#36-Dieser Moment.

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Eine Weile starren wir uns einfach nur an. Dabei fällt mir auf, dass heute schon relativ viel gestarrt wurde.

Langsam aber sicher nervt mich die ganze Geschichte. Kann er nicht einfach sagen was Sache ist? Ohne so ein bescheuertes Drama draus zu mache? Immerhin habe ich schon genug Drama in meinem Leben gehabt, da kann ich auf das jetzt gerne verzichten.

Ich mache keinen Hehl daraus, dass mich die Angelegenheit nervt und holde desinteressiert mein Handy aus der Tasche um zu schauen wie spät es ist. So lange konnte ich nämlich nicht mehr.

Nach dem Training mit Kev, was auch nicht nur eine Stunde dauern soll, muss ich direkt wieder nach Hause, damit wir zu Papas Mutter fahren und sie kennenlernen können.

„Musst du noch wo hin?", seine sonst so ruhige und sanfte Stimme klingt leicht angepisst.

Langsam schaue ich von meinem Display auf und mustere ihn mit einem vorwurfsvollen Blick, mein Handy schiebe ich in die Jackentasche meiner Lederjacke.

Ich denke nicht wirklich über die Worte nach, bis ich diese aus meinem Mund kommen höre.

„So mein lieber! Langsam reicht es mir echt! Ich habe dir meine ganze Geschichte erzählt, damals auf der Hochzeit und du hast es verstanden, zu mindestens hatte ich das gedacht! Ich lasse mich nicht mehr verarschen, auch nicht von dir, egal wie gut du aussiehst! Auch das dachte ich, ist bei dir angekommen. Ich war wirklich davon überzeugt! Doch das was du gerade abziehst.. Das geht einfach nicht! Verstehst du? Ich will so einen scheiß nicht mitmachen."

Ich mache eine kurze Pause und beobachte wie meine Worte bisher bei ihm angekommen sind. Sein Gesichtsausdruck hat sich verändert. Jace schaut nicht mehr so selbstbewusst und überzeugt aus, wie noch ein paar Sekunden davor. Im Gegenteil seine Augen strahlen Unsicherheit und Ratlosigkeit aus.

Tja Pech! Jetzt muss er sich meine Meinung zu der ganzen Geschichte anhören! Ob er will oder nicht!

Er macht Andeutungen das Wort zu ergreifen, doch ich bremse ihn ohne weiteres mit einer Handbewegung aus.

„Ey Stopp! Ich bin noch nicht fertig und ich möchte das jetzt endlich mal loswerden. Die ganzen letzten Tage mache ich mir Gedanken über dein Verhalten! Stelle mir Fragen wie: Warum meldet er sich jetzt nicht mehr? Bin ich schuld? Habe ich etwas Falsches gesagt? War ich die ganze Zeit nur eine komische, nicht nachvollziehbare Art der Ablenkung? Man Jace! Was soll die ganze Geschichte? Ich möchte jetzt endlich eine vernünftige Erklärung hören, sonst... keine Ahnung! Aber ich mache da nicht mehr mit! Stella Lerbach ist verdammt nochmal kein Spielball!"

Selbstbewusst verschränke ich meine Arme vor der Brust und recke mein Kinn in die Höhe, während ich seinen Blick mit meinen Augen einfange.

„Erklär es mir einfach! Und wehe du lügst mich an.", füge ich abschließend hinzu.

Wie schon beim Treffen auf der Toilette, fährt er sich nervös mit den Fingern durch seine vollen, braunen Haare. Dabei bekomme ich einen exzellenten Blick auf sein Tattoo zu sehen, dass sich den gesamten Arm hochzieht.

Ich wünschte ich hätte es nicht gesehen. So fängt mein Herz schon wieder verdächtig schnell an zu klopfen. Man! Warum muss er auch so gut aussehen?

„Stella!", erhebt Jace das Wort und kommt einen Schritt auf mich zu.

Ok! Ganz schlecht, auf Körperkontakt kann ich in dieser Situation sehr gut verzichten. Instinktiv mache ich einen Schritt zurück. Meine Reaktion verleitet ihn zu einem verzweifelten Seufzer.

„Hör mir bitte jetzt ganz genau zu! Das ist nämlich wichtig und ich meine es vollkommen ernst und vor alledem ist es die Wahrheit, wenn es mir auch nur bedingt möglich ist sie dir zu erzählen, was mir unglaublich doll leid tut und auch wenn ich den Satz noch nie in den Mund genommen habe, quasi mein Herz zerreißt!", Jace macht eine kurze Pause und schaut mir eindringend in die Augen.

