#20-Ein Eingeständnis und ein ganz normaler Morgen.

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Sogar durch die Webcam sehe ich wie begeistert Jace immer noch aussieht. „Wie eine Choreo? Du tanzt das dann wirklich?" Über seine Naivität muss ich schmunzeln. „Ja stell dir vor ich tanze das dann wirklich", lache ich.

„Ey das ist mega cool! Im Video sieht das wirklich stark aus! Hast du denn auch ein Partner sowie Ed Sheeran im Video?"

Ich freue mich wahnsinnig über seine Begeisterung und fühle mich ein wenig geehrt, dass er meine Leidenschaft so anerkennt, aber doch muss ich stutzen.

Darüber, ob ich dann mit jemanden anderen tanzen würde, hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. So richtig hatte ich auch noch nie einen Partner, weil es irgendwie niemanden gab, mit dem es so wirklich stimmte. Klar, ich habe nicht immer nur alleine auf der Bühne gestanden, sondern eigentlich die meiste Zeit eine Gruppe um mich herum gehabt, aber jemanden, dem ich vertraue und trainiere, so jemanden hatte wirklich noch nie.

„Ehrlich gesagt habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Meine Trainerin hatte mir eben den Link geschickt, bevor wir angefangen haben zu skypen und ich war nur so begeistert über ihre Wahl..", Ich stocke und denke darüber nach.

Jace beobachtet mich schmunzelnd. Er hält sich den Mund mit der Hand zu, um ein Gähnen zu unterdrücken. Es ist wirklich schon spät. „Das ist doch mega cool, mit einem Partner dem du dann vertraust und alles zusammen erleben kannst." Ein glückliches Gefühl breitet sich in mir aus, während ich jedes einzelne Wort in mich einsauge. Wie kann ein Junge so perfekt sein? Hätte ich das früher Steve erzählt, hätte er mich wahrscheinlich geringschätzig gefragt, ob der Typ mich dann auch anfassen müsste. Es gibt einfach so mega viele Unterschiede zwischen den beiden Jungs, die von ihrem Äußeren her, eigentlich ziemlich identisch wirken. Doch täuscht man sich in dem einen und fühlt sich bestätigt in dem anderem. Je länger ich mit Jace skype, desto schlechter fühle ich mich, dass ich Steve geküsst habe. Tatsächlich reden Jace und ich noch länger, über alles Mögliche. Seine Schwestern, seine Musik, seine Kumpels und auch seinen Sport, Volleyball, den er mit Leidenschaft ausübt. Mir macht es überhaupt nichts aus, dass er mir nur Sachen über sich erzählt. Ganz im Gegenteil ich hänge an seinen Lippen und versuche jede einzelne Information ganz besonders in mein Gehirn abzuspeichern. Irgendwann so gegen drei sind wir beide einfach nur fertig und bekommen kein einziges vernünftiges Wort mehr heraus und beschließen einstimmig schlafen zu gehen. Eine halbe Stunde brauchen wir trotzdem noch um uns voneinander zu verabschieden. Mit einem strahlenden Lächeln klappe ich meinen Laptop zu und lehne mich zurück in meine Kissen. Jetzt kann ich es nicht mehr bestreiten. Ich habe das Spiel verloren, ich habe mich in Jace Evenell verliebt.

Als ich am nächsten Morgen, dass durchdringende Klingeln meines Weckers wahrnehme, würde ich diesen am liebsten aus dem Fenster schmeißen, mich umdrehen und wieder in meine gemütliche Decke einkuscheln, doch dem ist nicht so. Erst recht nicht, als ich auf einmal eine Erschütterung auf meinem Bett spüre. Ich stöhne laut auf schlage blind nachdem, oder das, dass wild auf meinem Bett herumspringt. Dann zieht dieser jemand auch noch meine Decke weg. Jetzt reicht es! Rasch setzte ich mich auf, öffne meine Augen und scanne in Sekunden schnelle die Situation ab. Justus steht vor mir, mit meiner Decke in der Hand und schaut erschrocken auf mich herab. Damit hat er wohl nicht so bald gerechnet. Ein Vorteil für mich.
Glaubt mir, es gibt nichts nervigeres als einen Bruder, der gerne früh aufsteht und dann am besten auch noch sein ganzes Umfeld mit aufweckt. Am Wochenende wacht er spätestens immer um sieben Uhr morgens auf, kein Spaß! Fragt mich nicht wie ich das überlebe.
Auf jeden Fall nutze ich jetzt meinen Vorteil aus und werfe mich an seine Beine, sodass er nach vorne überkippt. Gott sei Dank habe ich ein großes Bett, sonst würde die Aktion ein wenig nach hinten losgehen. Justus schreit entsetzt.

„Du hättest mich fast umgebracht!"

Ich lache, noch halb im Tiefschlaf, irre auf. „Das hättest du dir überlegen müssen, bevor du mich auf so eine unmenschliche Art, weckst!"

