Kapitel 36

3.8K 70 10
                                    


Als ich die Türe öffne, rieche ich schon den guten Duft der Bade-Essenz. Wow, er hat sich so eine Mühe gegeben. Der Raum ist durch lauter Kerzen ausgeleuchtet, was eine total schöne Atmosphäre zaubert. Ich erröte leicht, als ich auf den Beistelltisch schaue und die Sachen dort liegen sehe. Ein paart Tampons, Binden, ein komisches pinkes Ding das aussieht wie eine kleine Tasse und ein Schwämmchen. Anscheinend war er sich nicht sicher, was ich verwende und hat mir gleich mal alles hingelegt. Warum hat er diese ganzen Hygieneprodukte zuhause? Alles, was ich brauchen könnte, hat er vorbereitet. Wie kann man nur so gewissenhaft sein? Ich halte kurz meine Hand ins Badewasser und spüre eine angenehme Wärme. Daraufhin drehe ich den Hahn ab, ziehe mich aus und lasse mich in das warme Wasser sinken – ach, tut das gut.

Als ich nach etwa einer Stunde wiederkomme, steht Michi in der Küche und scheint, etwas zuzubereiten. Etwa alle 10 Minuten hat er mich von draußen gefragt, ob's mir eh gut geht, daher wollte ich jetzt nicht noch länger in der Badewanne bleiben und ihn nervös machen. „Hey meine Süße, und, wie geht's?", fragt er, als er mich sieht. „Nach diesem tollen Bad sehr gut – danke für alles", bedanke ich mich und kuschle mich von hinten an ihn ran. „Ich hab' im Wohnzimmer schon eine Wärmeflasche und einen Tee für dich vorbereitet. Du kannst dich gerne schon hinlegen und ich komme nach, wenn ich die Haferflocken fertig gekocht habe." Da sich langsam wieder ein Ziehen in meinem Bauch ausbreitet, nehme ich den Vorschlag dankend an und lege mich schon mal aufs Sofa. Etwa 5 Minuten später kommt auch Michi nach und reicht mir eine Schüssel von den Haferflocken. „Danke", sage ich schon zum ca. 100sten Mal an diesem Tag, da er andauernd Dinge tut, für die ich mich bedanken muss. Plötzlich werden die Krämpfe stärker, so, dass ich nicht anders kann, als mein Gesicht zu verziehen. Michi merkt das sofort und nimmt mir die Schüssel mit den Worten: „Leg dich mal hin.", aus der Hand. „Wir versuchen's jetzt mal mit der Wärmeflasche. Sollte das nicht helfen, geb ich dir ein Zäpfchen.", sagt er und legt mir vorsichtig die Wärmeflasche auf den Bauch. Anschließend legt er sich zu mir und zieht mich sanft in seine Arme.

„Sind deine Schmerzen immer so schlimm, wenn du deine Regel hast?" „Naja, fast immer" „Wurde das schon mal untersucht?" Scheiße, ich kann ihm doch nicht sagen, dass ich noch nie beim Frauenarzt war – er würde mich dann sicher untersuchen und das will ich eigentlich nicht. „Ähm, ja...", schwindle ich, jedoch würden sogar Personen, die mich nicht kennen, merken, dass das eine Lüge ist. „Warum lügst du mich an?", fragt er ernst und sieht mir tief in die Augen – so kenne ich ihn gar nicht. Können Gyns feststellen, ob man schon mal untersucht wurde? Falls er mich jemals untersucht, würde er dann wohl schnell merken, dass ich gelogen habe. Was soll ich denn jetzt machen? „Jackie?", drängt er. Sag es ihm doch einfach und stell dich nicht so an. „Ich..." „Ich höre?" Es würde früher oder später sowieso rauskommen. „Ich war noch nie beim Frauenarzt", sage ich leise. „Was? Jackie, das wäre aber schon längst Zeit gewesen – vor allem mit diesen Krämpfen. Das ist echt unvernünftig gewesen.", sagt er belehrend. „Ich weiß, aber ich hatte schon beim Hausarzt Angst. Wie soll ich mich dann da unten von jemand Fremdem anfassen lassen?" Sein Blick wird weicher. „Ein Freund von mir hat eine Praxis. Ich könnte dich dort ganz in Ruhe außerhalb der Öffnungszeiten untersuchen." „Nein, ich will nicht, dass du mich untersuchst." „Ich kann auch den Kollegen von mir fragen. Der ist super lieb und ich könnte dir während der Untersuchung beistehen." „Du hast es wohl nicht ganz verstanden. Ich möchte gar nicht untersucht werden." „Tja, leider steht diese Option nicht zur Auswahl. Mein Freund, ich oder irgendein Fremder Arzt, der sich sicher nicht so viel Zeit nehmen würde wie wir, aber du gehörst gynäkologisch untersucht – keine Diskussion." „Aber ich habe Angst", sage ich und spüre, wie mir eine Träne entwischt. „Das kann ich ja verstehen, aber du brauchst echt keine Angst zu haben – ich würde extrem vorsichtig vorgehen und dir nicht weh tun." „Ich weiß nicht..." „Schatz, vertraust du mir?" „Natürlich vertraue ich dir." „Dann kannst du mir glauben, dass ich dir die Untersuchung so angenehm wie nur möglich machen würde und dass du vor ihr überhaupt keine Angst zu haben brauchst." „Nur wir zwei?" „Nur wir zwei.", sagt er in einem unglaublich ruhigen Tonfall. „Na gut, aber bitte sei vorsichtig." „Ich hatte schon sehr viele Angstpatientinnen und mir haben alle nachher gesagt, dass es nicht so schlimm war, wie sie dachten. Ich gehe immer sehr sanft vor und nehme mir viel Zeit – bei dir kann ich mir sogar noch mehr Zeit nehmen. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen." „Das glaube ich dir ja eh. Ich hoffe, dass ich es auch als nicht so schlimm empfinden werde." „Ganz bestimmt. Also kann ich Noah schreiben?" „Wer ist Noah?" „Der Gynäkologe, dem die Praxis gehört." „Aso ja, ich denke schon", sage ich zögerlich. Ich vertraue Michi mit meinem Leben, es wird schon irgendwie gut gehen. 

Warum ausgerechnet Arzt? (Teil 1)Where stories live. Discover now