#1-Eine nervige Tante und ein peinliches Toilettengespräch

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„Stellaaa! Stellaaa, Schätzchen wo bist du denn? Du bist doch nicht noch immer auf der Toilette?" Mist! Sie hatte mich anscheint gefunden. Seit einer halben Stunde versuche ich mich vor meiner Tante, die schon fast vor Euphorie platzt, zu verstecken. Nach der sterbenslangweiligen und auch verdammt langen Zeremonie war ich die erste gewesen, die von der , wahrscheinlich Jahrzehnten alten Holzbank, aufgesprungen war, um den frisch vermählten Paar meine Glückwünsche auszusprechen. Denn ich verfolgte einen Plan. Dieser Plan nahm im meinen Kopf Gestalt an, als ich heute Vormittag mit meiner Mutter und fünf ständig quickenden Brautjungfern, die natürlich auch alle genau gleich aussahen, meine da noch nicht verheiratete Tante von dem Golfplatzt abholten, auf dem der Empfang und auch die gleich danach angrenzende, große Hochzeitsfeier stattfinden soll.

Jap, ihr habt richtig gelesen- Ein Golfplatz! Als mir meine Mum vor Monaten von dieser Idee erzählte, ist mir erst mal mein Müsli im Hals stecken geblieben und ich habe eine gefühlte Stunde hart um mein Leben gekämpft. Erst als meine Mutter den Umstand der kritischen Situation endlich gerafft hatte, schlug sie mir so hart auf den Rücken, dass ich das Müsli wieder ausspuckte, genau in die Schale meines Bruders, und geschockt losschrie. EIN GOLFPLATZ?! Mum fing natürlich sofort an ihre Schwester zu verteidigen. Sie hätte es ja verdient und um das finanziell würde sich schließlich ihr Verlobter kümmern. Worauf ich selbstverständlich unser Hauptstreitthema in diesen Monaten wieder auf den Tisch brachte. Denn meiner Meinung nach heiratet meine Tante nur wegen des Geldes, denn ihr Verlobter war schließlich zehn Jahre älter als sie selber, aber ein bekannter Banker in England. Halloo?! Klischee?! Ich glaube mehr braucht man auch nicht mehr sagen.

Auf jeden Fall brachte mich das Übergroße Buffet auf meine Idee, die ich im Auto und während der Hochzeit noch optimierte. Die erste am Preisverdächtigen Buffet zu sein, damit sich an diesem Tag wenigstens etwas gelohnt hatte, das war mein Plan. Nur leider hatte ich bei meinen Überlegungen keinen Gedanken an meine Tante verschwendet.

Nachdem ich ihr und Mr. NennMichDochJetztOnkelBob gratuliert hatte, schloss sie mich erst einmal in eine innige Umarmung, bei der ich konsequent an ihren üppigen Busen gedrückt wurde. Dann nahm sie meine Hand in ihre, machte jedoch keine Anstalten sie je wieder loszulassen und erzählte mir von irgendeinem Sohn, ihrer alten Schulfreundin, der hier wohl auch irgendwo rumlaufen sollte und den ich unbedingt kennenlernen musste. Ziemlich erfolglos erklärte ich ihr, dass ich niemanden vorgestellt bekommen wollte, doch das akzeptierte sie nicht. Irgendwann, nach langen grübeln nach einem Ausweg aus dieser heiklen Situation, fiel mir die rettende Lösung ein. Die Toilette! Ich entschuldigte mich für kleine Mädchen und nahm meine Beine in die Hand.

Und jetzt sitze ich hier. Auf dem Klodeckel, mit angezogenen Beinen, damit man meine Füße nicht sehen kann und denke darüber nach wie armselig mein Leben doch ist. Ich meine welche Nichte muss sich schon vor ihrer Tante retten und das auch noch auf der Toilette? Von meinem Liebesleben brauchen wir überhaupt nicht anzufangen. Mit meinen 17 Jahren bin ich noch nie wirklich verliebt gewesen. Hatte nur einen Freund, unschöne Geschichte, und um nicht zu vergessen, ein Herz, dem jeder Schlag schwerfällt so massakriert hat es Steve hinterlassen. Ich bezweifle, dass ich jemals wieder fähig bin zu lieben.

Ein leises, jedoch bestimmendes Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken. Scheiße, ich bin aufgeflogen. Misstrauisch lausche ich nach der nervigen Stimme meiner Tante, doch kann sie nirgends hören, wahrscheinlich steht sie vor der Tür und wartet, dass ich rauskomme, damit sie mich verkuppeln kann. Yeaj.

Seufzend lasse ich meine Füße, die in weißen, zierlichen Ballerina stecken, auf den weißen Marmorboden fallen. Ich lasse mir extra Zeit den Riegel aufzuschieben, um dann die Tür aufzustoßen. Doch statt das die Tür aufschwingt, hört man ein lautes knallen und jemanden der laut anfängt zu fluchen. Dieser jemand hört sich aber ganz und gar nicht nach meiner Tante an. Verwirrt versuche ich die Tür mit meinen Fuß aufzustoßen, während ich mich wieder auf den Toilettendeckel setze. Diesmal schwingt die Tür, ohne Probleme auf und ich gucke direkt auf einen Männerrücken. Zugegebenermaßen einen heißen Männerrücken. Da er ein weißes Hemd trägt, kann man seine ausgeprägten Muskeln gut erkennen. Früher stand ich auf muskulöse Männerrücken, bevor einer davon mein Herz rausgerissen hat, um es dann blutend liegen zu lassen.

Was ist schon perfekt?Место, где живут истории. Откройте их для себя