Kapitel 38

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Das Wartezimmer sieht gar nicht aus wie eines – sehr modern und schön eingerichtet. Die junge und, wie ich finde, auch sehr nette Sekretärin hat uns vorhin mit den Worten: „Hallo, ihr zwei. Noah meinte, dass ihr kommen würdet. Er hat gerade noch eine Patientin, die aber bald fertig sein sollte – macht es euch ruhig inzwischen gemütlich und nehmt Platz. Ich gehe jetzt, wenn das in Ordnung für euch ist.", begrüßt. Natürlich waren wir einverstanden damit, dass sie Feierabend macht und haben uns jetzt ins Wartezimmer gesetzt. Michi hat wohl gemerkt, dass ich am liebsten flüchten würde, da er mir den ganzen Weg lang, von unten bis zum Sessel, fest seinen Arm um die Taille gelegt hat. „Alles wird gut, mein Schatz", versucht mich Michi nochmal zu beruhigen und streichelt mit seinem Daumen über meine Hand. Wir müssen nicht lange warten, da kommt schon eine Frau aus einem der Zimmer und nach ihr ein Mann, der so etwa im Alter von Michi sein muss und ich muss zugeben, er sieht echt gut aus. „Schönen Abend noch.", sagt er zu der Frau, die dies erwidert und kommt dann auf uns zu. Er hat eine sehr dominante Ausstrahlung, jedoch fühle ich mich irgendwie ab dem ersten Moment in seiner Nähe wohl – schön langsam habe ich das Gefühl, das haben Frauenärzte so an sich. „Hey ihr zwei", sagt er und umarmt Michi zunächst kumpelhaft. Dann wendet er sich mir zu, lächelt mich herzlich an und sagt: „Hey, du musst Jackie sein." „Ja genau" „Schön dich kennenzulernen", sagt er und umarmt nun auch mich. „Ok, ihr könnt schon nach London, also in den Raum 1, gehen – da habt ihr eure Ruhe. Falls was ist, könnt ihr mich einfach rufen. Ich bin gleich nebenan in meinem Büro und Jackie: Ich nehme an, dass du mit Michi alleine sein willst, aber falls du doch jemanden brauchst, der dich während der Untersuchung unterstützt, helfe ich gerne. Natürlich kann ich auch die Untersuchung machen, während Michi dich ablenkt. Einfach nur Bescheid sagen, ja? Ansonsten lasse ich euch in Ruhe.", bietet er freundlich an. Irgendwie finde ich den Gedanken plötzlich nicht mehr so abwegig, ihn bei der Untersuchung dabeizuhaben. Ich hab' keine Ahnung warum, aber ich vertraue ihm. Ich möchte natürlich, dass Michi die Untersuchung durchführt, weil er einer der 4 Menschen auf dieser Welt ist, denen ich am meisten vertraue, aber trotzdem würde ein bisschen zusätzliche Unterstützung vielleicht nicht schaden. Ich nicke ihm dankbar zu, woraufhin er noch einmal beruhigend meine Schulter drückt, mir und Michi ein Lächeln schenkt und dann in sein Büro verschwindet.

