu seiner Taille gleiten. Baekhyun ergriff zu meiner Freude die Initiative und leckte sanft über meine Unterlippe, sodass ich ihm Einlass gewährte.
Langsam fingen unsere Zungen an miteinander zu tanzen und es erfüllte mich jedes mal aufs Neue so nahe bei ihm zu sein.

Nach einer Weile des Austausches von Zärtlichkeiten wollte ich mich aus Rücksicht zu ihm lösen, doch Baek schien andere Gedanken zu haben, denn er löste zwar seine Lippen von meinen, fing dann aber an mit ihnen über meine Kinnlinie zu meinem Hals zu wandern.
Ein leises Keuchen entfloh mir, als er sich an einer empfindlichen Stelle nahe meines Ohres festsog und so langsam einen lila Flecken kreierte.

Zufrieden löste er sich dann von mir. „Steht dir", hauchte er und kuschelte sich dann wieder an mich.
„Kannst du mich heilen...?"
„Jetzt?", fragte ich überrascht nach. „Mhm... bevor du es wieder heimlich machst, so wie vor ein paar Tagen"
Ich wurde blass. Er hatte es also bemerkt.
„Ist nicht schlimm Schatz... aber bitte mach sowas nicht nochmal gegen meinen Willen. Auch wenn es wohl die beste Entscheidung war"
Erleichterung machte sich in mir breit und ich nickte sofort. „Versprochen Baby. Tut mir leid"
„Ist okay... es war richtig von dir so zu handeln... aber auch wieder nicht, wenn du verstehst..."
„Natürlich verstehe ich das", ich streichelte über seinen Kopf. 

„Gut... danke Chanyeol.. und jetzt möchte ich, dass du mich heilst", er lächelte mich an und schloss seine Augen.

Und so tat ich den letzten Schritt, den es brauchte, damit wir glücklich zusammen weiterleben konnten.

~~~
So meine Lieben. Es fällt mir schwer das zu sagen, aber hiermit haben wir das Ende der Story erreicht. Eigentlich wollte ich das Buch noch ein wenig länger haben, aber ich hätte niemandem einen Gefallen damit getan es unnötig in die Länge zu ziehen.

Ich gestern beim Schreiben bemerkt, dass das ein perfektes Ende ist und nun ist es auch veröffentlicht.

JEDOCH!

Wenn ihr noch etwas zu Chanyeols Vergangenheit und vielleicht auch Baekhyuns erfahren wollt, dann schreibt es einfach und ich werde ein Special veröffentlichen.

Zu Chanyeol (die  Entstehung seiner Krankheit und der Narben)

Zu Baekhyun (seine psychische Vorbelastung)

Zu beiden.

Vielen Dank an alle die es bis hier her geschafft haben!

Wir sehen uns in einer nächsten Story!!

Hell to Heaven -B.BH x P. CYWhere stories live. Discover now