Ich bestätige mein Zuhören, indem ich einmal kurz nicke.

„Mir ist unglaublich wichtig, dass du weißt, dass ich dich nicht verarsche oder sonst irgendetwas in die Richtung was dieser Idiot aus Deutschland mit dir gemacht hat. Auch wenn ich anders wirke und das auch teilweise bewusste, bin ich nicht so ein Mensch. Es ist nur alles so eklig kompliziert und ich habe Verpflichtungen. Das du jetzt hier bist, ändert alles und ich weiß einfach nicht was ich machen soll."

Ich folge seiner Erklärung gespannt, doch als er endet fällt mir auf, dass das nur eine halbe Erklärung ist! Wenn überhaupt.

„Jace, welches Problem hast du?", unterbreche ich ihn mit einem scharfen Unterton in der Stimme.

„Man! Ich kann es dir nicht erzählen! Dann ist der ganze Deal kaputt und alles war umsonst. Das geht gerade wirklich nicht! Nur bitte! Du musst mir einfach glauben, wenn ich dir sage, dass mir etwas an dir liegt und auch wenn es bald anders aussehen mag. Ich meine alles vollkommen ernst. Bitte glaub nicht sofort dem was du siehst. Es ist alles sehr viel komplizierter und schwerer, als du dann vielleicht denken wirst.", er schaut mir tief in die Augen und ich erkenne die Ehrlichkeit in ihnen.

„Verdammt Jace! Was kannst du mir nicht erzählen? Was zum Teufel werde ich sehen, was ich nicht glauben soll? Ich verstehe wirklich nichts!"

Traurig hängen seine Arme an den Seiten seines Körpers herunter. Sein ganzer Körper wirkt schlaff und ausdrucklos.

„Ich bekomm das hin! Es dauert nur noch ein bisschen. Bitte gib mir Zeit!"

Ich glaube es kaum! Kann er mir endlich mal eine klare Antwort geben?

„Zeit für was?", jetzt bin ich diejenige, die näher zu ihm heran tritt. Ich strecke meine Arme hoch zu seinem Kopf und nehme sein Gesicht sanft zwischen meine Finger.

Keine Ahnung warum ich das tue. Irgendetwas in mir, sagt das es so richtig ist.

„Jace, ich weiß nicht in welchem Problem du feststeckst, aber du kannst mir vertrauen!"

Jace zieht mich näher zu sich heran, und drückt mich ganz fest an ihn. Seine Augen sind geschlossen, als er seine Stirn an meiner abstützt.

Ich habe das Gefühl er tankt Kraft aus dieser Umarmung und deshalb versuche ich ihm genau diese zu geben. Ich merke, dass er so verzweifelt ist, in so einem Zwiespalt, dass ihn das unglaublich mitnimmt.

Behutsam streiche ich über die von Bartstoppeln überzogene Wange.

Dieser Kerl ist mir wichtig und nirgends wohler fühle ich mich, als genau hier in seinen Armen und aus diesem Grund würde ich ihm so gerne helfen!

„Hey du", flüstere ich vorsichtig. Ich spüre wie sein angespannter Körper, ein wenig entspannter wird, als meine Stimme erklingt.

„Du schaffst das! Ich glaube an dich.", murmle ich ganz ruhig und schmiege mich noch ein wenig enger an ihn heran.

In dem Moment bin ich davon überzeugt. Er schafft das! Wir schaffen das!

Ganz langsam löst sich Jace von mir und öffnet schließlich auch wieder seine Augen.

„Danke Stella", sagt er schlicht mit kehliger Stimme.

„Bitte vergiss diesen Augenblick nicht, bitte behalte ihn in deinem Kopf! Ich muss Ava jetzt nach Hause bringen.", seine Augen sind immer noch gefüllt mit diesem Moment und mein Herz fühlt sich an, als würde es am liebsten aus der Brust springen.

„Werde ich nicht", antworte ich genauso schlicht.

Wir brauchen keine großen Worte, das alles erledigt dieser Moment für uns.

„Wir sehen uns bald!", verabschiedet sich Jace und drückt mir einen federleichten Kuss auf die Stirn.

Ich schmelze dahin, als er Richtung Treppe geht und schließlich weg ist. Dann erst bekomme ich ein geseufztes „Tschüss" heraus.

Tschüss Jace

*****

hachhhhh, die Liebe :D schon etwas tolles..

Was haltet ihr von Jace Verhalten? Arschloch oder kein arschloch?

Beschmeißt mich mit euren Meinungen zum Kapitel, Ich freu mich drauf ;)

Wünsch euch einen schönen Tag :*

-Sam xx

Was ist schon perfekt?Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum