#22- Ein wunderschöner Abend und ein Schlussstrich!

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Ein paar Stunden später sitzen wir in dem nobelsten Restaurant, dass Paps auf die Schnelle finden konnte und warten hungrig auf unsere Bestellungen. Von außen müssen wir wirklich wie so eine perfekte Familie aussehen, denn wir alle vier tragen ein Dauergrinsen im Gesicht und sehen wirklich außerordentlich schick aus. Mama mit einem eleganten, figurbetontem, schwarzen Cocktailkleid. Papa hat sich wirklich einen Anzug angezogen, obwohl er die Hose wegelassen hatte und stattdessen eine normale Jeans trug, mit dem Kommentar: „ Erstens arbeite ich nicht, zweitens bin ich noch nicht sechzig und ziehe keine Anzugshose zum Essen an und drittens fühle ich mich dadurch hipp", bei dem letzten Punkt zwinkerte er Mama schon fast anzüglich zu und die beiden verschwanden für einen kurzen Moment wieder in ihrer rosaroten „wir sind seit fast fünfundzwanzig Jahren glücklich verheiratet" Welt.

Immer wieder verspüre ich einen tiefen Respekt, wenn ich darüber nachdenke, dass sie, obwohl sie beide erst Mitte vierzig sind, im nächsten Jahr bereits ihre silberne Hochzeit feiern. Meine Eltern hatten tatsächlich mit naiven zwanzig geheiratet und gehörten zu diesen Ausnahmen, die es wirklich geschafft hatten und über die man immer munkelt. Ich brauchte nicht rätseln, ob es so etwas wirklich existierte, ich lebe mit den lebendigen Beweisen in einem Haus. Trotz alledem zweifle ich sehr daran, dass das in unserer Zeit heute wirklich noch möglich ist. So alt sind meine Eltern noch nicht, klar, aber nichtsdestotrotz hat sich besonders in der Wende zwischen dem zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhundert sehr viel, sehr schnell verändert. Warum nicht aus dies? Doch meine Zweifel haben bekanntlich in den letzten Tagen ein wenig angefangen zu bröckeln.

Untertreibung des Jahrhunderts.

Grinsend muss ich an den Chatverlauf denken, der heute auf dem Weg vom Flughafen nach Hause und während des Fertigmachens für das Ausgehen mit meiner Familie entstand.

Heyy, musste gerade an dich denken! Hast du zufällig einen gelben Trolli? xx

Ehmmmm, ich bin gerade an einem Schaufenster vorbei gegangen, in dem einer stand, und habe ohne Witz überlegt den irgendwann zu kaufen... ein bisschen gruselig? xx

Hahahahahaha :) wie witzig ist das denn? Im ernst? Ich freue mich auf irgendwann... ;) xx

Uhhhhh...;) ich tu einfach so als ob ich richtig die Ahnung hätte worauf du hinaus willst... klingt auf jeden Fall sexy, ich denk mir meinen Teil ;) xx

Denk du dir deinen Teil mal :D Ich lass das jetzt so stehen ;D ach eyy.. ich rede heute abend übrigens mit Steve...!

Mannoo.. aber ich vergesse das nicht! Irgendwann werde ich es aus dir herauskitzeln ! (wörtlich gemeint!)Ach echt? So schnell? Cool, viel erfolg? Kann man das sagen? Du erzählst mir was dabei rauskommt..? Heute abend? Ich muss jetzt zur Probe.. Denk übrigens auch an dich xx

Wie gesagt, ich freue mich auf irgendwann! Jap, ich hab da so ein gefühl, dass es so am besten ist! Klaroooo, ich kann es auch für dich aufnehmen, wenn du willst? Spaß, ich erzähle es dir oki?:D Viel spaß .. xx

Danach bekam ich wie erwartet keine Antwort mehr, trotzdem spürte ich wirklich dieses bekannte kribbeln überall und sang lautstark zu der Musik mit, die ich zum schminken aufgelegt hatte, etwas das ich schon seit Monaten nicht mehr getan hatte. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, wenn mich Jace jetzt hier sitzen sehen könnte, würde er mich bestimmt schön finden.

Ich grinse und komme mit diesem Gedanken wieder in das Restaurant an, in dem wir mittlerweile schon unsere Getränke bekommen hatten. Ich trage auch ein schwarzes Kleid. Meins ist jedoch sehr schlicht. Meine Haare trage ich zu einem hohen Zopf und geschminkt hatte ich mich heute wieder mal auf meine typische Art. Ich brauche kein Make Up, wirklich nicht, aber wenn ich mich mal schminke, dann auch so wie ich es am liebsten habe. Sogar Justus hatte sich sein gutes Hemd angezogen, das Mama und ich für die Hochzeit ausgesucht hatten, es besteht aus einem dunkelblauen, festen Stoff. Leider ist er krank geworden und flog deshalb nicht mit uns nach England. Stattdessen kümmerte sich meine Oma, die Mutter von Mams um ihn- verwöhnte ihn so richtig.
So saßen wir also da, alle dunkel und ziemlich schick angezogen, erzählte uns Paps die neusten Geschichten von seiner Arbeit und wir lachten und lachten. Nachdem unser Essen endlich ankommen war und jeder in Gedanken versunken aß, kam das Thema auf den Tisch, auf das ich schon die ganze Zeit gewartet hatte. Mein Auslandsjahr mit Papa.

Was ist schon perfekt?Where stories live. Discover now