„Also, bist du bereit?", fragt Michi und nimmt meine Hand. „Ich denke schon", sage ich und lasse mich in das Untersuchungszimmer führen. Wow, es sieht hier wirklich aus wie in London. Die Tapete ist so gewählt, dass man das Gefühl hat, man wäre nicht in einem Untersuchungszimmer, sondern im Urlaub. „Also, ich würde sagen, wir beginnen einfach mal mit einem Fragebogen – nur Fragen, nichts Schlimmes. Ok?" ich nicke. Irgendwie bringe ich heute nicht wirklich viel raus. Er schnappt sich einen Rollhocker und setzt sich neben mich. „Ok, ein paar Sachen kann ich schon mal ausfüllen", sagt er und sieht konzentriert auf den Ausfüllbogen. „Gut, irgendwelche Erkrankungen bekannt in deiner Familie?" „Nein" „Kannst du dich noch daran erinnern, wann du das erste Mal deine Regel hattest?" „Ich denke mit 11 oder 12?" „In Ordnung... Du meintest, du hast immer so starke Krämpfe. Stimmt das?" „Jap" „Auch andere Beschwerden wie Rückenschmerzen, Kopfschmerzen oder empfindliche Brüste?" Ich schüttle mit dem Kopf. „Du meintest außerdem, dass du nicht masturbierst. Ist das noch immer so?" Ich werde rot. „Warum fragst du das?" „Hey, ich bin dein Freund – das muss dir nicht unangenehm sein. Es ist nur für die Untersuchung relevant, falls du irgendwelche Spielzeuge benutzt." „Nein, tue ich nicht", sage ich beschämt. „In Ordnung, dann wäre es das auch schon. Ich würde vorschlagen, wir machen jetzt erstmal einen Ultraschall über die Bauchdecke – das tut nicht weh und ist auch schnell wieder vorbei. Einverstanden?" „Ich denke schon." „Na dann, bitte leg' dich mal auf diese Liege." Zögerlich stehe ich auf und mache es mir, so gut wie möglich in dieser Situation, auf der Liege bequem. Er schiebt ein großes Gerät näher zu uns und setzt sich dann auf einen Drehsessel. „Ich schiebe das Shirt jetzt ein bisschen nach oben und deine Hose und Unterhose etwas nach unten, ja?" „Mhm" Sanft legt er meinen Bauch frei und nimmt sich das Gel. „Gut, jetzt wird es kurz kalt – nicht erschrecken. Er verteilt das Gel auf meinem Bauch und obwohl er mich gewarnt hat, zucke ich kurz zusammen. „Ja, ich weiß", sagt er mitleidig und schaut dann konzentriert auf den Bildschirm, bevor er das Ding zu mir schiebt und mir alles genau erklärt – zum Glück ist alles in Ordnung. „Ok, perfekt. Jetzt würde ich gerne dein Herz abhören. Bleib ruhig so liegen", sagt er und holt sich ein Stethoskop, dass er kurz anwärmt und dann unter mein Oberteil schiebt. Er gibt mir Anweisungen, wie ich atmen soll und ist auch wieder schnell damit fertig.

Nach ein paar weiteren Untersuchungen, wie Blutdruckmessen und Fiebermessen im Ohr, meint er, dass er jetzt meine Brüste abtasten wird. „Muss das denn sein?" „Ja, leider. Das ist einer der wichtigsten Teile der Untersuchung, aber wenn du möchtest, kann ich zuerst unter deinem Oberteil tasten. Dass sie gesund aussehen, weiß ich sowieso.", sagt er und lächelt mir frech zu. Ich gehe jedoch nicht darauf ein und sage ihm einfach, dass er das bitte so tun soll. Kurz darauf spüre ich auch schon seine Hände unter meinem Shirt und merke, wie er meinen BH öffnet. „So, ich beginne jetzt mit dem Tasten, ok?" „Ja" Er sieht mir während der Untersuchung die ganze Zeit ins Gesicht, während ich versuche, woanders hinzusehen. Ich spüre, wie er ganz sanft zuerst meine rechte und dann meine linke Brust abtastest. Kurze Zeit später ist es auch schon wieder vorbei. „Ok, fertig. Du machst das wirklich toll bis jetzt. Leider steht nun die Untersuchung an, die wohl am unangenehmsten für dich ist." Obwohl ich große Angst vor dem habe, was jetzt ansteht, vertraue ich ihm und bin dankbar dafür, dass er zuerst die anderen Untersuchungen durchgeführt hat, so, dass ich mich ein bisschen an die Umgebung gewöhnen konnte. „Wir können Noah jederzeit dazu holen, wenn du willst." „Ich weiß", sage ich und lächle ihm dankbar zu. „Ok, wenn du bereit bist, gehst du bitte hinter den Pavillon und machst dich einmal frei. Unterhose kannst du noch anlassen." Etwas beschämt gebe ich ihm einen Kuss auf die Wange, um ihm zu zeigen, dass ich dankbar für sein Verständnis und seine liebevolle Behandlung bin und verschwinde dann, um mich zu entkleiden.

Warum ausgerechnet Arzt? (Teil 1)Where stories live. Discover now