#16-Ein verwirrendes Gespräch

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Erst als ich merke wie sich meine Arme auf einmal um seinen Hals schlingen, fällt mir ein, dass das irgendwie nicht richtig sein sollte, doch der Gedanke verschwindet schnell wieder, als Steve seine Arme an meine Taille legt, um mich noch näher an sich heran zu ziehen.

Mhhhmmm diese Lippen! Wie ich sie vermisst habe. Ich erinnere mich an zahlreiche Küsse, die Steve und ich zusammen hatten, an den schönsten Orten und in den tollsten Momenten. Ich warte, dass sich etwas in mir regt, dass ich wieder fühle, was ich damals gespürt habe, wenn er mit seiner Zunge sanft über meine Unterlippe strich… Doch nichts. Verzweifelt klammere ich mich an ihn. Aber ich will doch etwas fühlen! Genau aus diesem Grund bin ich doch quasi wieder von Toten auferstanden.

Warte…warum ist das noch gleich passiert? Schlagartig fällt mir wieder alles ein.

Jace !

Plötzlich schaltet sich mein Gehirn wieder an und ich realisiere was hier gerade abläuft

Ich, Stella Lerbach küsse meinen Exfreund! Den, den ich eigentlich über alles hasse.

Und wie er mich küsst, als wüsste er ganz genau, dass er die Macht hat, mich mal wieder um den Finger zu wickeln. Doch jetzt wo mein Gehirn wieder aktiviert ist, handle ich. Schnell und ohne zu zögern, beiße ich ihm auf seine volle Unterlippe und schubse ihn dann mit einem kräftigen Stoß von mir weg. Das habe ich so schnell gemacht, dass er nicht wirklich weiß wie ihm geschieht. Erst als er verwirrt die Augen öffnet und sich an seine etwas blutige Lippe fasst, wird ihm klar wer dafür verantwortlich ist.

Ich starre ihn fassungslos an. Wie konnte ich nur so die Kontrolle verlieren?

Auch er sieht mit seinen reinen, blauen Augen schockiert zu mir rüber.

„Stella?“, flüstert Steve leise und als ich seine Stimme höre, kommt wieder alles in mir hoch. Wirklich alles! Wut, Frust, Traurigkeit, die gähnende Leere und immer wieder diese beißende Wut, die einen verrückt werden lässt. Jetzt weiß ich auch wieder was ich eigentlich tun wollte. Während ich noch überlege, wie ich mich am besten ausdrücken soll, haben sich meine Gedanken schon verselbständigt und ich höre nur meine eigene, keifende Stimme.

„Sag mal hast du sie noch alle?!! Meinst du nicht, das hatte einen Grund warum ich dir nicht geantwortet habe?!! Und ich wollte sicherlich nicht provozieren, dass du mitten in der Nacht vor meinem Haus auftauchst, wie ein verrückter Stalker und mich halb vergewaltigst! ( Ok, dass stimmte jetzt nicht so richtig.. aber ich hatte schon immer einen Drang zu übertreiben)  Gott Steve! Was denkst du denn bitte? Das ich dich nach allem was zwischen uns passiert ist, nach allem was du mir angetan hast, einfach so wieder in mein Leben lassen? Wegen ein wenig Mühe? Einer kleinen Entschuldigung? Weil du gerade wieder Bock hast jemanden zu verarschen? Nein Verdammt! Wie naiv bist du eigentlich?“ Ich mache eine Pause, um einmal tief Luft zu holen. Klar, ich weiß, dass ich völlig durchdrehe und gerade bestimmt aussehe, als würde ich original aus so einer Sendung wie ‚Mitten Im Leben‘ aus RTL gesprungen sein. Doch es tut gut! Es ist so wahnsinnig befreiend, dass ich gar nicht mehr aufhören möchte ihn anzuschreien und ihm mal ordentlich meine Meinung zu geigen. Jede Menge Vorwürfe hätte ich auf jeden Fall noch auf Lager. Gerade möchte ich mit meinem zweiten Abschnitt beginnen, als Steve anfängt MICH anzubrüllen.

„Stella Lerbach! Jetzt hörst du mir verdammt noch mal zu! Ich bin hier und warte schon seit mindestens einer Stunde auf dich, weil du dich weigerst mit mir zu reden oder mir einfach zu antworten! Ich kann nicht mehr! Glaubst du ich hätte nicht gelitten? Denkst du ernsthaft, dass ich dich einfach verarscht habe und dich dann so hängen lasse? Wirklich Stella? Nach allem, was ich dir immer und immer wieder erzählt habe? Diese kleine Schlampe Lindsay…“, er fährt sich nervös und aufgeregt durch die Haare und ich bin schon wieder wie erstarrt, das kann doch jetzt nicht sein Ernst sein?! Mit so etwas hätte ich wirklich nicht gerechnet, er versucht sich zu erklären? Das soll alles nur ein Missverständnis gewesen sein, oder was kommt als nächstes? Ich versuche an Jace zu denken, damit ich nicht wieder völlig ausraste- und tatsächlich es hilft. Seine ruhige Stimme taucht auf einmal in meinen Kopf auf und gleichzeitig entspannen sich meine Muskeln ein wenig und ich werde wieder klarer in meinen Gedanken.

„Hey Stel“, sagt er wieder leise und tritt abermals einen Schritt auf mich zu. Alarmierend hebe ich die Hand. Diesmal kommt er mich nicht einfach so näher.

„Steve!“, ich versuche meine Stimme wieder neutral klingen zu lasse, was mir auch erstaunlich gut gelingt.

„Ich verstehe, dass du mit mir reden willst, das ist verständlich und voll ok! Ich möchte es ja auch, aber nicht jetzt!“, als ich sehe, dass er seinen Mund öffnet, um mir etwas zu entgegnen, schneide ich ihm mit einer Handbewegung das Wort ab.

„Nein Steve, lass mich ausreden! Wir werden reden! Das verspreche ich dir. Ich werde mich auf dich einlassen und nicht so ausrasten wie eben gerade. Sorry, aber das hat mich wirklich geschockt.“ Ich bin erstaunt, dass ich wirklich so ruhig bleiben kann. Mit den Gedanken bei Jace fahre ich fort.

„Ich möchte nur, dass du aufhörst mich bei Whatsapp zu bombardieren und mich auch sonst erstmal in Ruhe lässt, bis ich so weit bin und auf DICH zukomme verstanden?“

Ich schaue ihm in sein schönes Gesicht und warte auf eine Antwort. Ich sehe wie schwer es ihm fällt, dass jetzt so hinzunehmen, ohne sich aufzuregen, doch er weiß ganz genau, dass das der schlauste Weg für ihn ist. Der Emotionen Schwall in seinen Augen klingt ab und er schaut mich traurig an.

„Ich habe verstanden Stella!“, flüstert  Steve. Dann kommt er langsam und vorsichtig auf mich zu, streicht mir ein loses Haar aus dem Gesicht und fügt dann hinzu. „Und ich werde es akzeptieren, trotzdem gebe ich nicht auf!“

Mit diesen Worten, die in mir ein ganz seltsames Gefühl auslösen, dass ich überhaupt nicht zuordnen kann, dreht er sich um und verschwindet in der Dunkelheit. Ich sehe noch wie er Richtung Bushaltestelle geht, bis man ihn schließlich nicht mehr erkennen kann. Trotzdem schaue ich ihm noch eine Weile hinterher.

Was war das denn jetzt?!

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Voten, Kommi ? Würde mich freuen !!!

Danke fürs Lesen !!! :**

Liebste Grüße ! 

-sam xx

Was ist schon perfekt?Where stories live. Discover now