#37-Ein bombastisches neues Jahr und eine gewöhnungsbedürfdige Person.

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Nachdenklich und ein wenig verwirrt drehe ich mich wieder zu der Bürotür der Direktorin um. Ich will einfach nur glauben was Jace mir gerade erzählt -oder halt auch nicht erzählt hat. Ich will es wirklich und ich weiß, dass ich es versuchen werde.

Doch was ist, wenn das alles nur eine riesen große Show ist? Ein weiteres Arschloch, das es cool findet Mädchen der Reihe nach zu verführen, um sie dann abblitzen zu lassen?

Was wäre wenn?

Glaubst du das wirklich? Flüstern meine Schicksalsengel betrübt und ebenso nachdenklich, während sie, Beine baumelnd, auf ihrer Wolke sitzen und wahrscheinlich dabei sind über ihren nächsten Schicksalsschlag herum zu tüfteln.

Glaube ich das wirklich? Nein! Ich will es nicht glauben und deshalb vertraue ich ihm!

Mit diesem Gedanken sperre ich das verunsichernde Gefühl in meiner Brust ein und werfe metaphorisch den Schlüssel weg. So- Problem gelöst, man kann sich das Leben schließlich auch einmal leicht machen.

Apropo leicht.

Die Tür von Frau Rektorin wird leidenschaftlich aufgerissen und ein lachender Kevin kommt aus ihrem Büro.

„Ach Mensch, Stel! Das passt ja wie die Faust aufs Auge", grinst er und hebt seine Hand, um mit mir einzuschlagen. Unwissend lasse ich mich von seiner guten Laune anstecken. Wofür hat man schließlich Freunde?

„Woher kommt denn deine überdurchschnittlich gute Laune?", frage ich imitierend fröhlich und schlage in seine gehobene Hand ein.

„Boah Stella! Mega cool, was Grace mir eben alles so erzählt hat! Gott, das ist so viel das müssen wir mal auf einem Drink besprechen! Aber erstmal so: Ich glaube es wird ein bombastisches Jahr für uns." Seine Mundwinkel ziehen sich noch weiter auseinander.

Skeptisch ziehe ich meine Augenbrauen hoch. Ein bombastisches Jahr? Da wäre ich mir nicht so sicher. Als hätte er meine Gedanken gelesen, antwortet Kevin darauf.

Bin ich eigentlich ein offenes Buch für alle?

„Ich weiß ja noch nicht, Betonung auf noch, was dein Jahr vermiesen würde, aber tänzerisch gesehen, wird es denke ich ziemlich geil!"

Meine Augenbrauen gehen zurück in ihre Normalform. „Na dann bin ich ja mal gespannt, was du mir bei dem Drink alles so erzählen wirst."

„Aber apropos vermiesen, wer war eigentlich eben dieser Miesepeter, der unbedingt noch mit dir reden wollte? Und, wichtigere Frage? Warum zum Teufel kennst du ihn? Ich meine, hallo, wir sind hier in England in einem Kaff! Wenn auch ein ziemlich schönes."

Ich seufze tief und greife nach meiner Sporttasche, die sich in Kev's rechter Hand befindet.

„Das erzähle ich dir beim Training. Hop Hop, ich brauche jetzt sehr viel Bewegung!"

Mit einem ausdruckslosen Gesicht mustert mich mein Tanzpartner.

„Nagut, aber heute auf jeden Fall noch ! Schließlich habe ich dir geholfen, dass du mit ihm reden konntest, dann möchte ich auch wissen, was so dringend war."

Kevin geht an mir vorbei- auch wieder Richtung Treppe, er jedoch zieht mich mit einer Hand mit sich.

„Hier geht es lang zu den Trainingsräumen, zu mindestens meinte Grace das."

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Drei anstrengende Stunden später sitze ich verschwitzt wieder auf meinem Sattel. Während des wirklich intensiven Trainings hatte ich Kev alles von mir und Jace erzählt, angefangen bei meinem gebrochenen Herz. Ruhig hatte er zugehört und wir beide hatten dabei neue Schritte ausprobiert. Nun ist er auf dem aktuellen Stand und anhand der Kommentare, die er zwischen durch eingebracht hatte, habe ich gemerkt, dass man mit ihm auch unglaublich gut intime Gespräche führen kann.

Was ist schon perfekt?Where stories live. Discover now