Auf meinem Bettliegend, noch in seinem Schlafanzug, starrt er mich böse an. Ich lache wieder schadenfroh auf. „Du bist so böse!", schreit mein kleiner Bruder und greift mich mit einem Kissen bewaffnet, an. Jetzt bin ich es die kreischend unter geht, während Justus auf mir hockt und auch noch mit meinem Lieblingskissen auf mich einschlägt. Natürlich tut es nicht weh, aber es nervt mich riesig! Bevor ich mich jedoch wehren kann, höre ich wie meine Zimmertür laut aufschlägt.

„Was macht ihr zwei da bitteschön?!", schreit meine Mutter durch mein Gekreische. Schnell lässt Justus das Kissen hinter seinen Rücken verschwinden.

„Nichts!", sagt er und tätschelt sanft meine Wange. „Ich habe meine Schwester nur so lieb!"

Ich muss schmunzeln, wer würde denken, dass Justus noch so jung ist, so durchschlagen wie er sein kann. Meine Mutter lässt ein schnaubendes Geräusch von sich. Ich schaue auf und sehe, dass sie schon dabei ist sich fertig zu machen, denn sie hat nur einen Bademantel an und ihre Haare sind in einen Handtuchturm eingewickelt. Sonst geht sie nie so früh zu Arbeit. Sie seufzt ergeben.

„Stella du musst zur Schule! Justus, du kannst schon einmal nach unten gehen und den Tisch decken, wir sind noch super in der Zeit und können gemeinsam essen. Ich geh jetzt ins Bad und wenn ich nach unten komme, möchte ich euch beide brav frühstücken sehen, alles klar?" Sie schaut uns mit einem ihrer durchdringenden Blicken an, die keine Widerworte zulassen und wir nicken geschlagen. Unsere Mutter hat uns wirklich in der Hand. Ein zweites Seufzen entfährt ihr und sie murmelt so etwas wie: „Warum hab ich das bloß verdient?" Ich zucke bloß mit den Schultern, solchen Kram murmelt sie öfter, aber wir alle, (selbst sie),wissen, dass das nicht wirklich ernst gemeint ist. Wackelig steige ich aus meinem Bett und sehe, auf meinem Wecker, der NOCH nicht auf der Straße liegt, dass ich noch genügend Zeit habe, um mich in Ruhe fertig zu machen und den Bus pünktlich zu bekommen. Während ich meine Klamotten zusammen suche, spüre ich noch einmal den immer gewinnen wollenden Charakter meines Bruders, in Form eines Kissens, dass an meinem Hinterkopf landet und mit einem leisen Plopp, auf dem Boden fällt. Ich schenke dem letzten Zug keine Beachtung und verlasse mein Zimmer.

Kurze Zeit später sitzen Mama, Justus und ich an dem gedeckten Frühstückstisch. Justus hat ihn wirklich bestückt und sich dabei sogar große Mühe gegeben. Sogar meinen Shake aus Joghurt, Bananen und Milch hat er mir gemixt. Es herrscht Stille, während wir genüsslich essen. Justus lässt sich besonders Zeit, da er heute Schulfrei hat. Elternsprechtage oder so etwas. Die haben auch wirklich immer frei.

Schon wieder ist es meine Mutter, die das Wort erhebt. Genauso wie gestern. Das erst ein Tag vergangen ist, kann ich mir nicht so Recht vorstellen, so viel wie in diesem einen passiert ist.

„Stella, über unsere Gespräch gestern würde ich gerne noch einmal mit dir reden, heute Abend...", ich unterbreche sie, indem ich meine Hand auf ihre lege.

„Hey Mam, meine Reaktion gestern war total daneben, klar reden wir heute Abend noch mal mit Paps darüber. Ich möchte dazu auch gerne etwas sagen." Ich lächle sie an und sie erwidert mein Grinsen erleichtert.

„Danke Schatz, mir fällt wirklich ein Stein von Herzen." Sie drückt meine Hand und lässt sie dann los.

„Ich fange heute schon früher in der Kanzlei an, damit wir zusammen James, heute Nachmittag, abholen können." Justus und ich nicken beide erfreut.

„Jaaaa, endlich kommt Papa wieder!", jubelt er und strahlt Mama an, die ihn erfreut über seine widerspenstigen, braunen Haare streicht.

Ich gebe meinem Bruder Recht. Ich freue mich auch wahnsinnig meinen Vater wiederzusehen.

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Danke ihr lieben, fürs lesen ! Ich kann ein bisschen spoilern, bald ist Heathfieldtime *_*, freut sich jemand? :D Votet doch und schreibt mir, was erwartet ihr so jetzt? :D

Liebbssstteee Grüße! :*

-Sam xx

Twitter: @samiraelhattab

Was ist schon perfekt?Where stories live. Discover now